Wie man mehr Menschen in Museen für moderne Kunst locken kann
Eine von der Universität Florenz angeführte Studie hat gezeigt, dass die ein Museum für moderne Kunst Besuchenden den Kunstwerken gegenüber aufgeschlossener und positiver eingestellt sind, wenn sie ausführliche Informationen über diese erhalten. Die im Rahmen des EU-finanzierten Projekts GenPercept durchgeführte Untersuchung zeigt, dass erklärende Beschriftungen zu einem besseren Verständnis und einer befriedigenderen ästhetischen Erfahrung führen als einfache Schildchen, die nur grundlegende Informationen über das Kunstwerk liefern. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „PLoS ONE“ veröffentlicht. Der Einsatz von informativen Mitteln ist für die Museen zu einem strategischen Ziel geworden, da sich gezeigt hat, dass sie eine entscheidende Rolle bei der Optimierung des kulturellen und ästhetischen Erlebnisses bei Menschen spielen, die keine Fachleute sind. Wie sich die Beschreibungen von Kunstwerken auf die Qualität der ästhetischen Erfahrungen der Besuchenden auswirken, ist bislang jedoch nur wenig erforscht. Dreißig an Hochschulen Studierende im Alter von 21 bis 30 Jahren nahmen an der Studie teil. Sie verfügten über kunstgeschichtliches Wissen auf Sekundarschulniveau, und niemand von ihnen studierte Kunst. Beim ersten Mal besuchten sie ein Museum für moderne Kunst und erhielten vor dem Betrachten der Gemälde nur grundlegende Informationen über jedes Kunstwerk: den Namen der Kunstschaffenden, den Titel des Kunstwerks, das Entstehungsjahr und die verwendete Technik. Als sie fünf bis sechs Wochen später zurückkehrten, fanden zehn Studierende genau dieselben Informationen vor, während zwanzig von ihnen detailliertere Beschreibungen der einzelnen Kunstwerke einschließlich ihres Hintergrunds und ihrer Bedeutung erhielten.
Mehr Details sind besser
„Wir stellten fest, dass die Menschen nach detaillierten Beschreibungen mehr Zeit damit verbringen, die Kunstwerke zu betrachten, ihre Augen mehr auf der Suche nach den beschriebenen Elementen umherwandern, ihre Hautleitfähigkeit und Pupillengröße zunehmen, und sie insgesamt den Inhalt spannender und weniger komplex finden“, erklären die Autorinnen und Autoren in der Studie. Im Gegensatz dazu verbrachten die zehn Teilnehmenden, die zum zweiten Mal die grundlegenden Informationen erhielten, bei ihrem zweiten Besuch deutlich weniger Zeit mit dem Anschauen der Kunstwerke. Die mit detailliertem Wissen versorgten zwanzig Teilnehmenden beschrieben, dass sie beim zweiten Mal mehr positive und weniger negative Emotionen empfanden. Außerdem gaben sie an, dass das Kunstwerk leichter zu verstehen war und der Titel informativer erschien. Ihre ästhetische Wertschätzung der einzelnen Kunstwerke sowie ihr Interesse und ihre Neugier auf andere Kunstwerke derselben künstlerisch tätigen Person veränderten sich jedoch nicht. Die Ergebnisse der Untersuchungen von GenPercept (Spatio-temporal mechanisms of generative perception) zeigen, dass die Menschen in Hinsicht auf die kognitive und emotionale Beteiligung in hohem Maße profitieren, wenn sie mit detaillierten Informationen über moderne Kunstwerke ausgestattet werden. „Insgesamt legt unsere Arbeit nahe, dass die Ausarbeitung lehrreicher Beschriftungen, die eher auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und nicht auf qualitativen Beobachtungen beruhen, ein vorrangiges Ziel für die Museen bilden sollte“, betonen die Forschenden. „Wenn die Museen ein breiteres Publikum ansprechen wollen, müssen sie ihre Aufmerksamkeit auf didaktische Instrumente wie Tafeln und Beschriftungen richten, wobei die Hoffnung besteht, damit Lücken zu schließen, die durch das fehlende Kunstwissen entstehen. Ganz besonders gilt das für moderne Kunst, die weniger bekannt sowie für nicht mit Kunst vertraute Menschen schwieriger zu verstehen und zu würdigen ist, da diese den Museumsbesuch aufgrund ihrer geringen Kunstkenntnisse ansonsten als frustrierende Erfahrung erleben können.“ Weitere Informationen: GenPercept-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
GenPercept, Kunst, Kunstwerk, moderne Kunst, Museum, ästhetisch