Städte bei der Neukonzeption ihrer Wasserinfrastruktur unterstützen
Mit dem Wachstum der Stadtbevölkerungen nehmen auch Probleme wie die Wasserknappheit und eine unzureichende und unsichere Wasserversorgung zu. Um ihren steigenden Wasserbedarf zu decken, nutzen viele Städte eine Wasserversorgungsinfrastruktur, die sich entweder schwer oder nur mit hohem Kostenaufwand anpassen, erweitern oder ersetzen lässt. Um gegenüber dem Klimawandel und den dadurch verursachten Belastungen für ihre Wassersysteme widerstandsfähiger zu werden, müssen Städte ihre Wasserinfrastruktur neu gestalten. Das EU-finanzierte Projekt MULTISOURCE, das 2021 begann, entwickelt derzeit naturbasierte Lösungen für die städtische Wasseraufbereitung, -speicherung und -wiederverwendung. Naturbasierte Lösungen nutzen in der Natur vorkommende Prozesse, um gesellschaftliche Herausforderungen wie den Klimawandel, die menschliche Gesundheit und die Wassersicherheit in einer Weise zu bewältigen, die dem Wohl der Menschen ebenso zugute kommt wie der biologischen Vielfalt.
Erprobung unterschiedlicher Szenarien
MULTISOURCE führt derzeit sieben Pilotprogramme zur Aufbereitung verschiedener Arten von städtischem Wasser durch. Insgesamt laufen sechs Pilotprojekte in Europa – Lyon (Frankreich), Leper (Belgien), Merone (Italien), Girona (Spanien), Leipzig (Deutschland) und Oslo (Norwegen) – sowie eines in den USA (Bozeman). Die Pilotprojekte befassen sich mit Herausforderungen wie der Aufbereitung und Wiederverwendung von häuslichem Abwasser und Mischwasserabfluss, der Wiederverwendung von Grauwasser, der Aufbereitung und Wiederverwendung von Straßenablaufwasser, der Regenrückhaltung und der Aufbereitung von Schwarzwasser. Ein auf der Website von MULTISOURCE veröffentlichtes Kurzdossier skizziert die Ziele des Projekts. Die wissenschaftliche Zielsetzung umfasst die Beseitigung von Schadstoffen, Krankheitserregern und anderen Stoffen aus städtischem Wasser; die Durchführung von Risikobewertungen; die Optimierung der Wasseraufbereitungseffizienz von verbesserten Wasseraufbereitungssystemen und ihre Bewertung; und die Ermittlung von innovativen Partnerschaften und die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit. Auch die technische Zielsetzung ist ehrgeizig. So wird das Projekt ein quelloffenes Kartierungssystem entwickeln, um Problembereiche in städtischen Kanalisationsnetzen zu ermitteln; ein Instrument zur Auswahl sektorübergreifenden Technologien erstellen; Szenarien antizipieren, um schnelle Lösungen bereitstellen zu können; und weltweit Leitlinien für den Einsatz von naturbasierten Lösungen zur Wasseraufbereitung bereitstellen. Indem MULTISOURCE naturbasierte Lösungen fördert, die CO2 abscheiden und die städtischen Abwassersysteme entlasten können, wird das Projekt nicht nur zur Eindämmung des Klimawandels beitragen, sondern auch den Städten bei ihrer Klimaanpassung helfen. Eine Studie, die zum Teil von MULTISOURCE unterstützt wurde, untersuchte die Gestaltung von städtischen Netzwerken zur Wasserwiederverwendung mithilfe eines Entscheidungsfindungsinstruments, das für jedes gegebene Szenario automatisch das bestmögliche Verteilungsnetz für gereinigtes Wasser berechnet. Das Instrument ermittelt nicht nur die maximale Menge an bereitgestelltem gereinigtem Wasser pro Investitionskosteneinheit, sondern zudem auch Länge und Durchmesser der dafür erforderlichen Leitungsrohre, Standort und Größe der Speichertanks, den versorgten Bevölkerungsanteil sowie die Baukosten – also alles unter derselben Architektur“, heißt es in der Studie, die in der Fachzeitschrift „npj Clean Water“ erschien. In Zusammenarbeit mit lokalen, nationalen und internationalen Interessengruppen strebt MULTISOURCE an, eine Vielzahl von Lösungen zur verbesserten natürlichen Wasseraufbereitung für ein breites Spektrum an städtischen Wasserarten zu demonstrieren. Laut dem Kurzdossier wird das Projekt überdies „innovative Instrumente, Methoden und Geschäftsmodelle entwickeln, die die städteweite Planung und den Langzeitbetrieb und die langfristige Instandhaltung von naturbasierten Lösungen zur Wasseraufbereitung, -speicherung und -wiederverwendung in Stadtgebieten unterstützen können“. Das Projekt MULTISOURCE (ModULar Tools for Integrating enhanced natural treatment SOlutions in URban water CyclEs) endet 2025. Weitere Informationen: MULTISOURCE-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
MULTISOURCE, Stadt, städtisch, Wasser, Wasseraufbereitung, Wiederverwendung, naturbasierte Lösung