Was passiert, wenn die Alkoholpreise gesenkt werden?
Alkohol und Schwangerschaft vertragen sich nicht. Alkoholkonsum während der Schwangerschaft kann das Risiko einer Fehlgeburt, einer Frühgeburt oder eines untergewichtigen Säuglings erhöhen – und es ist keine sichere Alkoholmenge für diesen Zeitraum bekannt. Obwohl Alkoholkonsum während der Schwangerschaft nicht verboten ist, unterstützt die nationale Gesundheitspolitik Enthaltsamkeit. Was passiert aber, wenn eine Regierung die Alkoholpreise senkt, wodurch dieser leichter verfügbar ist? Werden die Geburtsergebnisse eines Landes davon beeinflusst? Und wenn ja, wie? Vom EU-finanzierten Projekt HEALTHINEQ unterstützte Forschende analysierten eine Steuersenkung aus dem Jahr 2004, die in Finnland zu einem Rückgang der Alkoholpreise außerhalb von Lokalen um 33 % führte, um diese Fragen zu beantworten. Anhand der nationalen Register des Landes verglichen sie die Ergebnisse von Schwangerschaften, die zwei Jahre vor und ein Jahr nach der Preissenkung begannen, und untersuchten außerdem, wie diese Ergebnisse durch das Alter der Mutter und das Haushaltseinkommen beeinflusst wurden. Die Bevölkerungsstichprobe der Studie umfasste fast 170 000 Schwangerschaften und etwa 32 400 vorzeitig beendete Schwangerschaften. Gemessen wurden das Geburtsgewicht, das Schwangerschaftsalter, die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind unter 2,5 kg zur Welt kommt, Frühgeburten, angeborene Fehlbildungen und der Prozentsatz der registrierten Schwangerschaftsabbrüche.
Mehr Fehlgeburten, mehr Frühgeburten, kleinere Babys
Das Forschungsteam fand heraus, dass reduzierte Alkoholpreise mit einem Anstieg der Schwangerschaftsabbrüche um 0,84 Prozentpunkte unmittelbar nach der Preissenkung verbunden waren. Außerdem war bei Frauen mit niedrigem Einkommen nach der Preissenkung die Wahrscheinlichkeit eines niedrigen Geburtsgewichts um 1,5 Prozentpunkte und die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt um 1,98 Prozentpunkte höher. „Obwohl sich die meisten dieser Assoziationen bei Schwangerschaften, die später nach der Preissenkung begannen, abschwächten, deutet unsere Studie darauf hin, dass Preise und die Verfügbarkeit von Alkohol einen Einfluss auf die Ergebnisse der reproduktiven Gesundheit haben. Darüber hinaus bleiben die möglichen späteren gesundheitlichen und sozioökonomischen Folgen für die exponierten Teilnehmerinnen bestehen“, schreiben die Autorinnen und Autoren in ihrer wissenschaftlichen Arbeit, die in der Fachzeitschrift „Addiction“ veröffentlicht wurde. Der kurzfristige Anstieg der Zahl der Schwangerschaftsabbrüche und der negativen Folgen bedeutet, dass nach der Preissenkung eine Zeit lang mehr getrunken wurde. Nach diesem Zeitraum kehrten die Frauen zu ihrem früheren Verbrauchsniveau oder -verhalten zurück. Eine auf der Website der Universität Helsinki (Finnland), an der das Projekt stattfand, veröffentlichte Pressemitteilung gibt Aufschluss darüber, warum dies geschehen ist: „Eine naheliegende Erklärung für diese Ergebnisse ist, dass Menschen mit Geldproblemen mehr trinken, wenn Alkohol erschwinglicher wird. Ein Anstieg des Alkoholkonsums in der Bevölkerung würde zu einem Anstieg der pränatalen Alkoholexposition und zu einem entsprechenden Anstieg der nachteiligen Geburtsergebnisse führen. Eine andere plausible Erklärung ist, dass niedrigere Alkoholpreise zu einem Anstieg der ungewollten Schwangerschaften und damit zu einem entsprechenden Anstieg der Schwangerschaftsabbrüche führen können.“ Das Projekt HEALTHINEQ (Social inequalities in population health: integrating evidence from longitudinal, family-based and genetically informed data) zielt darauf ab, unser Verständnis dafür zu verbessern, wie familiäre und genetische Faktoren mit individuellen sozialen Merkmalen verwoben sind und wie sie sich in gesundheitlichen Ergebnissen unter verschiedenen sozialen Bedingungen auf Makroebene manifestieren. Das Projekt endet im Jahr 2026. Weitere Informationen: Projekt HEALTHINEQ
Schlüsselbegriffe
HEALTHINEQ, Alkohol, Schwangerschaft, vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft, Schwangerschaftsabbruch, Fehlgeburt, Geburt, Baby, pränatale Exposition