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Vorstoß zum ältesten Eis der Erde

Von der EU unterstützte Forschende bohren über 800 Meter tief in den antarktischen Eisschild, um rund 50 000 Jahre der Temperatur- und Treibhausgasentwicklung auf der Erde zu ergründen.

Das EU-finanzierte Projekt Beyond EPICA hat seine zweite Bohrkampagne am entlegenen Bohrstandort „Little Dome C“ in der Antarktis abgeschlossen. Es wird einen Eiskern, der aus den Tiefen des antarktischen Eisschildes gehoben wurde, analysieren, um die Temperaturen und Treibhausgaskonzentrationen im Verlauf der letzten 1,5 Millionen Jahre zu rekonstruieren.

Erfolgreich trotz Widrigkeiten

Bei dieser zweiten Kampagne konnte das Projekt bisher eine Bohrtiefe von 808,47 Metern erreichen. Die klimatischen und atmosphärischen Informationen, die in dieser Tiefe im Eis gespeichert sind, erstrecken sich auf die vergangenen 49 300 Jahre. Dieses beachtliche Zwischenergebnis wurde nach fast zwei Monaten harter Arbeit erzielt, die durch unvorhergesehene technisch bedingte Verzögerungen und ungünstige Wetterverhältnisse behindert wurde. Endgültiges Ziel ist es, bis in eine Tiefe von 2 700 Metern vorzudringen. Das entspricht der Dicke des Eisschildes unter Little Dome C. „Diese Saison ist schwierig verlaufen, führte aber dank der gewaltigen Anstrengungen des Teams zu fantastischen Ergebnissen. Dafür war es zwei Monate lang unermüdlich am Camp bei Little Dome C zugange. Es testete zunächst die Ausrüstung und drang dann in eine beachtliche Tiefe von 808 Metern vor, wo es qualitativ hochwertige Eiskerne barg. Damit ist der Anfang für die nächste Bohrsaison von Beyond EPICA gemacht“, sagt der Projektkoordinator von Beyond EPICA, Dr. Carlo Barbante vom Institut für Polarwissenschaften des italienischen Nationalen Forschungsrates (CNR-ISP), in einer Pressemitteilung auf der Projektwebsite. Das Forschungsteam schloss zunächst die Installation und Feinjustierung des Tiefeisbohrsystems ab und setzte dann die Bohrarbeiten fort, die in der ersten Bohrsaison begonnen hatten. Um bei der Extraktion der Tiefeiskerne optimale Ergebnisse zu erzielen, passten die Forschenden das Bohrsystem vom deutschen Projektpartner, dem Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), an und setzten 3,5 Meter lange Bohrrohre ein. In den letzten Arbeitstagen des Bohrprogramms testeten sie dann allerdings 4,5 Meter lange Bohrrohre und konnten damit einen 4,52 Meter langen Eiskern an einem Stück bergen. Dr. Rob Mulvaney vom British Antarctic Survey des Projektpartners United Kingdom Research and Innovation (UKRI) und Prof. Frank Wilhelms vom AWI erklären: „Das ist eine bedeutende Leistung des AWI-Bohrsystems: Dieser Eiskern ist der längste, der je im Rahmen eines europäischen Projekts gebohrt wurde. Er hat deshalb so große Bedeutung, da er zeigt, dass wir in größeren Tiefen, wo das Auf- und Abwinden zunehmend mehr Zeit erfordert, pro Bohrgang längere Kerne bergen können. Das wiederum heißt, dass wir mit den Bohrungen schneller vorankommen und wohl in kürzerer Zeit bis zum Untergrund und dem ältesten Eis der Erde vordringen werden.“ In diesem Eis schlummern jahrhunderte- bis jahrtausendealte Geheimnisse über die Temperatur und Atmosphäre der Erde. Durch die Analyse der Eiskerne werden die Forschenden von Beyond EPICA (Beyond EPICA Oldest Ice Core: 1,5 Myr of greenhouse gas – climate feedbacks) Informationen über die Treibhausgase in der Atmosphäre der Vergangenheit erhalten und Erkenntnisse über die Temperaturentwicklung im Laufe der Zeit gewinnen. „Wir gehen davon aus, dass uns dieser Eiskern Aufschluss über das Klima der Vergangenheit und die Treibhausgase in der Atmosphäre des mittelpleistozänen Übergangs vor 900 000 bis 1,2 Millionen Jahren geben wird“, sagt Dr. Barbante. „Während dieses Übergangs änderte sich die Periodizität des Klimas zwischen Eiszeiten von 41 000 auf 100 000 Jahre. Warum genau das passiert ist, ist das Rätsel, das wir zu lösen hoffen.“ Weitere Informationen: Projektwebsite von Beyond EPICA

Schlüsselbegriffe

Beyond EPICA, Eis, Eiskern, Antarktis, Bohrung, Little Dome C, Treibhausgas, bohren

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