Natur und kulturelles Erbe als Motor für nachhaltige Wiederbelebung ländlicher Regionen
83 % der Gesamtfläche entfallen in der EU auf den ländlichen Raum, wo fast ein Drittel der EU-Bevölkerung lebt. Seit Tausenden von Jahren koexistieren hier Mensch und Natur, was ein einzigartiges kulturelles Erbe darstellt. So muss ländlicher Raum einerseits vor gefährdenden ökonomischen, gesellschaftlichen und ökologischen Einflüssen geschützt, aber auch als wichtiger Motor für nachhaltige Entwicklung und Wachstum anerkannt werden.
Drehscheibe für ländliche Erneuerung auf Basis des kulturellen Erbes
Das EU-finanzierte Projekt RURITAGE sollte für spezifische ländliche Regionen deren einzigartiges Natur- und Kulturerbe untersuchen und auf dieser Basis ländliche Erneuerung vorantreiben. Hierzu entwickelte das Konsortium das Rahmenwerk SIA (Systemic Innovation Areas), in dem systemische Innovationen in den Bereichen Pilgertourismus, Resilienz, nachhaltige lokale Lebensmittelerzeugung, integriertes Landschaftsmanagement, Migration sowie Kunstprojekte und Festivals vertreten sind. Das Projekt RURITAGE spezifizierte 13 ländliche Gebiete als Modellregionen, u. a. die Provinz Asti, Italien, die Stadt Visegrád, Ungarn, und die Insel Lesbos, Griechenland, da dort ländliche Erneuerung auf Basis des vorhandenen Natur- und Kulturerbes bereits gelang. Auswahlkriterien waren die sechs systemischen Innovationsbereiche. Dabei wurde analysiert, welche praktischen Ansätze in den Modellregionen gut funktioniert hatten, um sie auf sechs spezifische „Replikator“-Regionen anzuwenden. Replikatorregionen sind ländliche Gemeinden, die ihr kulturelles Erbe für eine Neubelebung zwar nutzen wollen, jedoch bislang nicht über die nötigen Fähigkeiten, Kenntnisse und Kapazitäten verfügen.
Aufbau tragfähiger Verbindungen zu Gemeinden
Alle Modellregionen und Replikatoren richteten für sich jeweils einen Informationspunkt ein, den sogenannten „Rural Heritage Hub“ (RHH), über den lokale Interessengruppen Methoden und Wissen austauschen konnten. „Diese Treffpunkte waren quasi Lebendlabore, in denen lokale Interessengruppen und Bevölkerung gemeinsam neue Strategien für ihr Gebiet erarbeiten konnten, die kulturelles Erbe präsentieren“, erklärt Projektkoordinatorin Simona Tondelli. Über partizipative Planung wurde gewährleistet, dass Erfahrungen der Modellregionen auf die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen der Replikatoren zugeschnitten und angepasst werden konnten. Diese Gemeindezentren dienten als (physische und digitale) Knotenpunkte und werden auch über RURITAGE hinaus bestehen bleiben im Sinne eines tragfähigen Netzwerks, mit dem auf kulturelles Erbe zurückgegriffen werden kann, um ländlichen Raum neu zu beleben.
Erfolg von RURITAGE in Zahlen
Für das Projekt arbeiteten mehr als 3 440 Bürger und Bürgerinnen in den Gemeindezentren mit. Zudem wurden 39 Gebäude restauriert bzw. nutzbar gemacht, der Zugang zu sechs Kulturstätten und 230 Kilometern Kulturrouten verbessert, 550 Kilometer Rad-/Wanderwege ausgebaut und 66 Festivals und Kunstausstellungen organisiert. RURITAGE richtete weiterhin 65 neue Hotspots für besseren Netzempfang ein und organisierte Webinare für mehr als 2 680 Personen. In Bezug auf das Finanzierungsbudget mobilisierte das Projekt zusätzliche 204 276 EUR für Maßnahmenpläne der Replikatoren und 1 220 000 EUR für deren Weiterführung nach Projektende. „RURITAGE ist ein dynamisches Projekt, das gleichermaßen die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Blick hat“, betont Tondelli. Um die Nachhaltigkeit des Projekts sicherzustellen und alle Ergebnisse sinnvoll umzusetzen, richtete das Konsortium das Informationsportal Resources Ecosystem ein. Die digitalen Tools sind frei zugänglich, um mithilfe der von RURITAGE entwickelten Methodik die Neubelebung lokaler Gemeinden und nachhaltiges Wachstum zu unterstützen.
Schlüsselbegriffe
RURITAGE, ländliche Gebiete, Neubelebung, Naturerbe, Kulturerbe, Rural Heritage Hub, Informationszentrum für ländliche Erneuerung