Startschuss für das Recycling von Hochleistungsmagneten in Europa
Eine neue Anlage an der Universität Birmingham im Vereinigten Königreich wird seltene Erden recyceln, die in Hochleistungsmagneten für elektronische Geräte zur Verwendung kommen sollen. Die Pilotanlage wurde mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts SUSMAGPRO in Betrieb genommen und bildet einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Kommerzialisierung der Recyclingtechnologie für Seltenerdmagnete in Europa. Seltenerdmagnete aus Neodym, Eisen und Bor (NdFeB-Magnete) sind wichtige Bestandteile von Windturbinen und Elektrofahrzeugen sowie Geräten – von Festplattenlaufwerken und Lautsprechern bis hin zu Magnetresonanztomographen. Trotz der Bedeutung dieser starken Dauermagnete für viele europäische Industriezweige werden in der EU derzeit allerdings nur weniger als 10 % der für die Produktion benötigten Seltenerdmetalle abgebaut. Hierfür gibt es einen guten Grund: Die Förderung von seltenen Erden verursacht erhebliche Umweltschäden. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass wir weit mehr NdFeB-Magnete benötigen, als derzeit hergestellt werden.
Wertvolle seltene Erden zurückgewinnen
Die Pilotanlage bietet eine Lösung für dieses Problem: ein vollständiges Wiederaufbereitungsverfahren. Sie wird das wertvolle NdFeB, das in Magneten von ausgemusterten Elektromotoren, Elektronikabfällen und Bauteilen enthalten ist, zurückgewinnen und in handelsübliche magnetische Materialien zurückverwandeln. „Diese Pilotanlage ebnet den Weg für das Vereinigte Königreich, eine führende Rolle beim Recycling von Hochleistungsmagneten zu übernehmen“, erklärt Prof. Allan Walton vom SUSMAGPRO-Projektpartner Universität Birmingham in einer auf der Universitätswebsite veröffentlichten Pressemitteilung. „Neben den Technologien und Anlagen, die wir entwickelt haben, verfügen wir über eine Fülle von Fachwissen aus Industrie und Forschung. Diese Partnerschaften bilden eine solide Grundlage für den Erfolg dieses neuen Industriezweigs.“ Prof. Walton stellt außerdem heraus, welchen Beitrag die Pilotanlage für die Industrie leistet: „Es ist von entscheidender Bedeutung, Verfahren zu entwickeln, die eine nachhaltige Versorgung mit diesen Materialien sicherstellen und die Abhängigkeit von neu gewonnenen Metallen verringern. Da derzeit weniger als fünf Prozent der Altmagnete recycelt werden, stellt dies einen wichtigen Prozess dar, um das Problem des weltweiten Defizits bei der Magnetherstellung anzugehen.“ Die Recyclinganlage wird Altmetalle aus Festplatten, Lautsprechern, Windturbinen, Elektromotoren und einer Vielzahl anderer Quellen verarbeiten. Sie nutzt ein patentiertes Verfahren zur Hydrierung von Magnetabfällen (Hydrogen Processing of Magnet Scrap, HPMS), das vom Universitätsteam erarbeitet wurde. HPMS setzt Wasserstoff ein, um die gebrauchten Magnete freizusetzen und zu zerlegen, so dass sie in ein Legierungspulver für die Wiederverwertung verwandelt werden können. Ein 1 200-Liter-Druckbehälter kann bis zu 100 kg Magnete pro Tag aufbereiten. Wie in der Mitteilung berichtet, „wird das entstehende Pulver bei diesem Prozess entmagnetisiert und kann dann weiter veredelt werden, bevor es einen Press- und Sintervorgang durchläuft, bei dem die wiedergewonnenen Materialien verdichtet und erhitzt werden, um neue Magnete zu bilden.“ Durch die Verwendung dieser Methode wird bei der Herstellung von Magneten 88 % weniger Energie verbraucht als bei der Herstellung aus ursprünglichen Quellen. Das Projekt SUSMAGPRO (Sustainable Recovery, Reprocessing and Reuse of Rare-Earth Magnets in a Circular Economy (SUSMAGPRO)) wurde 2019 ins Leben gerufen und zielt auf die Entwicklung einer Recycling-Lieferkette für NdFeB-Magnete in Europa ab. Damit ist es eines der größten Magnetprojekte auf dem Kontinent. Weitere Informationen: SUSMAGPRO-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
SUSMAGPRO, Magnet, Seltenerdmagnet, Seltenerdmaterial, Recycling, Neodym, Eisen, Bor, NdFeB