Das Risiko bei Investitionen in geothermische Energie verringern
Die Gewinnung von geothermischer Energie ist mit technischen und wirtschaftlichen Risiken verbunden. So besteht zum Beispiel die Möglichkeit, dass nach den Bohrungen nicht die erwartete, finanziell tragfähige geothermische Energiequelle zu finden ist. Oder aber diese Quelle ist auf natürliche Weise erschöpft, womit ihre Ausbeutung sich nach einigen Jahren als wirtschaftlich unrentabel erweisen würde. Der Untergrund muss erkundet werden, um festzustellen, ob eine bestimmte Region als geothermische Energiequelle geeignet ist. Diese Risiken bezüglich der Energiequelle verhindern häufig die Einrichtung von Geothermieprojekten in Europa, da die Kosten hoch sind und nur wenige Mittel für diese Entwicklungsphase zur Verfügung stehen.
Integrierte europäische Anstrengungen zur Risikominderung im Bereich der Geothermie
Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts GEORISK wurde vorgeschlagen, die mit der Erarbeitung von Geothermieprojekten verbundenen Risiken aufzuzeichnen, um Investitionen aus privatem Kapital anzulocken. Das Projekt wurde vom Europäischen Geothermierat (European Geothermal Energy Council, EGEC) geleitet und brachte die wichtigsten an Projekten zur Nutzung der tiefen Geothermie für Strom und/oder Wärme beteiligten Interessengruppen zusammen. Dazu gehören Geothermieverbände, Unternehmen, öffentliche Einrichtungen, die sich mit der Risikominderung anhand geologischer Gutachten befassen, und Institutionen, die sich mit geologischen und geothermischen Aktivitäten, Energie und der Finanzierung öffentlicher Einrichtungen beschäftigen. GEORISK konzentrierte sich auf wichtige Länder in Europa, in denen das Potenzial für tiefe Geothermie, die geologischen Gegebenheiten und die Marktreife unterschiedlich ausfallen. In Deutschland, Frankreich und der Türkei sind die Märkte für geothermische Strom- und Fernwärmeanlagen eher reif, während sich die Märkte in Griechenland, Ungarn, Polen und der Schweiz in einer Übergangsphase befinden.
Ein Online-Werkzeug von GEORISK
Die Partner erstellten ein Risikoregister, das sechs Risikokategorien umfasst: externe Risiken aufgrund natürlicher oder anthropogener Faktoren, Risiken aufgrund von Unsicherheiten im externen Kontext, Risiken aufgrund interner Unzulänglichkeiten, Risiken aufgrund von Unsicherheiten im Untergrund, technische Fragen und Umweltrisiken. Das Register kann als Tabellenkalkulation zusammen mit Informationen zur Bewertung der Bedeutung der einzelnen Risiken heruntergeladen werden. „GEORISK deckte alle plausiblen Risiken ab, mit denen die Entwickelnden von Geothermieprojekten konfrontiert sind, sowie Maßnahmen zur Risikominderung“, erklärt Philippe Dumas, Projektkoordinator und Generalsekretär der EGEC. Der Überblick über die damit verbundenen Risiken half in der Projektentwicklung Tätigen und Marktbeteiligten, Finanz- und Risikoversicherungssysteme zur Risikominderung zu analysieren und geothermische Quellen direkt mit anderen erneuerbaren Energiequellen zu vergleichen.
Systeme zur Risikominderung
Die neue EU-Richtlinie über erneuerbare Energien schlägt die Einführung eines Rahmens zur Risikominderung vor, um die Kapitalkosten für erneuerbare Wärme- und Kälteprojekte zu senken. GEORISK unterstützte die Partnerländer beim Aufbau nachhaltiger Risikominderungs- und Versicherungssysteme, die geothermische Ressourcen und technische Risiken berücksichtigen. Die Schweiz schlug eine zusätzliche Risikogarantie vor, um die bestehenden Finanzhilfen zu ergänzen, während Deutschland ein neues Finanzierungsinstrument für erneuerbare Wärmenetze mit 40 % Zuschuss einführen wird. Frankreich hat neben einem Exportfonds eine neue Regelung zur Risikominderung eingeführt, und die Türkei hat zwei Finanzierungsaufrufe für Geothermieprojekte veröffentlicht. Polen schlug vor, einen Risikoversicherungsfonds in seine Geothermieplanung bis 2040 aufzunehmen, während Ungarn eine Geothermie-Plattform mit Zugang zu geologischen Daten für die Projektentwicklung einrichtete. Griechenland hat dem Ministerium für Umwelt und Energie einen Vorschlag unterbreitet. Die im Rahmen von GEORISK gesammelten Erfahrungen wurden in anderen europäischen Zielländern (Belgien, Dänemark, Kroatien, Niederlande, Slowenien) und außerhalb Europas (Chile, Kanada, Kenia, Mexiko) aufgegriffen. Was die Zukunft angeht, so betont Dumas: „Unser Konzept hilft dabei, in ganz Europa maßgeschneiderte Programme zur Risikominderung in der Geothermie auf nationaler oder EU-Ebene auszuarbeiten.“
Schlüsselbegriffe
GEORISK, geothermische Energie, Geothermieprojekte, Risikominderungsprogramm, Ressourcenrisiko, Risikoregister