Skip to main content
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Article available in the following languages:

Dichter besiedelte Städte in Europa

Einer aktuellen Studie zufolge werden die meisten europäischen Städte aufgrund verstärkter Zuwanderung und geringerem Flächenverbrauch für den Wohnungsbau immer dichter.

Gesellschaft icon Gesellschaft

Wachsende Städte bergen mehrere Gefahren: Sie bedrohen die biologische Vielfalt, führen zum Verlust von landwirtschaftlichen Nutzflächen und tragen zum Klimawandel bei. In Städten mit einer hohen Bevölkerungsdichte, also vielen Menschen, die in einem bestimmten Gebiet leben, ist der Platzbedarf, um die Bevölkerung unterzubringen, jedoch geringer. Grundstücke, die sonst für den Wohnungsbau genutzt würden, könnten dementsprechend für andere Zwecke genutzt werden. Hinweise deuten zwar darauf hin, dass die Städte durch Verdichtung nachhaltiger gestaltet werden könnten, doch trotzdem ist die Bevölkerungsdichte in den meisten städtischen Gebieten weltweit zwischen 1970 und 2010 zurückgegangen. Tatsächlich standen europäische Städte – die zu den am wenigsten verdichteten Städten weltweit gehören – „an der Spitze dieses Trends zur Entzerrung“, heißt es in einem Beitrag in der „Sustainability Community“ von Springer Nature. In den jüngst vergangenen Jahrzehnten scheinen die europäischen Städte jedoch verschiedene Wege der Stadtentwicklung eingeschlagen zu haben. Von den EU-finanzierten Projekten CONNECTING Nature und CLEARING HOUSE unterstützte Forschende untersuchten die Entwicklung der Bevölkerungsdichte in rund 330 europäischen Städten zwischen 2006 und 2018 sowie die zugrunde liegenden Trends bei Wohnflächen und Bevölkerung, um sich ein klareres Bild zu verschaffen. „Wir stellten die Hypothese auf, dass verschiedene Arten des Bevölkerungswandels unterschiedliche Auswirkungen auf die Stadtentwicklung haben könnten“, schreibt Dr. Chiara Cortinovis von der Humboldt-Universität zu Berlin, Partner der Projekte CONNECTING Nature und CLEARING HOUSE, im genannten Beitrag. „Aus diesem Grund haben wir die Gesamtveränderung unterteilt – in eine natürliche Veränderung, also die Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen, und einen Wanderungssaldo, also die Differenz zwischen Ein- und Ausgewanderten“, fährt Dr. Cortinovis fort, die auch Erstautorin der in der Zeitschrift „npj Urban Sustainability“ veröffentlichten Studie ist.

Sich verändernde Trends

Die Ergebnisse deuten auf eine Verschiebung des Trends von einer Entdichtung zwischen 2006 und 2012 (was frühere Ergebnisse bestätigt) zu einer Verdichtung zwischen 2012 und 2018 hin. Im ersten Zeitraum war der Trend zu einer geringeren Dichte „überall außer in den nördlichen Städten vorherrschend, doch wurde er in den östlichen Ländern und in Süditalien und Spanien als besonders intensiv festgestellt“, stellt Dr. Cortinovis fest. Im zweiten Zeitraum haben sich etwa 25 % der Städte in Richtung Verdichtung entwickelt, vor allem in Deutschland, Italien und den Niederlanden. „Die Entdichtung setzte sich nur in den entlegensten Gebieten Europas durch, auf der iberischen Halbinsel im Westen und in den ehemaligen sozialistischen Ländern im Osten“, so die Forscherin. Die beiden wesentlichen Gründe für die Verlagerung hin zur Verdichtung waren ein stärker verteiltes Bevölkerungswachstum und eine Verlangsamung der Flächeninanspruchnahme für Wohnzwecke nach der globalen Finanzkrise 2008. „In den meisten Städten kam es zu einer deutlichen Beschleunigung des Wanderungssaldos, wobei die Zuwanderung das Bevölkerungswachstum ankurbelte und einen Wandel von der Entdichtung zur Verdichtung verursachte“, heißt es in der Studie. Wie jedoch in dem Beitrag erwähnt, sind die Gründe dieser Verdichtung möglicherweise nicht langfristig zu erhalten: „Die Pandemie hat die Attraktivität der Stadtzentren bereits verschlechtert, wohingegen Maßnahmen zur Bekämpfung der Auswirkungen von Wirtschaftskrisen häufig neue Bauaktivitäten begünstigen. Zudem könnte die Verdichtung, wenn sie auf Kosten von Grünflächen und in unausgewogener Weise erfolgt, sowohl den sozialen Zusammenhalt als auch die Lebensqualität untergraben.“ CONNECTING Nature (COproductioN with NaturE for City Transitioning, INnovation and Governance) zielte darauf ab, Europa in eine weltweite Führungsposition in Bezug auf die Neueinführung und Umsetzung naturbasierter Lösungen zu heben. CLEARING HOUSE (CLEARING HOUSE – Collaborative Learning in Research, Information-sharing and Governance on How Urban tree-based solutions support Sino-European urban futures) entwickelt Instrumente zur Unterstützung der Gestaltung, Verwaltung und Bewirtschaftung von städtischen Wäldern. Weitere Informationen: CONNECTING Nature-Projektwebsite CLEARING HOUSE-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

CONNECTING Nature, CLEARING HOUSE, Verdichtung, Stadt, urban, Bevölkerung, Dichte, Zuwanderung, Wohnen

Verwandte Artikel