Die Blockchain-Technologie sorgt für papierlose Büros
In einer Welt, in der fast alles digital und online stattfindet, erscheint die fortwährende Aufbewahrung bestimmter hochwertiger Dokumente in Papierform zunehmend anachronistisch. Papier ist schwer, aber auch fragil; seine Lagerung ist schwierig und teuer. Unternehmen, die große Mengen an Papierdokumenten aufbewahren, kennen diese Unannehmlichkeiten nur zu gut. Sie haben in der Regel viele Technologien für die Dokumentenverwaltung ausprobiert. Es hat sich jedoch keine Lösung herauskristallisiert, die gleichzeitig sicher, legal und von Dauer ist. Bis vor Kurzem war Papier das einzige Medium, das alle diese Anforderungen erfüllte. Im EU-finanzierten Projekt B4TDM wurde nun ein vertrauenswürdiges digitales System zur Dokumentenverwaltung entwickelt, das diesen Anforderungen gerecht wird. Das System ist auf die Bereitstellung einer Komplettlösung für die Verwaltung von Verträgen ausgerichtet und nutzt eine Kombination aus Distributed-Ledger-Technologie (Blockchain) und Lösungen für digitale Signatur. Das System verarbeitet und veröffentlicht sowohl öffentliche als auch private Dokumente. Eine solche Möglichkeit besteht dank sicher geschützter digitaler Identitäten, die mit den Datenschutzvorschriften im Einklang stehen.
Blockchain- und Distributed-Ledger-System
Grundlage für das System ist Blockchain-Technologie, wie sie auch in Kryptowährungen zum Einsatz kommt. „Die Blockchain ist eine Art Datenbank, die kryptografisch sicher und dezentralisiert ist“, erklärt Bogumiła Cebelińska-Woźniak, die Projektkoordinatorin. „Anstatt sich auf einen zentralen Server zu verlassen, ist die Blockchain auf eine Reihe unabhängiger Knotenpunkte verteilt.“ In der Praxis erschwert es die Blockchain-Datenstruktur erheblich, einen Datensatz zu ändern, ohne gleichzeitig alle anderen in einer komplexen, zusammenhängenden Reihe zu ändern, die redundant an mehreren Standorten gespeichert ist. Somit ist jede Veränderung leicht erkennbar. Damit wird ein unübertroffener Grad an Authentifizierung geboten, der praktisch fälschungssicher ist. Eine wichtige Priorität für das Forschungsteam war die Nutzung der Blockchain-Technologie zur Unterstützung eines papierlosen Büros. Die Blockchain ermöglicht eine starke Authentifizierung, aber sie allein macht das Papier nicht überflüssig. Dafür sorgt hingegen die On-Chain-Veröffentlichungstechnologie des führenden Projektpartners Billon.
Sichere elektronische Veröffentlichung
„Die Technologie wurde ursprünglich in einem anderen Kontext getestet und eingesetzt“, erläutert Cebelińska-Woźniak. „Im Rahmen des Projekts haben wir die Funktionen für die Dokumentenverwaltung erweitert und spezielle Funktionen für die Vertragsverwaltung hinzugefügt. Dazu gehören die Fähigkeit zur Fernsignatur, die aktive Zustellung, die Verwaltung digitaler Identitäten sowie Funktionen im Beobachtungsmodus für die Regulierungsaufsicht. Wir haben außerdem Funktionen zur Veröffentlichung für Firmenkunden und zum Lesen für Privatpersonen hinzugefügt.“ Diese Technologien sind flexibel und lassen sich an die individuellen Bedürfnisse der Nutzenden anpassen. Diese Sammlung von Funktionen in einer Blockchain-Datenstruktur verhindert Datenverluste und Manipulationen und ermöglicht so die Abkehr von Papierdokumenten. B4TDM hat seine letzte Entwicklungsphase erreicht, in der das Produkt kommerziell verfügbar ist. Potenzielle Kundschaft kommt vor allem aus den Bereichen Finanzen, Recht und Lieferketten. Eines der führenden polnischen Energieversorgungsunternehmen nutzt es bereits für ein Pilotprojekt zum digitalen Vertrieb von Energietarifen und Kundenverträgen. Zudem wird es von mehreren akademischen Einrichtungen eingesetzt, um akademische Abschlüsse zu digitalisieren. Leistungstests zeigten, dass das B4TDM-System Millionen Dokumente pro Tag in die Blockchain-Sequenz aufnehmen kann – dreimal mehr als der Konkurrent Ethereum. Außerdem war das System energieeffizienter und verbrauchte etwa 70 % weniger Strom. Dadurch konnten die Kosten im Vergleich zur herkömmlichen Papierlagerung um 30 % gesenkt werden. Die Technologie ist also sowohl bewährt als auch auf dem Markt akzeptiert. Das lang erwartete papierlose Büro könnte endlich Realität werden.
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