Bahnbrechende Therapie chronisch-entzündlicher Erkrankungen
Juvenile idiopathische Arthritis (JIA) ist eine Erkrankung, die vor dem 16. Lebensjahr auftritt und in der Regel mit entzündungsbedingten Schwellungen, Steifigkeit und Gelenkschmerzen einhergeht. JIA kann die körperliche Entwicklung beeinträchtigen und zu Behinderungen führen. Bislang sind allerdings nur die Symptome und das Entzündungsgeschehen behandelbar, um Gelenkfunktion und Mobilität möglichst zu erhalten.
Therapeutischer Antikörper gegen chronische Entzündungen
Das EU-finanzierte Projekt Notid forschte nun an einem neuen biologischen Wirkstoff gegen juvenile idiopathische Arthritis. Vorherige Forschungen zu rheumatoider Arthritis hatten bereits über erhöhte Werte der Gallensalz-aktivierten Lipase berichtet, ein Enzym, das von der Bauchspeicheldrüse in den Darm sekretiert wird, um Fette aufzuspalten und Cholesterin aufzunehmen. Inzwischen geht man davon aus, dass Gallensalz-aktivierte Lipase Entzündungsprozesse fördert, sodass Mausmodelle ohne dieses Enzym keine Arthritis entwickelten. „Als wir in Gallensalz-aktivierter Lipase ein Zielmolekül für die Behandlung chronisch entzündlicher Erkrankungen entdeckten, wollten wir auch wissen, wie sich deren Aktivität hemmen lässt“, erklärt Einar Pontén, Projektkoordinator und Geschäftsführer von LIPUM AB. Experimentellen Studien zufolge könnte mit einem therapeutischen Antikörper die erforderliche Spezifität und Wirksamkeit ohne schwerere Nebenwirkungen erzeugt werden. In Tierversuchen mit einem Antikörper gegen Gallensalz-aktivierte Lipase gelang es, die Entstehung der Erkrankung und deren Fortschreiten zu verhindern, ohne jedoch die allgemeine Immunabwehr zu beeinträchtigen. Im Projekt wurde beim Test mehrerer experimenteller Antikörper der Wirkstoffkandidat SOL-116 identifiziert, auch wurden in klinischen Studien mehrere wichtige Meilensteine in der Wirkstoffprüfung erreicht. Die Projektgruppe entwickelte eine Reihe von Werkzeugen wie Zelllinien, mit denen sich mögliche Antikörper testen lassen. Nach umfassend optimierter Formulierung und Herstellung von SOL-116 in Bioreaktoren wurde das Verfahren hochskaliert, um Arzneimittel in klinischer Qualität GMP-konform (gute Herstellungspraxis) herzustellen. Nach der Patentanmeldung wurde die klinische Prüfung für die spätere Zulassung beantragt, damit klinische Tests von SOL-116 im Frühjahr 2022 beginnen können.
Vorbereitung auf Humanstudien mit SOL-116
Juvenile idiopathische Arthritis ist eine seltene Krankheit, die die Gelenke zerstört und die Lebensqualität meist deutlich verschlechtert. So könnte die neue Strategie einen enormen medizinischen Bedarf decken und einen wichtigen Markt erschließen, sodass die pädiatrische Erkrankung Schwerpunkt für die Partner von Notid war. SOL-116 könnte bei der Therapie von juveniler idiopathischer Arthritis und anderen chronischen Entzündungskrankheiten künftig eine wichtige Rolle spielen. „Aufgrund des hohen Investitionsaufwands in der Arzneimittelforschung wollen wir die nötigen Mittel durch eine erste öffentliche Ausschreibung und eine Notierung an der Nasdaq-Tochter Nasdaq First North Growth Market in Stockholm beschaffen“, betont Pontén. Dies wird der Auftakt für präklinische Studien zu Toxikologie und Sicherheit von SOL-116 sein und dazu beitragen, bis 2022 mit einer klinischen Phase-Ia-Studie an gesunden Freiwilligen zu beginnen. Folgen soll eine Phase-Ib-Studie an Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis zur Bewertung der Sicherheit und klinischen Wirksamkeit am Menschen. Parallel dazu testen Notid-Partner SOL-116 zur Behandlung anderer chronisch-entzündlicher Erkrankungen und wollen weitere Kooperationen für die klinische Bewertung und Produktentwicklung aufbauen.
Schlüsselbegriffe
Notid, JIA, SOL-116, BAL, Antikörper, chronisch-entzündliche Erkrankung, rheumatoide Arthritis, juvenile idiopathische Arthritis