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Archaeology of Textile Production in the Kingdom of Meroe New approaches to cultural identity and economics in ancient Sudan and Nubia

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Textilien könnten Antworten auf große Fragen über verlorene Zivilisationen liefern

Textilien sind bereits seit der Antike ein wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens. Der Mangel relevanter historischer Texte könnte durch textile Artefakte aus Meroe – einer antiken Stadt am Ostufer des Nils – ausgeglichen werden, welche mehr Licht auf die historischen Gesellschaften und ihre sudanesischen sowie nubischen Elemente werfen könnten.

Etwa 200 km von der sudanesischen Hauptstadt Khartum entfernt stehen die Ruinen von Meroe in der Wüste – eine Ansammlung von nahezu 200 antiken Pyramiden. Diese großen, filigranen Bauten sowie die eindrucksvollen Darstellungen königlicher Macht an den Wänden der Tempel von Meroe sind einige der wenigen Relikte der Geschichte dieser wohlhabenden Stadt, die als Reichszentrum des nubischen Königreichs Kusch diente. Viele Aspekte der Geschichte Meroes sind noch immer unklar. „Wir wollten Textilien und Kleidung als Schlüssel zu neuen Informationen über die antiken sudanesischen und nubischen Gesellschaften einsetzen“, meint Marie-Louise Nosch, Koordinatorin von TexMeroe und Empfängerin eines Einzelstipendiums im Rahmen der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen. Der Schwerpunkt von TexMeroe lag auf der meroitischen und postmeroitischen Periode (von 350 v. Chr. bis 550 n. Chr.) – Zeiträume großer Umschwünge, die den Wandel der politischen Organisation des Königreichs im mittleren Niltal von einem Staat der Antike zu einem des frühen Mittelalters bezeugen. „Die trockenen Sande des Sudan und Nubiens bieten gute Bedingungen für den Erhalt organischer Materialien. Tausende Textilien und Werkzeuge wurden an archäologischen Ausgrabungsstätten von Gräbern und Siedlungen entdeckt und bieten so einen besonders reichen Kontext für die textile Archäologie“, meint die archäologische Expertin Elsa Yvanez.

Leichte und flüchtige Relikte der Vergangenheit lehren Geschichte

Textile Artefakte stellen mächtige Werkzeuge dar, die zentrale und dennoch selten betrachtete Aspekte vergangener Wirtschaften sowie tief verwurzelter sozialer und kultureller Verhaltensweisen aufdecken können. Ein einziges Stück Stoff kann ein verflochtenes Informationsnetzwerk über Handwerk, Landwirtschaft, Wirtschaftssysteme, Handel, Mode, Machtstrukturen, kulturelle Identität, Ethnizität, Geschlecht und soziale Zugehörigkeit offenbaren. Trotz ihres eventuell brüchigen und unschönen Aussehens „sind antike Textilien ein wahrhaft fantastischer Zugangspunkt zu der Diversität und Komplexität vergangener Gesellschaften. In der Archäologie muss nur an einem Faden gezogen werden, um ganze Seiten der Geschichte zu offenbaren – Seiten, die nicht an Steine und Monumente gebunden sind, sondern sich um die Menschen direkt drehen und deren Identität widerspiegeln“, erklärt Yvanez. „Als unwichtig abgetan sind Textilien eine ‚weibliche Angelegenheit‘ geblieben, die mit Näharbeiten und ‚unseriösen Modebelangen‘ zu tun haben. Die Textilherstellung kann somit eine Seite der Wirtschaft dokumentieren, die lange heruntergespielt oder ignoriert wurde.“

Aktivitäten und Höhepunkte des Projekts im Fokus

TexMeroe untersuchte die gesamte Bandbreite der materiellen Entwicklung: von biochemischen Analysen und der Rekonstruktion von Web- und Kleidungsmustern über industrielle und landwirtschaftliche Entwicklungen in Städten und größeren Gebieten bis hin zur grenzüberschreitenden Weitergabe von Techniken und Produkten. Die Stipendiatin führe ausführliche technische Analysen an mehr als 200 Textilien durch und konzentrierte sich dabei auf die Faserart und das Spinnen, den Fadendurchmesser, das Weben, dekorative Elemente, Schnitte sowie das Nähen. Die Farben und Färbemittel wurde durch Hochleistungsflüssigkeitschromatographie in Verbindung mit Massenspektrometrie analysiert. Experimentelle Tests erweiterten das Verständnis einzigartiger Ajourmuster. In Zusammenarbeit mit Ausgrabungsteams hat die Stipendiatin auch eine Karte der verschiedenen Textilwerkzeuge angefertigt, auf der mit Textilien verbundene Aktivitäten in einer einzelnen Ausgrabungsstätte, einer größeren Region oder dem gesamten meroitischen Gebiet eingezeichnet sind. Die Forschung legte Muster der Textilproduktion innerhalb des Königreichs sowie unterschiedliche Arten der industriellen Organisation offen. Ein herausragender Projekthöhepunkt war die Bestimmung veränderter Kleidungspraktiken zwischen 350-400 n. Chr., die besonders in den höheren Schichten der nubischen Gesellschaft sichtbar ist. Dieser Zeitraum markiert das langsame Verschwinden des meroitischen Staates und seinen Verfall in kleinere, aber mächtige Königreiche.

Schlüsselbegriffe

TexMeroe, Textilien, Sudan, Nubien, Meroe

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