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Inhalt archiviert am 2023-04-17

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Ground Truth 2.0 – Ein von unten nach oben gerichteter, bürgernaher Ansatz zur Umweltüberwachung

Das Konsortium Ground Truth rüstet die Bevölkerung für die Überwachung der Umweltbedingungen aus. Das Team hat Bürgerbeobachtungsstellen in Europa und Afrika eingerichtet und hofft, dass diese den Weg zu bürgernahen Entscheidungen ebnen werden.

Wir können die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere lokale Umwelt hautnah erleben. Das gilt in stark betroffenen Regionen wie Afrika und auch in Europa. Als die Stürme Ciara und Dennis im Februar 2020 an zwei aufeinander folgenden Wochenenden Westeuropa trafen, erhielten wir unsere jüngste Mahnung, dass der Klimawandel keine Region unberührt lassen wird. Vielleicht ist die eigentliche Frage: Wie kann dieses Wissen aus erster Hand zu einer besseren Entscheidungsfindung beitragen? Mitglieder des Konsortiums Ground Truth 2.0 (Environmental knowledge discovery of human sensed data) haben ihre Gedanken zu diesem Thema: Die Bevölkerung ist bereit und in der Lage, Daten und Wissen über die sie betreffenden Probleme zu sammeln und auszutauschen. Sie brauchen dafür nur die entsprechende Technologie. „Unser übergeordnetes Ziel war die Einrichtung nachhaltiger Bürgerbeobachtungsstellen sowie die Vorführung von deren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen. Am Ende haben wir sechs erweiterte Bürgerbeobachtungsstellen unter realen Betriebsbedingungen sowohl in der EU als auch in Afrika erfolgreich demonstriert und validiert“, schließt Uta Wehn, Projektkoordinatorin von Ground Truth am IHE Institut für Wasser-Ausbildung in Delft. Bürgerbeobachtungsstellen werden allgemein als gemeinschaftsbasierte Umweltüberwachungs- und Informationssysteme definiert, die Einzelpersonen zum Austausch von Beobachtungen einladen. Mit Ground Truth 2.0 kam die Bevölkerung zur Diskussion der spezifischen, für sie interessanten Daten zusammen. Das Projekt half ihnen dabei, Daten zu Wasserqualität und -menge, Luftqualität, Hitzebelastung, lokalen Wetterbedingungen und Tierweltberichten zu sammeln.

Von der Luftqualität Belgiens bis zu den natürlichen Ressourcen Sambias

Johan Vanbrabant ist einer dieser Bürger. Er nahm an Meet Mee Mechelen teil, einer der Bürgerbeobachtungsstellen des Projekts in Belgien. „Ein Nachbar hat mich gebeten, ihn auf dem Fahrrad zu begleiten, während ich die Luftqualität messe. Ich dachte, es ist eine nette, hilfreiche Idee für die Ermittlung der Luftverschmutzung in unserer Stadt. Ich habe mich entschlossen, an einer Präsentation über ein GPS-Gerät des Projekts teilzunehmen, das den Kohlenstoffgehalt ermitteln kann. Als nächstes sind wir zwei Wochen lang zweimal täglich in jeder Saison abwechselnd Rad gefahren.“ Nach Abschluss dieses ernsthaften Spiels verarbeitete das Projektteam die Daten und erstellte Karten für jede saisonale Messung. Die Karten machten klare Angaben zur Luftverschmutzung und zeigten einen offensichtlichen Zusammenhang mit der Verkehrsdichte, was durch ein Parallelprojekt der Universität Antwerpen bei der Messung eines anderen Schadstoffs bestätigt wurde. „Die gleichzeitige Vorstellung beider Studien war rein zufällig, aber die Ergebnisse dieser Studien bestätigten sich gegenseitig“, erklärt Vanbrabant. Weitere europäische Beobachtungsstellen wurden in den Niederlanden (Hochwasser), Spanien (Beobachtung saisonaler Veränderungen bei Pflanzen und Tieren) und Schweden (Bewirtschaftung der Wasserqualität) eingerichtet. Inzwischen wurden auch in Afrika Pilotprojekte aufgestellt. In Kenia zielte die Maasai Mara Bürgerbeobachtungsstelle darauf ab, den Erhalt der biologischen Vielfalt mit nachhaltigen Lebensgrundlagen in Einklang zu bringen. In Sambia unterstützt die Nationale CBNRM-Beobachtungsstelle Sambia bestehende Initiativen und einen gemeinschaftsnahen Ansatz für die Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen. „Unser interdisziplinäres Team aus Forschenden, Technologieanbietern und Nichtregierungsorganisationen musste aus geografischer, sozioökonomischer, sprachlicher und kultureller Sicht in deutlich unterschiedlichen Umgebungen und Kontexten arbeiten. Wir haben nicht nur als Team Erfolg gehabt, sondern auch eine Methode zum kooperativen Design entwickelt, die für die Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten flexibel genug ist. Unsere Methode bietet Struktur und Leitung zum Erzielen von greifbaren Ergebnissen in Bezug auf die von der Beobachtungsstelle definierten Visionen, Missionen und Ziele. Sie bietet auch maßgeschneiderte bürgerliche Plattformen, Apps und andere Instrumente zur Datensammlung“, bemerkt Wehn. Während die Forschung zu Ground Truth 2.0 nun abgeschlossen ist, konzentriert sich das Konsortium darauf, seinen Ansatz für zukünftige Basisinitiativen zusammen mit Schulungsprogrammen und anderem Schulungsmaterial zu „verpacken“. Letztendlich hofft Wehn, dass das Projekt der Bevölkerung geholfen hat, den Wert der Kombination von Erdbeobachtung mit ihren eigenen Beobachtungen zur „Bodenwirklichkeit“ zu erkennen, um für Änderungen in der Politik oder im Lebensstil plädieren zu können. Nach Vanbrabants aktuellen Sorgen zu urteilen, scheinen sie genau das Richtige zu sein: „Ich fahre jetzt noch mehr Fahrrad und ich habe einen Elektroroller gekauft, den ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln kombiniere, anstatt mein Hybridauto zu benutzen. Ich bin immer noch an Meet Mee Mechelen beteiligt. Nach Luftmessungen konzentrieren wir uns jetzt auf die Messung von Lärm“, schließt er.

Schlüsselbegriffe

Ground Truth 2.0, Bürgerbeobachtungsstelle, Umwelt, Überwachung