Bahnbrechende Behandlung für posttraumatischen Stress auf bestem Weg zur Erprobung in klinischen Studien
Die posttraumatische Belastungsstörung ist eine verheerende psychologische Erkrankung. Bei bestimmten Auslösern erleben Menschen mit der Erkrankung traumatische Erfahrungen wieder, mit Symptomen wie Rückblenden, Intrusion, Albträumen und starken Angstgefühlen. Das EU-finanzierte Projekt TWO-BIRDS hat eine neue Klasse potenzieller Medikamente entwickelt, die sich in präklinischen Studien sowohl als wirksam gegen Angstgefühle als auch als sicher erwiesen hat. Der Veranstalter des Projekts www.Synendos.com (Synendos) arbeitet derzeit daran, die präklinischen Sicherheitstests abzuschließen und die nötigen klinischen Schritte zu ergreifen, um diese neue Klasse an Verbindungen in Medikamente zur Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen und anderer neuropsychiatrischer Erkrankungen umzusetzen. „Die Entwicklung von Medikamenten dauert normalerweise viele Jahre und kostet Millionen von Euro bevor sie an Patientinnen und Patienten ausgegeben werden kann. Unser Plan ist, so schnell wie möglich zu frühen klinischen Sicherheitstests mit Menschen zu gelangen. Dann werden wir an große pharmazeutische Partner herantreten, um größer angelegte klinische Studien durchzuführen, die für die Zulassung notwendig sind“, so Andrea Chicca, der Geschäftsführer und wissenschaftliche Leiter von Synendos sowie Projektkoordinator.
Die „Zwei Fliegen mit einem Medikament“-Strategie
Die Forschung legt nahe, dass übergeordnete Neuroregulatoren namens Endocannabinoide maßgeblich an kognitiven Prozessen beteiligt sind, darunter die Regelung der Stimmung und des Gedächtnisses. Die Regelung dieser Endocannabinoide verleiht daher die Hoffnung, dass die normale Gehirnfunktion von Menschen mit neuropsychiatrischen Erkrankungen wiederhergestellt werden können. Das Team von TWO-BIRDS hat eine neue Familie kleinmoleküliger Medikamente entwickelt, die den neuronalen Endocannabinoid-Schaltkreis regeln kann, der bei der posttraumatischen Belastungsstörung erheblich gestört ist. Diese Medikamente namens selektive Endocannabinoid-Wiederaufnahmehemmer stellen das chemische Gleichgewicht im Gehirn wieder her, indem sie die Konzentration an Endocannabinoid-Molekülen erhöhen. Da dieser Anstieg sanft stattfindet, bis natürliche Spiegel erreicht werden, überlastet das Medikament das System nicht, sodass Nebenwirkungen vermieden werden. Dieser Ansatz minimiert auch das Risiko einer Medikamentenabhängigkeit oder kognitiver Schäden. Der aktuelle führende Medikamentenkandidat heißt SYT-510. Die selektiven Endocannabinoid-Wiederaufnahmehemmer wurden in Zellen aus dem Reagenzglas und in Mäusen erprobt, um ihre Auswirkungen auf Angstgefühle, Zwangshandlungen, Stress, Entzündungen, die Toleranz gegenüber Unwohlsein, Muskelstarre und multiple Sklerose zu untersuchen. „Um das Potenzial von SYT-510 zu maximieren, untersuchen wir eine „Zwei Fliegen mit einem Medikament“-Strategie, die die Erprobung von SYT-510 bei Patientinnen und Patienten mit Tourette-Syndrom umfasst“, erklärt Chicca. „Das Tourette-Syndrom ist eine weitere Erkrankung des zentralen Nervensystems, für die der Einfluss des Endocannabinoid-Systems klinisch erwiesen ist.“
Die Behandlung einer weitverbreiteten Erkrankung
Patientinnen und Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen reagieren auf umweltbedingte und zwischenmenschliche Auslöser auf emotional übertriebene Weisen mit Wutausbrüchen, Weinen, anklagendem und/oder passiv-aggressivem Verhalten oder durch die Schaffung chaotischer oder konfliktgeladener Situationen. „Schätzungen in Studien zufolge leiden in Europa 10 Millionen Menschen an posttraumatischen Belastungsstörungen, von denen 70 % keine effektive Linderung finden können“, gibt Chicca an. Erste Behandlungsansätze umfassen normalerweise Psychotherapie bei gleichzeitiger Medikamentengabe. Bedauerlicherweise können aktuelle Medikamente gegen posttraumatische Belastungsstörungen nur bestimmte Symptome lindern und sind daher oft keine effektive Behandlung der Erkrankung als Ganzes. Die große Mehrheit der Patientinnen und Patienten hat daher mit Symptomen zu kämpfen, mit denen sie nur schwer umgehen können, sie sind für Drogenmissbrauch anfällig und leiden unter unerwünschten Nebenwirkungen der Medikamentenbehandlung wie Gewichtszunahme, Übelkeit, verminderte Libido oder Schlafstörungen. Im Rahmen des Projekts TWO-BIRDS führte das Team eine Durchführbarkeitsstudie durch, die Folgendes umfasste: Interviews mit bedeutenden Expertinnen und Experten zum Thema Tourette-Syndrom und posttraumatischen Belastungsstörungen; Verhandlungen mit präklinischen Auftragsforschungsinstituten und weitere Analysen präklinischer Daten zur Verwaltung von Risiken, die mit der Entwicklung des Medikaments einhergehen. Insgesamt ermöglichten diese Bemühungen dem Team, die Abschnitte „Markt“, präklinischer Plan“ und „klinischer Plan“ seines Geschäftsplans zu aktualisieren. Es schließt gerade die Finanzierungsrunde ab, weitet das Team von Synendos aus und baut Beziehungen zu Patientenverbänden, Geschäftspartnern und anderen potenziellen Kooperationspartnern auf.
Schlüsselbegriffe
TWO-BIRDS, posttraumatische Belastungsstörung, Tourette-Syndrom, neuropsychiatrisch, psychische Erkrankung, psychologische Störung, Gehirn, Medikamente, klinische Studien, Endocannabinoide, selektive Endocannabinoid-Wiederaufnahmehemmer