Unterstützung für Inseln im Kampf gegen die steigende Flut des Klimawandels
Inselbevölkerungen sind von klimatischen Auswirkungen wie dem steigenden Meeresspiegel besonders gefährdet, was sich auf den Malediven im Indischen Ozean oder den Marshallinseln im Pazifik bereits beobachten lässt. Aber dies ist auch ein Problem Europas: Mehr als 15 Millionen Menschen leben auf über 2 000 Inseln überall in der EU. „Der Klimawandel geht für Inseln mit einzigartigen Herausforderungen einher“, merkt der Projektkoordinator von SOCLIMPACT Carmelo León von der Universität Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC) in Spanien an. „Ihre geringe Größe bedeutet, dass es schwierig sein kann, zu alternativen erneuerbaren Energiequellen überzugehen, und sie haben oft keine ausreichend großen Wirtschaftskapazitäten für groß angelegte Infrastruktur.“
Bewertung der Gefährdung von Inseln
Das Projekt SOCLIMPACT schickte sich an, ein besseres Verständnis der umweltbezogenen und sozioökonomischen Herausforderungen zu erarbeiten, die für diese Gemeinschaften vom Klimawandel ausgehen. Dabei wurden vier Sektoren der blauen Wirtschaft auf zwölf Inseln der EU priorisiert – Küsten- und Meerestourismus, Aquakultur, Energie sowie die Beförderung auf dem Seeweg. „Die Gefahr für die Inseln nimmt stetig zu“, so León. „Wir stellten fest, dass detaillierte Modellierungs- und Prognose-Instrumente nötig waren, um spezifische klimatische Kipppunkte und Ereignisse mit einschneidenden Auswirkungen angemessen zu berücksichtigen.“ Auf jeder der Partnerinseln wurden lokale Arbeitsgruppen ins Leben gerufen. Zu den Mitgliedern dieser Gruppen zählten Vertreterinnen und Vertreter der Staatsorgane und privater Unternehmen. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die vier Sektoren der blauen Wirtschaft wurden bestimmt und integrierte sozioökonomische Bewertungen der erwarteten klimabedingten Auswirkungen auf Inselgemeinschaften wurden entwickelt.
Eine wertvolle Inselressource
Diese Ergebnisse des Projekts flossen in die Entwicklung der Plattform REIS ein – einem System für den regionalen Informationsaustausch. „Das ist das zentrale Erbe des Projekts“, fügt das Teammitglied des Projekts Yen Elizabeth Lam, ebenfalls von der ULPGC, hinzu. „All die Indikatoren, Statistiken und sozioökonomischen Modellierungen, die auf Inseln zugeschnitten sind, sind dort zu finden.“ Die Plattform stellt drei wichtige Dienste bereit. Beim ersten handelt es sich um ein virtuelles Konferenzzimmer, in dem politisch Verantwortliche von den Inseln, führende Unternehmen und Fachleute zusammenkommen können, um konkrete Fragen zu besprechen. So können Ratschläge eingeholt und potenzielle Partnerschaften für zukünftige Projekte eingegangen werden. „Die Plattform stellt auch eine Datensammlung in Form einer E-Bibliothek zur Verfügung“, so Lam. „Dort finden Interessengruppen sämtliche Dokumentation des Projekts. Wir stellen hier außerdem direkte Verknüpfungen zu anderen Klimaressourcen wie zur Europäischen Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt (CINEA) bereit.“ Zu guter Letzt bietet die Plattform Zugang zu maßgeschneiderten Instrumenten, die sowohl Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger als auch die Wirtschaft bei der Anpassung an neue Gegebenheiten unterstützen können. Die Nutzenden wählen einen von vier zentralen Wirtschaftsbereichen und die Insel aus, an der sie Interesse haben: Als Ergebnis erhalten sie konkrete Informationen zu Klimarisiken wie dem Anstieg des Meeresspiegels, Waldbränden und der Zerstörung von Lebensräumen. Informationen zur aktuellen Situation sowie Pläne und Strategien zur Eindämmung werden ebenfalls bereitgestellt. „Die Daten sind für jede Insel verschieden und an jedes spezifische Problem angepasst“, merkt Lam an. „Das Ziel besteht darin, zu informieren und zu Maßnahmen gegen den Klimawandel anzuregen.“ Die Plattform befindet sich zwar noch in der Testphase, dennoch sind sowohl León als auch Lam zuversichtlich, dass sie zu einer Vernetzung der Inseln und zu gezielten Klimamaßnahmen führen wird. Die vom TiDES-Institut der ULPGC verwaltete REIS-Plattform ist allen als aufstrebendes Technologiezentrum frei zugänglich. „Hier auf den Kanarischen Inseln versuchen wir, die Plattform in reguläre Dienstleistungen der Regionalverwaltung einzubinden“, erklärt Lam. Die Plattform findet auch an anderer Stelle Beachtung. Kreta nutzt die Plattform, um seine Anpassungsstrategie an den Klimawandel zu erarbeiten, indem Arbeitsgruppen mit anderen Regionalverwaltungen eingerichtet werden. „Auch Zypern hat mit uns Kontakt aufgenommen“, so Lam. „Die Regierung hat Interesse daran, die Netzwerkbildungsfunktion der Plattform zu verwenden, um eine öffentliche Befragung zu Klimaanpassungsstrategien für die Tourismusbranche durchzuführen.“ In der Zwischenzeit wird die Plattform weiter verstärkt und verbessert. „Wir führen zurzeit eine Umfrage unter Tourismusunternehmen in ländlichen Gebieten der Kanarischen Inseln durch, um auszuloten, wie nützlich diese Ressource ist und welche Maßnahmen sie für umsetzbar halten“, merkt Lam an. „Dadurch möchten wir herausfinden, wie die Plattform auf verschiedenen Ebenen von Nutzen sein kann.“
Schlüsselbegriffe
SOCLIMPACT, Klima, Inseln, blaue Wirtschaft, Küste, Meer, Tourismus, Aquakultur, Energie