Neues Bildgebungsverfahren für Brustkrebsuntersuchung ohne Biopsie
Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Krebserkrankung und betrifft in Europa nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation 28 % aller Krebspatientinnen. Den Zahlen von Eurostat zufolge war 2016 Brustkrebs die Ursache von 3,7 % aller Todesfälle bei Frauen in der EU. Ohne eine frühzeitige Diagnose können keine guten Überlebenschancen gewährleistet werden, so die einhellige Meinung. Darum werden diagnostische Instrumente gebraucht, die mit hoher Sensitivität eine frühe Diagnose ermöglichen und mit hoher Spezifität falsch positive Ergebnisse ausschließen. Genau dort setzte das EU-finanzierte Projekt SOLUS (Smart optical and ultrasound diagnostics of breast cancer) an. Gemäß den Angaben in einer Pressemeldung haben die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler „ein nicht-invasives, multimodales Bildgebungssystem entwickelt, das mit Ultraschall und Lichttechnologie arbeitet. So kann es leicht zwischen gutartigen und bösartigen Läsionen unterscheiden, ohne dass eine Biopsie nötig wird.“ Die neue Technologie ähnelt einer Ultraschalluntersuchung bei Schwangeren: „Dabei tastet der Arzt die Brust mit einem mobilen Ultraschallkopf mit ‚intelligenter Optode‘ ab, die aus Licht und Schall Blutwerte und Gewebebestandteile berechnet.“ In derselben Meldung heißt es weiter: „Die Forschenden nutzten mit der sogenannten ‚diffusen optischen Bildgebung‘ eine Methode, die bereits in der Neurowissenschaft, der Wundüberwachung und der Krebserkennung sehr gute Fortschritte ermöglicht hat. So lassen sich bei einem vermuteten Tumor Veränderungen in den Werten für oxygeniertes und desoxygeniertes Hämoglobin, Collagen, Fette und Wasser feststellen und mit einem vorprogrammierten Ergebnispool abgleichen.“
Weniger falsch positive Ergebnisse
In der Meldung wird zudem betont, dass die Mammografie Läsionen in der Brust zwar recht genau ausmachen kann, aber trotzdem falsch positive Ergebnisse liefern könnte, d. h. es wird ein Knoten erkannt, obwohl kein bösartiger Krebs vorliegt. Um dann festzustellen, ob eine Läsion krebsartig oder harmlos ist, müssen die Ärztinnen und Ärzte für eine genaue Diagnose oft auf invasive Verfahren zurückgreifen. Dem Gesundheitssystem entstehen so hohe Kosten. „Der Scanner von SOLUS liest mehrere verschiedene Parameter aus und erstellt eine umfassende Charakterisierung des Gewebes, sodass das Gerät problemlos Gutartigkeit oder Bösartigkeit diagnostizieren kann“, wird berichtet. „Ziel des Projekts waren eine Sensitivität von 95 % und eine Spezifität von 90 %. Erreicht wird dies durch eine Kombination von konventionellem Ultraschall und Elastografie mit neuen Methoden der diffusen optischen Bildgebung.“ Die Projektpartner von SOLUS gehen davon aus, dass ihr neues System die Brustkrebsdiagnostik revolutionieren wird. Prof. Paola Taroni vom Polytechnikum Mailand, bei dem die Projektkoordination lag, erklärt: „Frauen müssen manchmal Tage oder Wochen auf das Ergebnis warten, ob die Läsion gutartig oder bösartig ist. Das verursacht schon Stress und auch die invasive Biopsie ist höchst unangenehm.“ Sie fügt hinzu: „Es ist erstaunlich, dass aktuell weltweit Millionen unnötiger Biopsien mit Kosten in Millionenhöhe für Europa und weltweit wahrscheinlich Milliarden durchgeführt werden.“ Laut Prof. Taroni hat das SOLUS-Team umfassende Laborversuche durchgeführt und will Ende 2020 mit der Validierung des Systems in realen klinischen Umgebungen beginnen, was bis ins Jahr 2021 hinein dauern sollte. SOLUS wurde ins Leben gerufen, „um ein innovatives, nicht-invasives, patientennahes, kostengünstiges, leicht bedienbares multimodales Bildgebungssystem [aus diffuser Optik mit Ultraschall bzw. Scherwellen-Elastografie] zu entwickeln, das Brustkrebs mit hoher Spezifität erkennt“, wie es auf CORDIS heißt. Dank der optimierten und schnelleren Tiefendiagnose von SOLUS können unnötige Biopsien vermieden werden. Weitere Informationen: SOLUS-Projektwebsite
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