Bürgerbeteiligung an Umweltüberwachung mitgestalten
„Die allgemeinen Ziele von Ground Truth 2.0 bestehen in der Mitgestaltung und Umsetzung von Bürgerobservatorien, die für (lokale) Interessengruppen hilfreich sind, um eine nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen zu bewerkstelligen“, erläutert Projektkoordinatorin Uta Wehn. Die Bürgerdaten werden über mobile Apps und anhand von Analysen sozialer Medien erhoben, was den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit verschafft, wichtige Informationen beizutragen und sich an der Umweltüberwachung zu beteiligen.
Von Europa nach Afrika
Die Anstrengungen des vierzehnköpfigen multilateralen Projektkonsortiums führten im Einzelnen zur Einrichtung von Bürgerobservatorien in Europa und Afrika. Die Initiative führt vor, dass derartige Observatorien technisch realisierbar und nachhaltig umsetzbar sind und dass sie viele gesellschaftliche und wirtschaftliche Vorteile haben. Das belgische Bürgerobservatorium Meet Mee Mechelen konzentriert sich auf die Verbesserung des Dialogs zwischen Bürgerschaft und Entscheidungsträgern mithilfe einer Plattform, die im stark verstädterten Lebensumfeld Flanderns einen Informationsaustausch in Hinsicht auf Luftqualität und Lärm gestattet. KlimaatRobuust St-Andries in Antwerpen wird mit dem Ziel entwickelt, einen realen sowie auch im Internet zu findenden Treffpunkt für Bürgerinnen und Bürger sowie Personen aus der Wissenschaft und dem Bereich der politischen Entscheidungsfindung zu schaffen, damit Wissen über Wärmebelastung gesammelt und ausgetauscht werden kann. In Spanien werden über das Bürgerobservatorium RitmeNatura.cat die von den Bürgerinnen und Bürgern gesammelten Daten über ähnliche Phänomene dazu genutzt, kollektives Wissen über lokale Auswirkungen des Klimawandels zu erschaffen und somit die lokale Politik und Praxis zu verbessern. Kenias Bürgerobservatorium Maasai Mara verfolgt das Ziel, die Erhaltung der biologischen Vielfalt sowie die nachhaltige Sicherung der Lebensgrundlagen in ein Gleichgewicht zu bringen, indem alle Interessengruppen zur Zusammenarbeit angehalten werden. Das Bürgerobservatorium Niti Luli in Sambia wird eine Plattform aufbauen, die existierende Initiativen und einen gemeindeorientierten Ansatz für die Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen unterstützt und den Gemeinden mehr Einfluss auf Entscheidungen verschafft, die ihr Leben und ihre Lebensgrundlagen betreffen.
Ressourcenbewirtschaftung mit Spitzentechnologie
In den Niederlanden wurde der Klimawandel mit lokalen Starkregenfällen in Verbindung gebracht, die schwere Überschwemmungen verursachen. Ziel des Bürgerobservatoriums Grip Op Water Altena ist daher der Daten- und Wissensaustausch zur Schaffung von Handlungsperspektiven. „Die daraus resultierende Plattform umfasst eine Website mit Informationen über Hochwasser durch Niederschlag (einschließlich historischer Ereignisse), Informationen über Projekte der Gemeinde und des Zweckverbands, von den Bürgerinnen und Bürgern zu ergreifenden Maßnahmen, Online-Fragebögen und Beobachtungen. Informationen, die bisher nur Fachleuten zur Verfügung standen, sind nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Jetzt steht für den Fall eines zukünftigen Hochwasserereignisses eine Kommunikationsinfrastruktur zur Verfügung“, konstatiert Wehn. Das schwedische Bürgerobservatorium VattenFokus konzentriert sich auf die Überwachung der Wasserqualität in sozioökologischen Systemen. Schwerpunkt der Plattform für die Region Södermanland ist die Zusammenarbeit von Interessengruppen durch Datenerfassung und -zugriff sowie der Wissensaustausch zur Ergänzung der formellen Verwaltung der aquatischen Ökosysteme des Gebiets. Wehn erläutert: „Mit der Anwendung FreshWater Watch von EarthWatch können die Bürgerinnen und Bürger die Qualität von Gewässern messen und aufzeichnen. Sie wurde mit Erfolg an die Nutzerbedürfnisse angepasst und genau auf sie zugeschnitten.“ Sie besteht aus einem Ausrüstungssatz zur Durchführung von Messungen sowie einer Internetanwendung und einer mobilen App zur Aufzeichnung und Übermittlung von Daten einschließlich Geolokalisierung, Umweltparametern und einem Bild des Standorts.
Reichweite und Engagement
Die Projektpartner lenken die Aufmerksamkeit auf die laufende Arbeit und die Entwicklungen, die in den Bürgerobservatorien vor sich gehen. Im Rahmen der Ground Truth Week 2019 fanden Webinare sowie Veranstaltungen und Workshops vor Ort statt. Die fünftägige Veranstaltung stellte die Entwicklungen in Afrika und Europa vor. Es bot sich die Gelegenheit, Videos anzuschauen, die Eindrücke von Feierlichkeiten mehrerer Bürgerobservatorien wiedergaben. Ground Truth 2.0 hat in Zusammenarbeit mit anderen EU-finanzierten Projekten das Strategiepapier „Bürgerobservatorien – Eine Stimme für die Bürgerinnen und Bürger bei der Umweltüberwachung“ erstellt. Wehn fasst die unmittelbaren Vorteile des Projekts wie folgt zusammen: „Durch sorgfältig konzipierte Bürgerobservatorien können tatsächlich die Bürgerinnen und Bürger – und nicht nur die Welt der Wissenschaft und die Leute vom Fach – neue Rollen bei der Erschaffung von Wissen, der Entscheidungsfindung im Umweltbereich und der kooperativen Planung übernehmen.“
Schlüsselbegriffe
Ground Truth 2.0, Bürgerobservatorien, Bürgerobservatorium, Bürgerwarte, Wasser, Umweltüberwachung, natürliche Ressourcen, Bewässerung