Immersive Medien der nächsten Generation erreichen Technologiemessen und kulturelle Veranstaltungen
Diejenigen unter Ihnen, die schon einmal die Gelegenheit hatten, das Atelier des Lumières in Paris oder einen ähnlichen Veranstaltungsort für ortsbezogene Unterhaltung zu besuchen, wissen ganz genau: Die Zukunft der Medienbranche liegt in höherer Bildqualität, immersiven Erlebnissen und Interaktivität. Doch egal, wie schnell die Technologie sich auch entwickelt, es bleiben technische Barrieren bestehen. Daher lag das Hauptziel des Projekts Immersify darin, diese zu überwinden. „Es gibt zwei Hauptprobleme, die die Einführung immersiver Technologien behindern: die unzureichende Auflösung und Qualität der verfügbaren Geräte sowie die enormen Kosten für die Durchführung großer Installationen zu Zwecken der ortsbezogenen Unterhaltung“, so Maciej Glowiak, Leiter der Abteilung Neue Medien am Poznań Supercomputing and Networking Center und Koordinator von Immersify. „Außerdem mangelt es an technologischen Standards in einem Markt, in dem häufig maßgeschneiderte Lösungen erforderlich sind.“ Da der menschliche Blickwinkel bei 120 liegt, sind für eine echte Immersion Auflösungen über 8 K erforderlich, die nur von wenigen, sehr kostspieligen Prototypen erreicht werden können. Für eine derart große Installation wie das Atelier des Lumières werden beispielsweise mehr als 140 Projektoren und 20 Server benötigt. Damit sich eine solche Investition lohnt, bedarf es allerdings nicht nur einzigartiger Erfahrungen, sondern auch wiederkehrender Nutzer. Beides zu erreichen, stellt eine schwierige Aufgabe dar, die oft abschreckend auf neue Marktteilnehmer wirkt.
Barrieren überwinden, um immersive Medien zu ermöglichen
Immersify bewältigt diese Barrieren durch einen umfassenden Ansatz für immersive Medien. Seit Oktober 2017 ist das Projektteam damit beschäftigt, anschauliche Inhalte zu erstellen, den Entstehungsprozess zu dokumentieren, mit Künstlerinnen und Künstlern zusammenzuarbeiten und ihnen neue Technologien an die Hand zu geben. Ein Beispiel für den technologischen Fortschritt ist die Anpassung der HEVC-Codierungstechnologie an hochwertige, immersive Medien. Der von Spin Digital entwickelte neue Codec ist optimiert für Aufnahmen von 8K-Kameras, 360-Grad-Kameras, 3D-Rigs, computergenerierten Grafiken und Punktwolken. Immersify bietet auch Lösungen für die Wiedergabe, das Streaming und die Anzeige von Medien mit ultrahoher Auflösung auf verschiedenen Arten von Visualisierungsinstallationen für die ortsbezogene Unterhaltung. Unabhängig davon, wie die Installation aufgebaut ist, können die gleichen Codierungswerkzeuge und die gleiche Anzeigesoftware verwendet werden. Das Projekt umfasst die gesamte Produktions-, Verarbeitungs- und Darstellungskette. So hat das Team unter anderem an Anwendungen zum Zusammenfügen von Bildern mehrerer Kameras gearbeitet, um ein 360-Grad-Panoramabild, einen immersiven Klang durch ein Wiedergabeprogramm, das Audio im Ambisonics-Format decodieren kann, das an beliebig viele Lautsprecher ausgegeben wird, und immersive interaktive Systeme im 3D-Raum zu erhalten. „Unser Partner Ars Electronica hat in Zusammenarbeit mit der BBC und ScanLab Projects deren Laserscans der Cheops-Pyramide in Gizeh für das 12K-Rendern angepasst, um sie so in interaktiven Anwendungen verwenden zu können. Dadurch wird ein Erlebnis geschaffen, das Ihnen ermöglicht, sich im Inneren der Pyramide zu bewegen und interaktiv zwischen verschiedenen Richtungen zu wählen, um dieses monumentale Gebäude zu erkunden. Und dies ist nur ein Beispiel für Anwendungen, die möglicherweise in Zukunft entwickelt werden“, schwärmt Glowiak.
Immersify auf den Weg bringen
Die Technologie von Immersify wurde auf Technologiemessen wie der NAB, IBC und InterBEE sowie in der Kunstszene vorgestellt. Der Projektpartner Marché du Film ermöglichte dem Konsortium insbesondere die Teilnahme an Cannes XR, einem Programm mit den Schwerpunkten immersive Medien und erweiterte und virtuelle Realität. Zudem wurde rund 110 000 Besuchern durch einen Projektstand auf dem Ars Electronica Festival die Möglichkeit gegeben, Vorführungen beizuwohnen. Spezielle Veranstaltungen waren außerdem der Präsentation von 8K-Video-Streaming gewidmet. „Die Kommerzialisierung der Werkzeuge des Projekts steht derzeit zur Diskussion. In der Zwischenzeit möchten wir uns auf die Verbesserung der Medienwiedergabe- und Streaming-Module konzentrieren, um die Fähigkeiten immersiver Medien auf konsistente Weise aufzuzeigen“, so Glowiak abschließend.
Schlüsselbegriffe
Immersify, immersive Medien, Internationale Filmfestspiele von Cannes, hohe Auflösung, ortsbezogene Unterhaltung, Codec