Stipendiat des Europäischen Forschungsrats wird mit Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet
Sir Peter J. Ratcliffe, Prof. William G. Kaelin Jr. von der Harvard University und Prof. Gregg L. Semenza von der Johns Hopkins University wurden, wie es in einer auf der offiziellen Nobelpreis-Website veröffentlichten Pressemitteilung heißt, „für ihre Entdeckungen darüber, wie Zellen Sauerstoffmengen erkennen und sich daran anpassen“ gemeinsam mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2019 ausgezeichnet. „Die bahnbrechenden Entdeckungen der diesjährigen Nobelpreisträger offenbarten den Mechanismus eines der wichtigsten Anpassungsprozesse von Lebewesen. Sie haben die Grundlage für unser Verständnis darüber geschaffen, wie Sauerstoffmengen den Zellstoffwechsel und physiologische Funktionen beeinflussen.“ Prof. Ratcliffe ist Direktor des Target Discovery Institute am Fachbereich Medizin des Nuffield College an der Universität Oxford und Direktor für klinische Forschung am Francis Crick Institute in London. Der Preisträger meldete sich in einer Pressemitteilung der Universität Oxford zu seiner Auszeichnung zu Wort: „Ich fühle mich geehrt und hocherfreut über die Nachricht. Ich habe im Laufe der Jahre großartige Unterstützung von sehr vielen Menschen erfahren. Diese Auszeichnung ist eine Anerkennung des Labors, der Menschen, die es mit mir gemeinsam eingerichtet haben, und der jahrelangen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts, für viele weitere Forschende in diesem Fachgebiet und nicht zuletzt für meine Familie, die angesichts aller Höhen und Tiefen Geduld mit mir bewiesen hat.“
Bekämpfung von Krankheiten
In einer Pressemitteilung auf der Website des Europäischen Forschungsrats erklärte Carlos Moedas, EU-Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation: „Ich bin stolz darauf, dass einer der diesjährigen Nobelpreisträger durch EU-Mittel darin unterstützt wurde, Einblicke in zelluläre Anpassungsmechanismen an Sauerstoffmengen zu gewinnen. Dies ist eine wichtige Errungenschaft für die künftige Bekämpfung einer Vielzahl an Krankheiten, von denen unsere Gesellschaft betroffen ist.“ In derselben Pressemitteilung heißt es, dass Prof. Ratcliffe gemeinsam mit Prof. Christopher J. Schofield im Jahr 2008 eine vom Europäischen Forschungsrat bereitgestellte Finanzhilfe für etablierte Forscher (ERC Advanced Grant) erhalten habe. „Ziel ihres Projekts war die Untersuchung der in die Sauerstoffmessung in Zellen involvierten Proteine, besonders Hydroxylasen des Hypoxie-induzierten Faktors (HIF).“ Die Fördermittel des Europäischen Forschungsrats halfen den beiden Wissenschaftlern zu untersuchen, „wie Zellen Hypoxie, also geringe Sauerstoffmengen, erkennen und signalisieren.“ Sie führten ihre Forschung im EU-finanzierten Projekt MOOSE (Molecular Mechanism of Oxygen Sensing by Enzymes) während der Projektlaufzeit von 2009 bis 2014 durch. In einem zusammenfassenden Abschlussbericht auf der CORDIS-Website beschrieben die Professoren Ratcliffe und Schofield die Zielsetzung ihrer fachbereichsübergreifenden Arbeit: Das Ziel war, unser grundlegendes Verständnis der hypoxischen Reaktion zu verfeinern und pharmazeutische Anstrengungen zu ihrer Manipulation ermöglichen.“ Der Europäische Forschungsrat gab in einer Pressemitteilung an: „Das Projekt konnte erfolgreich eine detaillierte strukturelle und chemische Charakterisierung der menschlichen Hydroxylase-Enzyme bereitstellen und führte zur Entwicklung von Hemmstoffen für diese Enzyme. Die Modulation der Zellreaktion auf Hypoxie könnte in der Zukunft in der Behandlung von Krankheiten wie Ischämie und Krebs Anwendung finden.“ In einem wissenschaftlichen Hintergrunddokument wird die Rolle des HIF in der Arbeit der drei Nobelpreisträger und weiterer Forscherinnen und Forscher eingehend erläutert. Darin wird zudem die Bedeutung des Hypoxie-induzierten Faktors für eine Vielzahl von Anwendungen in der Medizin und Pharmakologie hervorgehoben. „Eine pharmakologisch gesteigerte HIF-Funktion könnte die Behandlung zahlreicher Krankheiten erleichtern, da sich HIF für unterschiedlichste Erscheinungen wie Immunfunktion, Knorpelbildung und Wundheilung als wichtig herausgestellt hat.“ Im Dokument steht weiter: „Umgekehrt könnte auch die Hemmung der HIF-Funktion zahlreiche Anwendungsgebiete haben: erhöhte HIF-Konzentrationen sind bei vielen Krebsarten wie auch in einigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt und Lungenhochdruck nachweisbar.“ Weitere Informationen: Projekt MOOSE
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Vereinigtes Königreich