Vergabe öffentlicher Aufträge für innovative Lösungen unterstützt Markteinführung von innovativem Telemedizinsystem
Angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung muss Europa neue Lösungen entwickeln, um hochwertige Gesundheitsdienstleistungen mit weniger Ressourcen bereitzustellen. Während die COVID-19-Pandemie diese Herausforderung umso dringlicher gemacht hat, hat sie auch eine mögliche Lösung hervorgebracht: die Telemedizin. Obwohl die Notwendigkeit sozialer Distanzierung die Verbreitung der Telemedizin beschleunigt hat, ist das Konzept nicht allein auf die Pandemie beschränkt. Tatsächlich arbeiten die EU-finanzierten Projekte THALEA und THALEA II (Telemonitoring and Telemedicine for Hospitals Assisted by ICT for Life saving co-morbid patients in Europe as part of a Patient personalised care program of the EU) schon seit Jahren an der Entwicklung wirksamer Telemedizinsysteme. „Ziel beider Projekte war eine herstellerunabhängige, interoperable Softwarelösung für die Intensiv-Telemedizin“, so Gernot Marx, Projektkoordinator von THALEA II. „Mit solchen Lösungen können Intensivstationen Komplikationen schneller erkennen, was wiederum die Lebensqualität von Intensivpatientinnen und Intensivpatienten verbessert und vor allem Menschenleben rettet.“ Unter dem Projekt THALEA II soll die Vermarktung dieser Telemedizinsysteme nun im Rahmen der Vergabe öffentlicher Aufträge für innovative Lösungen beschleunigt werden. Laut Marx wird dieser Prozess in Gang gesetzt, wenn der öffentliche Sektor seine Kaufkraft nutzt, um als Frühanwender der innovativen Lösungen zu agieren, die während der vorkommerziellen Auftragsvergabe, dem Schwerpunkt des Projekts THALEA, entwickelt wurden. „Die Vergabe öffentlicher Aufträge für innovative Lösungen verkürzt die Zeit bis zur Markteinführung, erlaubt es, in der Frühanwendung Innovationen umzusetzen, und ermöglicht es öffentlichen Beschaffungsverantwortlichen, mit innovativen Produkten effizient auf die Marktnachfrage zu reagieren“, ergänzt Marx.
Innovatives Telemedizinsystem
Im Laufe des Projekts entwickelten die Forschenden eine Telemedizintechnologie, die intensivmedizinisches Personal im Klinikalltag unterstützen soll. „Die Technologie vermittelt zwischen dem fachärztlichen Personal auf Intensivstationen und den Behandelnden in telemedizinischen Zentren“, erläutert Marx. „Dieses Team kann kritische Situationen schneller erkennen und die Behandlung besser abstimmen, indem die Daten und Parameter von Patientinnen und Patienten über das THALEA-System gemeinsam genutzt werden.“ Das innovative THALEA-System wurde im Zuge des Projekts THALEA II für die Vermarktung vorbereitet. Nach der Zertifizierung des THALEA-Systems lag der Schwerpunkt von THALEA II auf der Anwerbung von Kaufinteressierten. „Diese Kundschaft bekommt eine hochinnovative telemedizinische Softwarelösung – was einen großer Erfolg für das Projekt wie auch für die Europäische Kommission darstellt“, merkt Marx an.
Reaktion auf die COVID-Krise
Zuletzt veröffentlichte das Projekt eine Ausschreibung, woraufhin ein äußerst wichtiger Kauf des Produkts durch die Uniklinik RWTH Aachen in Deutschland erfolgte. Mittlerweile wurde das System in 18 Krankenhäusern in Österreich und Deutschland eingeführt, wo es bereits zur Behandlung von COVID-19-Erkrankten auf Intensivstationen eingesetzt wird. Angesichts der Pandemie arbeiten medizinische Fachkräfte und IT-Fachleute derzeit auf Hochtouren und mit allen erforderlichen Ressourcen, um die THALEA-Systeme nicht nur in Österreich und Deutschland, sondern auch in ganz Europa zu installieren. „Die Pandemie hat dieser Arbeit eine besondere Dringlichkeit verliehen, da unser Telemedizinsystem gut aufgestellt ist, um auf einer großen Anzahl von Intensivstationen eine speziell abgestimmte, effektive Versorgung und Behandlung bereitzustellen“, so Marx abschließend. „Ich freue mich, sagen zu können, dass wir erfolgreich auf diese Dringlichkeit reagiert und Intensivstationen eine wirksame, maßgeschneiderte Methode zur Verfügung gestellt haben, um den Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung zukommen zu lassen.“
Schlüsselbegriffe
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