Fischfutter aus dem Wald: Wie sich Reststoffe aus der Forstwirtschaft zu Futtermitteln verarbeiten lassen
Die anhaltende Nachfrage nach Nahrungsmitteln mit hohem Protein- und Nährstoffgehalt unterstreicht die Bedeutung der Fischerei und Aquakultur. Laut einem Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen wird der Fischkonsum aufgrund des Bevölkerungswachstums in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich um rund 1,2 % jährlich steigen. Die Produktion von Fisch und Fischerzeugnissen soll bis 2030 ein Volumen von mehr als 200 Millionen Tonnen erreichen. Der Produktionsprozess von Inhaltsstoffen für Fischfutter, wie beispielsweise Fischmehl und pflanzliche Proteinalternativen wie Sojabohne, ist jedoch mit erheblichen Auswirkungen auf die Land- und Wassernutzung sowie die Treibhausgasemissionen verbunden. Damit trägt er auch zum Klimawandel und zum Rückgang der biologischen Vielfalt bei. Angesichts dieser Herausforderungen und zunehmender Bedenken hinsichtlich der Ernährungssicherheit wird die Verwendung nachhaltiger Proteinquellen als Futtermittelzusatz, auch für Fischfutter, immer attraktiver. Mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts SYLFEED (From forest to feed: enable the wood industry to bridge the protein gap) haben Forscher und Industriepartner nun in mehreren wissenschaftlichen Studien den Nutzen von SylPro als alternativem Proteinzusatz für Fischfutter nachgewiesen.
Vom Holz zum Futtermittel
In einer Pressemitteilung berichtet Dr. Ricardo Ekmay, Vizepräsident im Bereich Ernährung von Projektkoordinator Arbiom: „Die Ergebnisse dieser Studien sind ein entscheidender und vielversprechender Schritt auf dem Weg, die Wirksamkeit von SylPro zu validieren, auch angesichts unserer weiteren Bemühungen, die ‚Holz zu Futtermittel‘-Plattform auszubauen und unser erstes kommerzielles Produkt auf den Markt zu bringen.“ In dieser Pressemitteilung werden auch die Produktmerkmale erläutert: „SylPro ist ein Einzellerprotein aus Hefe, das mit holzbasierten Medien durch Fermentierung und abschließende Aufarbeitung gewonnen wird und dadurch die nötigen Eigenschaften erhält, um als gangbarer Ersatz für Fischmehl oder pflanzliche Proteinkonzentrate zur Verwendung zu kommen.“ Laut der Pressemitteilung hat SylPro bei ersten Tests zur Beurteilung der Handhabung „unter verschiedenen Extrusionsbedingungen bei unterschiedlichen Zugabemengen in extrudierten Futtermitteln gute Ergebnisse“ gezeigt. In einem weiteren Versuch wurde der Nährwert von SylPro an Streifenbarschen bei Verfütterung von Futtermitteln getestet, denen der proteinreiche Inhaltsstoff in unterschiedlichen Mengen zugegeben wurde. „Dabei wurden Wachstum (Körpergewicht), Körperbau, Nährstoffverdaulichkeit und allgemeine Gesundheit des Magen-Darm-Trakts über einen Zeitraum von 60 Tagen beurteilt. Die Studienergebnisse zeigten zwischen den getesteten Fütterungsweisen keine Unterschiede bei Mortalität oder Futteraufnahme.“ Die Studie schlussfolgert grundsätzlich, dass SylPro sich als Alternative zu Fischmehl oder pflanzlichen Proteinen für Streifenbarsche eignet und bei einer Zugabe bis 20 % einen vergleichbaren Nährwert gewährleistet wie konventionelle Proteinquellen. Die Projektpartner hoffen, dass der proteinreiche Futtermittelzusatz „zur Verwendung für Lachs, Tilapia, Regenbogenforelle, Streifenbarsch, Spanferkel und die Ferkelaufzucht sowie in Heimtierfuttermitteln verifiziert wird“, wie es in einem Informationsblatt heißt. Ein zentrales Ziel des laufenden SYLFEED-Projekts ist es, Europa mehr Unabhängigkeit in der Proteinproduktion zu ermöglichen. Laut der Projektwebsite muss Europa bislang 70 % der benötigten Proteinmengen für Futtermittel importieren. „Diese Zahlen haben sich in den vergangenen 40 Jahren kaum verändert und deuten damit auf ein anhaltendes und akutes Defizit an Proteinen aus Europa hin.“ Die SYLFEED-Partner hoffen, vom Pilot- in den Industriemaßstab übergehen zu können und das Bioraffinerie-Verfahren zu verifizieren, durch das Lignozellulose, d. h. Nichtlebensmittel-Biomasse aus Holz, in fischfuttertaugliche Einzellerproteine umgewandelt werden kann. Weitere Informationen: SYLFEED-Projektwebsite
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