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Inhalt archiviert am 2023-03-24

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Insektenlarven als zusätzliche Proteinquelle in europäischem Futtermittel

Die Teilnehmer des PROTEINSECT-Projekts empfehlen die umfassende Überarbeitung der europäischen Gesetzgebung, um Insektenlarven als Proteinquelle in Futtermitteln zu erlauben.

Europa importiert gegenwärtig 70 % des in europäischem Futtermittel enthaltenen Proteins. Da die Weltbevölkerung stetig zunimmt und bis zum Jahr 2050 die Neun-Milliarden-Marke überschritten haben soll, wird der Wettbewerb auf dem Markt für Futtermittelproteine immer stärker, und Europa gerät zunehmend unter Druck. Besonders Entwicklungsländer erleben einen starken Anstieg bei der Nachfrage nach Tierprodukten. Der Gesamtverbrauch an Fleisch ist seit Mitte der 1940er Jahre um das Fünffache gestiegen. Mitarbeiter des Projekts PROTEINSECT sind überzeugt, dass eine Anpassung der europäischen Gesetzgebung hinsichtlich der Zulassung von Insektenproteinen in Futtermitteln einen wesentlichen Beitrag leisten wird, diesen Herausforderungen zu begegnen. Vorteile von Insektenproteinen Die Experten von PROTEINSECT aus Europa, China und Afrika haben die Verwendung zweier Larvenarten von Fliegen in Futter für Hühner, Schweine und Fische untersucht. Dazu führten sie Fütterungsversuche durch und analysierten die Qualität von gezüchteten Fliegen in organischen Abfallstoffen wie Gülle und überprüften, ob die Verwendung sicher ist. Insekten sind sehr proteinreich und gehören zur natürlichen Ernährung von freilaufendem Geflügel und vielen Fischen. Das Projektteam erklärt, dass Fliegenlarven auf einer Vielzahl von Abfallstoffen und Nebenerzeugnissen gezüchtet werden können und sich so die Möglichkeit ergibt, Wert aus Materialien zu schöpfen, die normalerweise von der Landwirtschaft und der Futtermittelindustrie entsorgt werden. Die biologische Wiederverwertung organischer Abfallstoffe war ein bedeutendes Konzept für PROTEINSECT, denn der Einsatz von Insekten in Futtermitteln würde nicht nur Europas Mangel an Protein verringern, sondern auch die Abfallmengen wesentlich reduzieren. Das Projektteam fand heraus, dass Fliegenlarven die Masse von organischem Abfällen in nur 10 Tagen um bis zu 60 % reduzieren können, wodurch das Ziel einer Kreislaufwirtschaft näher rückt. Mit der im Projekt geleisteten Forschungsarbeit wurde belegt, dass die Verwendung von Insektenproteinen in Futtermitteln zur Ergänzung traditioneller Pflanzenquellen dazu beitragen könnte, mehr Agrarfläche für Kulturpflanzen verfügbar zu machen, die direkt für den menschlichen Verzehr geeignet sind. So könnte auch eine insgesamt bessere Nahrungsmittelsicherheit gewährleistet werden. Fütterungsversuche an Fischen, Geflügel und Schweinen wurden für das Projekt im Jahr 2015 in Belgien und Großbritannien durchgeführt. Dabei wurde mit Insektenproteinen angereichertes Futtermittel verwendet, das von PROTEINSECT UK gewonnen wurde. Bei diesen Versuchen wurden Gewichtszunahme und Wachstumsgeschwindigkeit jedes Tieres sowie segmentspezifische Faktoren ausgewertet, etwa die Überlebensrate von Atlantischem Lachs. Insgesamt stellte das Team fest, dass es keine wesentlichen Unterschiede bei der Entwicklung der Tiere gab, und erfasste sogar Verbesserungen durch die mit Insektenproteinen angereicherten Futtermittel. Beispielsweise wurde bei Ferkeln, die mit insektenhaltigen Futtermitteln gefüttert wurden, ein erheblich höherer Spiegel der förderlichen Lactobazillen nachgewiesen. Weitere Projektplanung Die Projektmitglieder sind der Ansicht, dass Europa im Bereich dieser alternativen und zusätzlichen Proteinquelle für Futtermittel verglichen mit anderen Ländern einen erheblichen Beitrag leisten und innovative Lösungen für die Minimierung organischen Abfalls bereitstellen könnte. Sie weisen jedoch auch darauf hin, dass die konservative und veraltete europäische Gesetzgebung in Bezug auf den Einsatz von Insekten in Futter- und Nahrungsmitteln eine erhebliche Hürde darstellen und potenzielle Investoren abschrecken wird, was die Vermarktung von aus Insekten gewonnenem Protein erschweren wird. Sie fordern insbesondere die Überarbeitung von zwei spezifischen EU-Richtlinien, die bis dato die Verwendung von Insekten als Proteinquelle in Futtermitteln für Tiere, die für den Verzehr durch den Menschen vorgesehen sind, untersagen und auch die Züchtung von Insekten mithilfe von organischem Dünger oder Speiseabfällen verbieten. PROTEINSECT-Projektkoordinatorin Dr. Elaine Fitches kommentierte: „Das Verbot der Verwendung dieser Proteine in Europa bremst tatsächlich den Fortschritt in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Umweltschutz … Bei der Entwicklung nachhaltiger, langfristiger Lösungen für Europa kann man die Vorteile, die der Einsatz von Insekten – besonders Fliegenlarven – in Futtermitteln hätte, keinesfalls außer Acht lassen.“ Weitere Informationen finden Sie auf: Projektwebsite

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