Aus Bauschutt und Abbruchabfällen schnell wieder etwas Nützliches werden lassen
Wohl jeder, der jemals etwas umgebaut hat, kann das beeindruckende Volumen und die unglaubliche Vielfalt an Abfällen bezeugen, die beim Abbruch und bei der Sanierung eines einfachen kleinen Badezimmers entstehen. Und nun stellen Sie sich die Schutthaufen vor, die beim Bau, Sanieren und Abriss von Gebäuden weltweit anfallen. Das EU-finanzierte Projekt HISER vereinte 25 Partner aus acht Großunternehmen, acht kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), einem Baugewerbeverband, sechs Forschungseinrichtungen und zwei öffentlichen Einrichtungen, um dieses wahrhaft monumentale Problem in Angriff zu nehmen. Das Team entwickelte Hightech-Werkzeuge und fortgeschrittene Technologien, die auf eine deutliche Verbesserung des aktuellen Stands in Sachen Recycling von Bauschutt und Abbruchabfällen hoffen lassen.
Den Kreis schließen
Innerhalb der Europäischen Union liegen die aktuellen Recyclingquoten für Bauschutt und Abbruchabfälle bei etwa 50 %. Entlang der gesamten Recyclingkette gibt es Probleme, wegen der die Abfallstoffe gar nicht erst zurück auf den Markt gelangen. Die größten Stolpersteine sind die ungenaue Vorhersagbarkeit der Abfallmengen vor dem Abbruch, die unzureichende Nachverfolgbarkeit der Abfallmaterialien auf ihrem Weg entlang der Recyclingkette sowie die geringe Qualität oder Reinheit der recycelten Werkstoffe. Letzteres erzeugt negatives Feedback und hält potenzielle Aufbereitungsfirmen von vornherein davon ab, überhaupt erst in das Geschäft einzusteigen. HISER hat nun den Kreislauf geschlossen. Laut den Aussagen des Projektkoordinators David García „wird eine Kreislaufwirtschaft im Bausektor dank der Kombination aus vorläufiger Identifizierung, Klassifizierung vor Ort und automatischen Sortier- und Recyclingverfahren möglich.“
Neues Leben für Bauschutt und Abbruchabfälle
Eines der wichtigsten Ergebnisse des HISER-Projekts ist das intelligente Werkzeug BIM-SD (Building Information Modelling for Smart Demolition; Bauwerksdatenmodellierung für intelligenten Abbruch). Mit dem Werkzeug wird eine Bestandsaufnahme des Gebäudes vorgenommen, anhand derer die technischen Fachkräfte Sorten, Qualitäten und Mengen der in Form von Bauschutt anfallenden Materialien bestimmen können. Da es mit fast jedem tragbaren Gerät kompatibel ist, kann es an jeder Arbeitsstätte einfach bedient werden. Genauigkeit und Wirtschaftlichkeit des Werkzeugs wurden anhand von vier verschiedenen Gebäudetypen nachgewiesen. Vom ersten Moment an gestattet BIM-SD eine äußerst effiziente Sortierung, so dass dem Recycling und der Wiederverwendung höhere Abfallmengen zur Verfügung stehen. Es wurden mehrere Technologien entwickelt, welche die Sortierung, Aufschlüsselung und automatisierte Qualitätsbewertung unterstützen, damit nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität stimmt. Mit diesen technischen Verfahren können zu 80 bis 100 % reine Rohstoffe zur Einarbeitung in neue Bauprodukte produziert werden. Laut García hat HISER „CO2-armen Zement, kostengünstigen umweltfreundlichen Beton, Ziegel, Gipskartonplatten und Holz-Polymer-Verbundwerkstoffe mit steinartigen Zuschlagstoffen, Keramik, Sand, Recycling-Gips und -Holz sowie Mineralwolle“ hergestellt. Die technischen Verfahren und Produkte rund um Keramik, Beton, Gips, Holz und Mineralwolle wurden in fünf Fallstudien umfassend validiert. HISER brachte anhand der Fallstudien die technischen Arbeiten unter Einbeziehung von ökologischen und ökonomischen Gutachten zum Abschluss. Erkannte Stärken und Schwächen flossen in die Empfehlungen des Teams in Hinsicht auf Strategien und Normen ein. Eine der wichtigsten, wenn auch zu Projektbeginn gar nicht geplanten Errungenschaften von HISER war die Organisation der HISER International Conference in Zusammenarbeit mit dem EU-finanzierten Projekt BAMB. Wie García erklärt, war es „die erste internationale Konferenz, die sich ausschließlich auf den Umgang mit Bauschutt und Abbruchabfällen und das Recycling dieser Materialien konzentrierte. Während des dreitägigen Programms hielten die an der Konferenz Teilnehmenden 77 Vorträge.“ Eine zweite Konferenz ist für 2020 geplant. Das Projekt HISER mag zwar beendet sein, aber seine Arbeit und sein Vermächtnis werden weiterhin bedeutende Auswirkungen auf den Bausektor, den Umgang mit Bauschutt und Abbruchabfällen und die Umwelt haben.
Schlüsselbegriffe
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