Eine Reise-App - gut für Sie und die Umwelt
Haben Sie sich schon einmal gefragt, welches Transportmittel für eine Reise das schnellste, gesündeste und kostengünstigste ist? Dank des Projekts SUNSET und seiner App "Tripzoom" für Android und iOS können Sie jetzt bald effiziente Reiseentscheidungen in Echtzeit treffen. Die zunehmende Marktpräsenz von Tablets und Smartphones in Verbindung mit der Beliebtheit von sozialen Medien haben dazu geführt, dass die Bürger jetzt Zugriff auf große Mengen von Echtzeitinformationen haben. Sie möchten sich über Staus, Verspätungen öffentlicher Verkehrsmittel informieren oder einfach nur die schnellste Strecke oder das schnellste Transportmittel für den Weg zur Arbeit herausfinden? Eine App für mobile Geräte könnte uns den Zugriff und die gemeinsame Nutzung transportbezogener Informationen und Erfahrungen ermöglichen - sodass wir unseren Alltag in der Stadt besser organisieren können. Interessenvertreter und politische Entscheidungsträger überlegen verstärkt, wie Europas Stadtbewohner ihre Lebensqualität in ganz Europa verbessern können. In Belgien, Deutschland, Griechenland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich können die Bürger beispielsweise mit der App "FixMyStreet" ihrem Gemeinderat oder der zuständigen Stelle Schlaglöcher, defekte Straßenlampen und ähnliche Probleme in Bezug auf Straßen melden. Auf ähnliche Weise will das vom RP7 finanzierte Projekt SUNSET Informationen bereitstellen und einen Anreiz für intelligentere Reiseentscheidungen schaffen. Das 2011 von neun Partnern aus vier verschiedenen Ländern gestartete Projekt entwickelt "tripzoom", eine App, die Überlastungen im Straßenverkehr verringern, die Sicherheit erhöhen, die Umwelt schützen und die Lebensqualität in europäischen Städten verbessern soll. Das Magazin research*eu Ergebnisse sprach mit Marcel Bijlsma, Projektkoordinator von SUNSET, um zu erfahren, wie SUNSET zur Gestaltung "intelligenter Städte" beiträgt. Worin bestehen die Hauptziele des Projekts? Die jährlich wachsende Nachfrage nach städtischen Nahverkehrssystemen verursacht Bedenken im Hinblick auf Sicherheit, Wirtschaft und Umwelt. SUNSET hilft dabei, diese Bedenken auszuräumen, indem es unter der Verwendung der neuesten IKT-Technologien einen neuen Weg im Mobilitätsmanagement in Städten geht. Bei diesem Projekt dreht sich alles um die Zusammenarbeit, indem Reiseinformationen zugänglich gemacht werden und Fahrgästen, Straßenbauämtern und anderen positive Anreize geboten werden, um "intelligente Reiseentscheidungen zu treffen". Hierfür entwickeln wir soziale Netzwerkdienste, welche die Menschen zwecks Routenoptimierung individuell über ihre Reisealternativen informieren, sie darüber aufklären, wie sie die Auswirkungen der Mobilität auf die Umwelt reduzieren können, und es ihnen ermöglichen, persönliche Ziele hinsichtlich mehr individueller Sicherheit, kürzeren Fahrzeiten und geringeren Fahrkosten, mehr Komfort und besserer Gesundheit aufzustellen und zu überwachen. Was ist neu bzw. innovativ an dem Projekt und dem Weg, den es zur Lösung dieser Probleme geht? SUNSET nutzt drei "Living Labs" den Städten Enschede (NL), Göteborg (SE) und Leeds (Vereinigtes Königreich), um die Projektinnovationen zu validieren und ihren Auswirkungen in der Praxis zu messen. Das Projekt ist aus drei Gründen innovativ. Erstens bietet SUNSET individuelle Anreize, damit eine "intelligente Reiseentscheidung" getroffen wird: Wir haben eine App namens tripzoom entwickelt, wobei es sich um ein "Fahrtenbuch" handelt, das dem Reisenden Einblicke in sein Mobilitätsprofil, sein aktuelles Reiseverhalten und seine Auswirkungen auf Fahrkosten, CO2-Bilanz und verbrannte Kalorien gibt. Zweitens wird SUNSET reisebezogene Gemeinschaften aufbauen, um es Einzelpersonen zu ermöglichen, ihr bzw. einen Teil ihres Mobilitätsprofils in sozialen Netzwerken zu veröffentlichen, um Verwandte, Bekannte oder Kollegen zu informieren, Erfahrungen mitzuteilen, zu beeindrucken oder herauszufordern. Und drittens macht SUNSET aus der Reise eine persönliche Erfahrung, indem einzelne Personen ihr bzw. einen Teil ihres (anonymisierten) Mobilitätsprofils in sozialen Netzwerken für Straßenbauämter oder private Transportdienstleister freigeben und im Gegenzug positive Anreize erhalten, wie z. B. erstklassige Informationen, Services oder Belohnungen. Aufgrund der Dynamik des Systems können die Informationen, Reiseratschläge und Anreize aufgrund von veränderten Bedingungen während der Fahrt oder über einen längeren Zeitraum, wie z. B. eine Woche oder einen Monat, geändert und angepasst werden. Dadurch kann der Reisende fundierte Entscheidungen für nachhaltige Mobilität treffen, indem direkte Anreize (zusätzliche Informationen, ein Restaurantbesuch oder Fahrpreisermäßigungen im öffentlichen Nahverkehr) geboten, Ziele (wie etwa eine gesunde Lebensweise) beeinflusst oder Vorlieben (anhand von Meinungen und Erfahrungen in sozialen Medien) beeinflusst werden. Was hat Sie dazu veranlasst auf diesem Gebiet zu forschen? Wir sind überzeugt, dass ein auf Menschen ausgerichteter Ansatz und nicht der herkömmliche Schwerpunkt auf Infrastruktur und Modalität neue kostengünstige und flexible Lösungen für die Probleme im Stadtverkehr und beim Mobilitätsmanagement schaffen können. Dieser auf Menschen ausgerichtete Mobilitätsansatz stellt den Benutzer in den Mittelpunkt des Transportsystems in Bezug auf Bedürfnisse, Prioritäten, Datenströme und dynamische Reaktionen. Er bietet eine enorme Möglichkeit für die Integration eines "benutzergeführten" und individualisierten Konzepts in die natürlich weitergefassten gesellschaftlichen Ziele (Top-Down) hinsichtlich Nachhaltigkeit, Gesundheit und Lebensqualität, Gleichheit, Sicherheit und wirtschaftliche Vorteile. Auf welche Probleme sind Sie gestoßen und wie lösen Sie sie? Wir arbeiten mit einem neuen Paradigma, das Fragen aufwirft und Schwierigkeiten auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Bereichen beinhaltet. Zuerst entwickelten wir ein System, das in der Lage ist, die Fahrten eines Reisenden automatisch rund um die Uhr zu messen, wenn er/sie sein Smartphone benutzt, die Reiseumstände genau herzuleiten und gleichzeitig die Laufzeit des Akkus zu schonen. Hierfür sind anspruchsvolle technologische Innovationen bei der Smartphonekennung und Datenverarbeitung notwendig. Zweitens gibt es wichtige Fragen in Bezug auf Datenschutz, z. B. die Differenzen zwischen dem individuellen Schutz der Privatsphäre und der Freigabe von Informationen in sozialen Netzwerken oder für Behörden, sowie die Differenzen zwischen dem Aspekt der öffentlichen Dienstleistungen von Verkehrssystemen und dem Potenzial für eine Kommerzialisierung. Drittens mussten wir den Umfang analysieren, zu dem Nahverkehrsanbieter bereit sind zu arbeiten und Informationen aus der breiten Öffentlichkeit weiterzugeben. SUNSET wird Änderungen bei der zentralen Steuerung von Informationen zusammen mit der Beteiligung der normalen Bürger in Steuerung des Nahverkehrs und damit eine veränderte Beziehung zwischen Verkehrsanbietern und Fahrgästen bringen. Welche konkreten Ergebnisse liegen bislang vor? In den ersten beiden Jahren des Projekts haben wir die App "tripzoom" in enger Zusammenarbeit mit potenziellen Endanwendern und der zugrundeliegenden IKT-Infrastruktur entworfen und entwickelt. Diese App ist im Apple App Store und bei Google Play nach Registrierung über www.tripzoom.eu erhältlich. Außerdem hat unsere Forschungstätigkeit bisher konkrete Hinweise darauf gebracht, welche Art von Anreizen von den Zielgruppen am meisten geschätzt wurde. Schließlich wurde ein Start-up-Unternehmen gegründet, das persönliche und soziale Mobilitätsdienste à la SUNSET vermarkten wird. Wie, glauben Sie, wird ihre Forschung zur Verkehrsentlastung in den Städten beitragen? Die Verkehrsentlastung ist ein zentrales Ziel unseres Projekts. Wir glauben, dass ein auf den Menschen ausgerichteter Ansatz dabei helfen kann, die Menschen bei einer intelligenten Reiseentscheidung auf flexible und kostengünstige Art und Weise zu beeinflussen und zu unterstützen. Unser Ziel ist es, in den drei "Living Lab"-Versuchsstädten den Verkehr in Spitzenzeiten um 5 % zu verringern. Wie sehen die nächsten Schritte des Projekts bzw. Ihre nächsten Forschungsthemen aus? Wir befinden uns jetzt in der letzten Phase des Projekts, d. h. der Validierung der SUNSET-App tripzoom und des Konzepts der Anreize in unseren drei "Living Lab"- Städten. Gegenwärtig führen wir mehrere Kommunikationskampagnen in diesen Städten durch, um tripzoom zu vermarkten und die Nutzerbasis zu vergrößern. Letztendlich ist das der wichtigste Parameter für den Erfolg, da die Nutzer entscheidend dafür sind, ob wir unsere Ziele auf Stadtebene in Bezug auf Verkehrsentlastung, Nachhaltigkeit, Gesundheit, Sicherheit und Lebensqualität erreichen können.Weitere Informationen sind abrufbar unter: Novay http://www.novay.nl/en/ Projektdatenblatt
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