Gentherapie bei komplexer Gehirnkrankheit
Dank eines von der EU finanzierten Projekts konnten bei der Entwicklung von Therapien zur Behandlung einer bestimmten Gehirnkrankheit deutliche Fortschritte erzielt werden. Das X-ALD-Projekt konzentrierte sich auf die Erforschung pathogener Mechanismen, die zu "X-chromosomaler Adrenoleukodystrophie" führen können. Diese Erkrankung führt zu einer Anhäufung langkettiger Fettsäuren im Gewebe des ganzen Körpers und speziell im zentralen Nervensystem. Diese Forschungsarbeiten könnten vor allem den Weg für die Entwicklung neuer Behandlungsansätze ebenen. Die Forscher fanden beispielsweise heraus, dass X-ALD mit einer Kombination aus Gentherapie und Blutstammzellentherapie behandelt werden könnte. "Die wichtigen Ergebnisse dieses Projekts waren das bessere Verständnis des molekularen Mechanismus von X-ALD,' erklärt Projektkoordinator Johannes Berger. "Obwohl wir den genauen Mechanismus noch immer nicht vollständig kennen, haben wir dennoch große Fortschritte gemacht, was an den vielen Artikeln zu erkennen ist, die in Fachzeitschriften wie Science and Nature Medicine veröffentlicht wurden. Außerdem wurde eine neue Strategie für die Behandlung von Patienten mit einer entzündlichen Form von X-ALD, die keine Transplantatspender haben, entwickelt." X-ALD ist eine der häufigsten monogenetischen Erkrankungen des Zentralnervensystems. Schließlich wird die Myelinscheide - die die Nerven umgebende Schutzschicht - zerstört, wodurch neurologische Probleme entstehen. Patienten ohne Myelin haben psychische und physische Probleme, die durch Nerven ausgelöst werden, die ihre Funktion verlieren. Alle Formen von X-ALD sind durch neurologische Auffälligkeiten gekennzeichnet, die in den meisten schweren Fällen zum Tode führen können. Obwohl für X-ALD biochemisch die Anhäufung von Fettsäuren charakteristisch ist, konnte die Rolle, die diese Säurenanhäufung in der Pathophysiologie spielt, bisher noch nicht geklärt werden. Das X-ALD-Team hat jedoch bedeutende Fortschritte bei der Identifizierung von Kandidaten für modifizierende Gene gemacht, die für die phänotypische Variabilität bei der Ausbreitung und Charakterisierung von X-ALD verantwortlich sein könnten. Die bei X-ALD beeinträchtigten Gene codieren für ein Protein, das wahrscheinlich am Transport langkettiger Fettsäuren in ein spezielles intrazelluläres Organell, das sogenannte Peroxisom, beteiligt ist. Hierfür entwickelte das Projektteam ein neues System, in dem die Merkmale des ALD-Proteins in vivo mit Hilfe von Backhefe untersucht werden können, und ein In-vitro-System. "X-ALD ist eine seltene Krankheit und wir wissen noch relativ wenig über den ihr zugrundeliegenden molekularen Mechanismus", erklärt Prof. Berger. "Durch die Beteiligung mehrerer Experten auf dem Gebiet ist uns ein wichtiger Durchbruch bei der Erforschung der Krankheit gelungen und es taten sich neue therapeutische Strategien auf, die bereits in der klinischen Praxis angewendet werden." Hinsichtlich der Gentherapie konnte dieses Projekt sogar seinen ursprünglichen Aufgabenbereich um die klinische Anwendung der Gentherapie bei X-ALD erweitern. Die Arbeiten dieses Projekts sollten in den nächsten 10 Jahren großen Einfluss auf die zukünftige therapeutische Behandlung von Patienten mit X-ALD haben. Prof. Berger ist davon überzeugt, dass intensive Diskussionen und regelmäßige Zusammenkünfte dem Projektteam diese zielgerichtete Arbeit ermöglicht haben. "Wir konnten uns gegenseitig voranbringen und das war der wichtigste Grund für den Erfolgt des Projekts", sagte er. "Die Gruppe hat ihre Zusammenarbeit fortgesetzt und sich mit weiteren Formen der Krankheit beschäftigt, für die es noch keine Behandlungsmöglichkeiten gibt."Weitere Informationen sind abrufbar unter: X-ALD http://www.x-ald.nl
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