Wie sagen wir mit Hilfe der Vergangenheit die Zukunft vorher?
Jüngste Forschungsarbeiten haben Beweise dafür geliefert, dass das Gehirn, wenn es mit einem speziellen Reiz konfrontiert ist, mit "prädiktiver Kodierung" eine mentale Erwartung dafür schafft, was als Nächstes passieren wird. Mit anderen Worten verwendet das Gehirn Informationen aus der jüngsten Vergangenheit, um vorherzusagen, was in der Zukunft geschehen wird. Wissenschaftler möchten genau wissen, wie das Gehirn das macht. Unter der Leitung von Dr. Uri Hasson von der Universität Trient, Italien, will das von der EU finanzierte Projekt NEUROINT ("How the brain codes the past to predict the future") mit Hilfe modernster neurowissenschaftlicher Bildgebungsmethoden ermitteln, wie die jüngste Vergangenheit im menschlichen Gehirn kodiert wird und wie diese Kodierung die Verarbeitung neuer Informationen beeinflusst. Dr. Hasson erhielt für das Projekt eine Finanzhilfe für Nachwuchsforscher (Starting Grant) vom Europäischen Forschungsrat in Höhe von 978 678 EUR. Prädiktive Kodierung ist wichtig, da sie Tieren - und auch Menschen - einen Verhaltensvorteil verschafft. Das NEUROINT-Team nutzt ein umfassendes Forschungsprogramm, um herauszufinden, wie Regelmäßigkeiten aus der jüngsten Vergangenheit kodiert werden und wie sie prädiktive Codes zukünftiger Zustände hervorrufen. Aufgrund früherer Forschungsarbeiten legen die Projektpartner nahe, dass das prädiktive System hauptsächlich auf drei neuronalen Systemen beruht. Es wird davon ausgegangen, dass mediale temporale Gehirnareale, einschließlich Hippocampus und parahippocampalem Cortex, statistische Merkmale der jüngsten Vergangenheit kodieren und signalisieren, wenn Vorhersagen zugesichert werden können. In der Zwischenzeit erzeugen übergeordnete kortikale Regionen hierarchische Vorhersagen, während untergeordnete sensorische Kortizes sensorische Eingaben von unten nach oben verarbeiten. Ferner vergleichen sie diese Eingaben mit Vorhersagen, die aus übergeordneten Regionen gesendet wurden. NEUROINT prüft diese Hypothesen mit Hilfe von Neurobildgebungsverfahren mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung, um die Aktivitäten in diesen drei neuronalen Systemen und die Wechselwirkungen zwischen ihnen zu untersuchen. Die sich daraus ergebenden Daten könnten wertvolle Informationen über einen grundlegenden Prozess im menschlichen Gehirn ergeben, so dass wir besser verstehen, wie wir die jüngste Vergangenheit verarbeiten. Anhand dieser Informationen könnten wir uns dann möglicherweise auf zukünftige Ereignisse einstellen. Das NEUROINT-Projekt wird im Dezember 2014 abgeschlossen.Weitere Informationen sind abrufbar unter: Projektdatenblatt Universität Trient http://www.unitn.it/
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Italien