Europäische Wissenschaftler tragen zu einem besseren Verständnis des Schweinegenoms bei
Fast 200 Wissenschaftler aus aller Welt, darunter auch wichtige europäische Forschungsgruppen, führten Forschungen zum Schweinegenom durch: Durch ihre Ergebnisse konnten Gene identifiziert werden, die für die Produktion von Schweinefleisch nützlich sind und unser Wissen über die Gesundheit, Wissenschaft und Geschichte des Schweins erweitern. Diese Forschung wurde in der Novemberausgabe der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht. Finanziert wurde diese Forschung aus verschiedenen Quellen: aus dem erweiterten Projekt SELSWEEP ("Molecular characterization of genetic factors in the pig under selection during speciation, domestication and breeding") des Europäischen Forschungsrates (ERC) und den europäischen Verbundprojekten SABRE ("Cutting edge genomics for sustainable animal breeding") unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) und QUANTOMICS ("From sequence to consequence: tools for the exploitation of livestock genomes") unter dem Siebten Rahmenprogramm (RP7). Professor Alan Archibald vom Roslin-Institut der Universität Edinburgh, Vereinigtes Königreich, einer der Hauptautoren, erläutert: "Vor allem die Landwirtschaft wird schnell profitieren. Die Schweineindustrie hat eine ausgezeichnete Erfolgsbilanz bei der schnellen Einführung neuer Technologien und Wissen vorzuweisen." Zu den Forschungsmethoden gehörte auch der Vergleich des Genoms eines gemeinsamen Bauernhofschweins, Sus scrofa domesticus, mit denen von zehn Wildschweinen - alle aus verschiedenen Teilen Europas und Asiens. Die Forscher verglichen auch das Schweinegenom mit dem Genom von Mensch, Maus, Hund, Pferd und Kuh und stellten Ähnlichkeiten zwischen Schwein und Mensch sowie ein paar deutliche Unterschiede fest. Vergleiche von asiatischen und europäischen Wildschweinen ergaben signifikante genetische Unterschiede, die auf die Trennung der Art vor rund 1 Million Jahren zurückgeht. Einer der leitenden Forscher, Professor Larry Schook von der Universität Illinois, erläutert diesen Unterschied: "Sie sind bereits so lange getrennt, dass die asiatischen und europäischen Linien jetzt praktisch Unterarten sind. Die europäischen und asiatischen Wildschweinarten verloren einen großen Teil ihrer genetischen Vielfalt vor etwa 20.000 Jahren, wahrscheinlich infolge einer globalen Eiszeit." Professor Martien Groenen von der Universität Wageningen sagt weiter: "Es lagen Hinweise aus früheren Studien vor, aber diese Studien konzentrierten sich auf die mitochondriale DNA, einem kleinen DNA-Molekül, das nur von der Mutter vererbt wird. Mit der vollständigen Genomsequenz von mehreren Wildschweinen liegt nun ein viel klareres Bild über diese Ereignisse vor." Die Forscher fanden auch heraus, dass das Schwein mehr einzigartige olfaktorische Gene (Geruchssinn) als Menschen, Mäuse oder Hunde hat. Und obwohl das Schwein Dinge riechen kann, die Menschen und viele andere Tiere nicht riechen (wie Trüffel), ist ihr Geschmackssinn vermindert. Dies geht auf die Tatsache zurück, dass das Schwein weniger Rezeptor-Gene für bitteren Geschmack besitzt als der Mensch, und die Gene, die für die Wahrnehmung von süß und Umami (was Menschen als fleischig wahrnehmen) zuständig sind, sind auch anders. Die neue Analyse unterstützt auch die Verwendung des Schweins für das Studium von menschlichen Krankheiten. Insgesamt gibt es 112 Abschnitte, in denen beim Schweineprotein die gleiche Aminosäure vorkommt, die beim Menschen mit einer Krankheit zusammenhängt. Professor Martien Groenen bemerkt: "Durch Sequenzierung der Genome von weiteren 48 Schweinen identifizierten wir viele weitere Genvarianten, die mit menschlichen Krankheiten in Verbindung gebracht werden, und dies spricht ebenfalls für das Schwein als ein wertvolles biomedizinisches Modell. Einige Proteinabweichungen des Schweins, die es mit dem Menschen teilt, sind mit Fettleibigkeit, Diabetes, Dyslexie, Parkinson-Krankheit und Alzheimer-Krankheit assoziiert. Das Ziel dieser Forschung ist es, eine Reihe von neuen Zuchtstrategien anzubieten, um die Tiergesundheit und den Tierschutz zu verbessern, den Einsatz von Chemie und Energie zu reduzieren, den Viehabfall und Umweltverschmutzung zu minimieren sowie Lebensmittelsicherheit und -qualität zu maximieren.Weitere Informationen sind abrufbar unter: Nature http://www.nature.com/news/pig-geneticists-go-the-whole-hog-1.11801 SABRE: http://www.sabre-eu.eu/Home/tabid/135/Default.aspx QUANTOMICS: http://www.quantomics.eu/