Alte Kochtöpfe verraten Kulinarisches
Ein europäisches Forscherteam der Universitäten von York und Bradford, Vereinigtes Königreich, hat herausgefunden, dass Menschen ihr Verhalten eher langsam als schnell veränderten, wenn es um die Umstellung ihrer Jagdmethode und des Sammelns ihrer Nahrung ging. Die Erkenntnisse, die in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) präsentiert wurden, enträtseln die Frage nach diesem Übergang mithilfe von Resten in alten Kochtöpfen. Wissenschaftler aus Dänemark, Deutschland und dem Vereinigten Königreich untersuchte Kochrückstände in 133 Keramikgefäßen aus westlichen Ostseeregionen, um zu ermitteln, ob diese Reste von Land-, See- oder Süßwasser-Organismen stammen. Die Forscher bewerteten die Keramik-Töpfe von 15 Grabungsorten aus der Zeit um 4 000 v. Chr., einer Zeit, in der in dieser Region die Domestizierung von Tieren und Pflanzen begann. Die Ergebnisse zeigen, dass der Mensch kein Problem damit hatte, das Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht zu seinem Vorteil gegenüber Fisch und anderen Meeresressourcen zu nutzen ... wenn auch langsam. Die Töpfe aus Grabungen an Küstengebieten enthielten Rückstände in einer bestimmten Form von Kohlenstoff, der in marinen Organismen angereichert ist. "Die Landwirtschaft verwandelte die Gesellschaften völlig", schreiben die Autoren. "Doch trotz mehr als einem Jahrhundert der Forschung gibt es wenig Konsens über die Geschwindigkeit und Vollständigkeit dieses grundlegenden Wandels und damit über seine wichtigsten Motoren. Es wurden Keramikgefäße entdeckt, die bemerkenswert gut erhaltene Lipide aus der ursprünglichen Nutzung des Gefäßes enthalten. Die Rekonstruktion kulinarischer Praktiken aus diesen Keramikzeugen kann zu den langjährigen Diskussionen über die Ursprünge der Landwirtschaft beitragen. " Über 20% der an den Küsten gefundenen Töpfe enthielten andere biochemische Spuren von marinen Organismen, so die Forscher. Darin enthalten waren Fette und Öle, die nicht von Tieren und Pflanzen an Land stammten. 28% der im Binnenland entdeckten Töpfe enthielten Rückstände von aquatischen Organismen, die von Süßwasserfischen stammten. "Diese Forschung zeigt deutlich, dass Menschen in der westlichen Ostsee trotz des Aufkommens von Viehzucht und Ackerbau auch weiterhin Meeres- und Süßwasser-Ressourcen nutzten", erklärt der Hauptautor Dr. Oliver Craig von der Abteilung für Archäologie an der University of York. "Obwohl die Landwirtschaft in dieser Region schnell eingeführt wurde, hat sie nicht zu einer dramatischen Verschiebung des Jäger-Sammler-Lebens geführt, wie bisher angenommen wurde." Carl Heron, Professor für Archäologie an der Universität Bradford sagt dazu: "Unsere Daten repräsentieren die erste groß angelegte Studie, die eine breite Palette von molekularen Nachweisen und Isotopendaten kombiniert, um Land- , Meeres- und Süßwasser-Ressourcen voneinander zu unterscheiden, die in Keramikgefäßen verarbeitet wurden. Sie bietet eine Vorlage für zukünftige Untersuchungen der Frage, wie die Menschen in der Vergangenheit Töpfe verwendeten." Das Team sagt, dass seine Daten die verbreitete Ansicht in Frage stellt, dass die Gesellschaften sich mit der Ankunft der Landwirtschaft völlig umgestellt hätten und dass neolithische Keramik ausschließlich mit Produkten aus domestizierten Tieren und Pflanzen verbunden gewesen sei. Die Studie wurde vom Arts and Humanities Research Council im Vereinigten Königreich finanziert.Weitere Informationen finden Sie unter: PNAS: http://www.pnas.org/ University of York: http://www.york.ac.uk/ University of Bradford: http://www.brad.ac.uk/external/
Länder
Deutschland, Dänemark, Vereinigtes Königreich