Polnische Einwanderer übernehmen problemlos britischen Akzent
Europa hat in den letzten Jahren unzählige Veränderungen durchlebt. Typisches Beispiel dafür ist die zunehmende Einwanderung: Die geöffneten Grenzen erlauben es nun den Menschen, sich frei und mühelos innerhalb der gesamten EU zu bewegen. Vor den Migranten türmen sich allerdings viele Herausforderungen auf. Man denke nur an die Arbeitssuche und das Lernen der Sprache der neuen Heimat. Forscher der Universitäten Manchester und Edinburgh im Vereinigten Königreich und der University of Auckland in Neuseeland haben nun die Herausforderung der soziolinguistischen Kompetenz in Englisch bei jungen polnischen Immigranten im Teenageralter in London und Edinburgh untersucht. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift English World-Wide vorgestellt. Das Vereinigte Königreich war nur eines von drei EU-Mitgliedstaaten (zusammen mit Irland und Schweden), die schon im Jahr 2004 Bürgern aus Mittel- und Osteuropa uneingeschränkten Zugang zu ihren Arbeitsmärkten gewährten. Diese Tatsache hatte die größte Einwanderungswelle zur Folge, die das Vereinigte Königreich jemals erlebt hatte - wobei die Polen einen großen Anteil dieser Menschen bildeten. Innerhalb der Studie "Sociolinguistics and Immigration - Linguistic variation among adolescents in London and Edinburgh" (Soziolinguistik und Einwanderung - Linguistische Variation unter Jugendlichen in London und Edinburgh) erforschte man die Sprache polnischer Teenager. Die Besonderheit dieser Gruppe dabei: Jugendliche passen sich viel leichter an veränderte Bedingungen an und sind ständig mit Gleichaltrigen in Kontakt. Die Linguisten verglichen den Gebrauch von Standard- und Nicht-Standard-Merkmalen der englischen Sprache, die von den polnischen Jugendlichen und den einheimischen Londonern und Edinburghern gesprochen wird. Man untersuchte, wie englische und Nicht-Standard-Merkmale wie das Weglassen des "g", zum Beispiel bei "singin", erworben wurden und die Ergebnisse zeigten, dass die polnischen Teenager die in der neuen Heimatstadt üblichen, nicht dem Standard entsprechenden Aussprachen überaus schnell übernommen hatten. Das Team weist außerdem darauf hin, dass die Einstellung zur Sprache und der Akzenterwerb miteinander im Zusammenhang stehen; polnische Jugendliche, denen der lokale Akzent gefiel, hörten sich eher genauso wie ihre einheimischen Kumpels an. "In den letzten Jahren hat das Vereinigte Königreich beispiellose Migrantenzahlen aus Osteuropa - insbesondere Polen - erlebt", erläutert Dr. Erik Schleef von der University of Manchester, einer der Autoren der Studie. "Um besser zu verstehen, wie sich diese Menschen in das Vereinigte Königreich integrieren, haben wir uns dazu entschlossen zu untersuchen, ob polnische Teenager die gleiche Form der Umgangssprache wie ihre gleichaltrigen britischen Mitschüler gebrauchen - und die Antwort scheint 'Ja' zu sein. Immerhin muss man, um eine vollständige, den Einheimischen nahekommende Kompetenz in einer zweiten Sprache zu erreichen, zumindest ein Bewusstsein für die nicht dem Standard entsprechende Umgangssprache erwerben. So könnte man davon ausgehen, dies auch innerhalb anderer Migrantengruppen vorzufinden." Dr. Rob Drummond, Linguist an der Manchester Metropolitan University, bewertete in einer anderen Studie die Übernahme von Nicht-Standard-Merkmalen bei polnischen Erwachsenen in Manchester und entdeckte einen überzeugenden Zusammenhang zwischen dem Gebrauch der polnisch beeinflussten "ingk"-Aussprache und dem Wunsch zur Rückkehr nach Polen. "Sprecher, die eine Rückkehr nach Polen geplant hatten und die das starke Verlangen hatten, ihre polnische Identität zu bewahren, nutzen diese Aussprache, um ihre Treue zum Heimatland zum Ausdruck zu bringen", meint Dr. Drummond und fügt hinzu: "Sogar die Sprecher, die sehr gut die englische Sprache beherrschten, aber eine Rückkehr nach Polen planten, gebrauchten eher '-ingk' als andere Sprecher."Weitere Informationen unter: University of Manchester: http://www.manchester.ac.uk/ English World-Wide: http://www.ingentaconnect.com/content/jbp/eww
Länder
Irland, Neuseeland, Polen, Schweden, Vereinigtes Königreich