ESA-Zeitmaschine liefert neue Bilder von der Vergangenheit
Die ersten am 11. Januar von der Planck-Mission der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) veröffentlichen Daten zeigen mit unerreichter Genauigkeit Tausende von bisher unentdeckten staubigen Hüllen, in denen sich Sterne bilden. Darüber hinaus befinden sich unter den vielen präsentierten Ergebnissen noch weitere kosmische Highlights wie einige der massereichsten Galaxienhaufen, die jemals beobachtet wurden. "Diese neuen Ergebnisse sind wichtige Teile eines Puzzles, die uns ein vollständiges Bild von der Entwicklung sowohl unseres eigenen kosmischen Hinterhof - der Milchstraße, in der wir leben - als auch der Frühgeschichte des gesamten Universums liefern könnten", erklärt Dr. David Parker, Direktor für Weltraumwissenschaften und -erforschung bei der Raumfahrtagentur des Vereinigten Königreichs. Die Raumsonde Planck wurde im Mai 2009 auf ihre Mission geschickt, um Licht einzufangen, dass nur wenige Hunderttausend Jahre nach dem "Urknall" entstanden ist, einer Explosion zu Beginn des Universums vor rund 13,7 Milliarden Jahren. Die an Bord befindlichen Detektoren sind auf dem allerneusten Stand der Technik und beobachten den gesamten Himmel, um die kosmische Mikrowellenhintergrundstrahlung zu messen, die als Relikt des Urknalls den gesamten Himmel erfüllt. Es gibt jedoch viele andere Objekte im Universum, die Licht im gleichen Wellenlängenbereich abstrahlen, etwa kalter Staub, heiße Gase und in Magnetfeldern wirbelnde Elektronen. Alle diese Strahlungsemissionen müssen deshalb genau identifiziert und subtrahiert werden, damit Planck die Beobachtung eines größtenteils unerforschten Teils des elektromagnetischen Spektrums gelingt. "Dies ist ein großer Moment für Planck. Bis jetzt ging es nur um das Sammeln von Daten und das Aufzeigen ihres Potenzials. Jetzt können wir endlich mit den Entdeckungen beginnen", sagt Jan Tauber, ESA-Projektwissenschaftler der Planck-Mission. Und in der Tat: von den nächsten Nachbarn in der Milchstraße bis zu den fernen Weiten des Raumes und der Zeit, stellen die den gesamten Himmel umfassenden Planck-Bilder eine unglaubliche Fundgrube für Astrophysiker dar. Indem sie das "erste Licht" nach dem Urknall beobachten, können sie zwischen konkurrierenden kosmologischen Modellen unterscheiden. Während heute kaum jemand die allgemeinen Grundlagen des Urknall-Modells - also die Theorie, dass das Universum als ein sehr heißer und dichter Feuerball begann, der sich schrittweise ausgeweitet und abgekühlt hat - anzweifelt, bleiben trotzdem noch Fragen offen. Zum Beispiel rätseln die Kosmologen noch über die Natur der Dunklen Materie, die einen beträchtlichen Teil der Materie im Universum ausmachen könnte. Die Planck-Sonde beobachtet fortlaufend den gesamten Himmel und liefert Daten für den Katalog der Mission, der massereiche Galaxienhaufen umfasst, darunter auch eine Handvoll neu entdeckter Cluster. Die Wissenschaftler der Mission konzentrierten sich auf einige der massereichsten Cluster - deren Masse der von einer Billiarde Sonnen entspricht -, um mehr darüber zu erfahren, wie viel Materie sie enthalten und wie schnell sie wachsen. "Weil Planck den gesamten Himmel beobachtet, liefert die Sonde uns darüber hinaus einen umfassenden Blick darauf, wie all die kleineren Strukturen des Universums mit dem Ganzen verbunden sind", erklärt Jim Bartlett von der Université Paris Diderot in Frankreich und dem Jet Propulsion Laboratory in den USA. Wie ihre Vorgänger Cosmic Background Explorer und Wilkinson Microwave Anisotropy Probe ist die Planck-Sonde auf die Erfassung schwacher Variationen in der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung ausgerichtet, die Informationen zu den frühesten Momenten nach dem Urknall enthält. Wissenschaftler glauben, dass diese Variationen auftreten, weil frühe Schwankungen während der Inflation des Universums ausgeweitet wurden, aber auch Hinweise auf seine gegenwärtigen Bedingungen liefern. Dr. Clive Dickinson von der Universität Manchester im Vereinigten Königreich fügt hinzu: "Wir gehen zunehmend davon aus, dass die anomale Emission auf Staubkörner im Nanomaßstab zurückzuführen ist, die sich bis zu zehn Milliarden Mal pro Sekunde um sich selber drehen. Dieses hervorragende Ergebnis ist dank der außergewöhnlichen Qualität der Planck-Daten möglich." "[Die ersten Ergebnisse aus der Planck-Mission] sind die Spitze des wissenschaftlichen Eisbergs. Dank der Hingabe aller Beteiligten an diesem Projekt, übertrifft Planck alle Erwartungen", sagt David Southwood, ESA-Direktor für Wissenschaft und robotische Exploration. "Zudem enthält der Katalog außer den heute [am 11. Januar] bekanntgegebenen Entdeckungen das Rohmaterial für zahlreiche weitere. Und dabei sind wir noch nicht zum echten Schatz, dem kosmischen Mikrowellenhintergrund selbst, vorgedrungen."Weitere Informationen unter: ESA: http://www.esa.int/esaCP/index.html ESA-Mission Planck: http://www.esa.int/SPECIALS/Planck/index.html UK Space Agency: http://www.ukspaceagency.bis.gov.uk/default.aspx University of Manchester: http://www.manchester.ac.uk/ Jet Propulsion Laboratory: http://www.jpl.nasa.gov/