Andromedas verräterischer Glanz
Ein internationales Team aus Astronomen hat die Andromeda-Galaxie, unseren nächsten Nachbarn, ins Visier genommen und beobachtete eine Flut von Sternen, die eine dicke Sternenscheibe bilden. Da diese Sterne älter sind als jene, die Andromedas dünne Scheibe bilden, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass diese Entdeckung die Forschungsmöglichkeiten über die Bildung und Evolution von Galaxien wie unserer eigenen erweitern wird. Die Erkenntnisse des Teams werden in der nächsten Ausgabe der Fachzeitschrift Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlicht. Wie die Milchstraße, unsere galaktische Heimat, gehört auch Andromeda zu den großen Spiralgalaxien - mit einer Sternenscheibe aus Spiralarmen, die einen Kern aus Sternen im Inneren umgeben. "Von Observationen unserer eigenen Milchstraße und anderer Spiralen in der Nähe wissen wir, dass diese Galaxien typischerweise über zwei Sternenscheiben verfügen, eine 'dicke' und eine 'dünne' Scheibe", erklärt die Leiterin der Studie, Michelle Collins, Doktorandin am Institut für Astronomie der Universität Cambridge im Vereinigten Königreich. Die dünne Scheibe enthält Bereiche mit aktiver Sternenbildung, während die dicke Schicht, die die dünne Scheibe umgibt, aus älteren Sternen besteht. Zusammen mit Kollegen aus Australien, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten analysierte Collins Messungen der Geschwindigkeit einzelner heller Sterne innerhalb der Andromeda-Galaxie mithilfe des Keck-Teleskops in US-Staat Hawaii. Die Ergebnisse dieser gemeinsamen Bemühungen ermöglichten dem Team, eine erste Charakterisierung der neu identifizierten Scheibe. "Unsere anfänglichen Untersuchungen dieser dicken Scheibe zeigen bereits, dass sie vermutlich älter als die dünne Scheibe ist und über eine andere chemische Zusammensetzung verfügt", erklärt Dr. Mike Rich von der UCLA (University of California, Los Angeles), einer der Co-Autoren der Studie. "Zukünftige, detailliertere Beobachtungen werden uns dabei helfen, die Entwicklung des Scheibensystems in der Andromeda-Galaxie besser verstehen zu können, mit dem Potential, dieses Verständnis auf die Entstehung von Spiralgalaxien im gesamten Universum übertragen zu können", erklärt Collins. "Die klassischen dünnen Sternenscheiben, die wir üblicherweise mithilfe des Weltraumteleskops Hubble sehen können, resultieren aus einer vermehrten Ansammlung von Gas gegen Ende der Entstehung einer Galaxie, während dicke Scheiben in einer viel früheren Phase im Leben einer Galaxie entstehen, sodass durch sie die Prozesse der galaktischen Evolution ideal nachvollzogen werden können". Der Großteil der dicken Scheibe unserer eigenen Galaxie befindet sich außerhalb unseres Blickfelds, während die dicke Scheibe von Andromeda von der Milchstraße aus in ihrer Ganzheit beobachtet werden kann. Dadurch haben Astronomen die wunderbare Möglichkeit, die Eigenschaften der Scheibe zu analysieren und nach Hinweisen zu suchen, wie und warum sie entstanden ist. "Diese Entdeckung ist eine der aufregendsten, die sich aus der größeren Elternstudie über die Bewegungen und die Chemie der Sterne in den Außenbereichen von Andromeda ergeben haben", schwärmt Dr. Scott Chapman, ein Mitglied des Teams vom Institut für Astronomie. "Sie ermöglicht uns einen einzigartigen und spektakulären Einblick in die Entstehung des Andromeda-Systems und wird uns zweifelsohne dabei helfen, diesen komplexen Prozess besser zu verstehen." Manchmal zahlt es sich eben aus, ein Auge auf den Nachbarn zu haben.Weitere Informationen unter: Institute of Astronomy: http://www.ast.cam.ac.uk/~mlmc2/M31thickdisc.html RAS: http://www.ras.org.uk
Länder
Australien, Frankreich, Vereinigtes Königreich