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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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ESA: Schwefelschicht der Venus warnt vor Geo-Engineering

Trotz aller Unterschiede haben Venus und Erde viele Gemeinsamkeiten und wir können für die Zukunft eine Menge von unserem nächsten Nachbarplaneten lernen. Ein Beispiel hierfür ist die jüngste Entdeckung einer Schicht Schwefeldioxid in der Hochatmosphäre der Venus, die der Raum...

Trotz aller Unterschiede haben Venus und Erde viele Gemeinsamkeiten und wir können für die Zukunft eine Menge von unserem nächsten Nachbarplaneten lernen. Ein Beispiel hierfür ist die jüngste Entdeckung einer Schicht Schwefeldioxid in der Hochatmosphäre der Venus, die der Raumsonde Venus Express der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) gelungen ist. Die Astronomen haben damit endlich das Geheimnis der dicken Wolkenschicht gelüftet, das die Wissenschaftler so lange beschäftigte. Die bahnbrechenden Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Nature Geosciences präsentiert. Die Venus ist von einer Schicht sich schnell bewegender Säurewolken umgeben, die uns die Sicht auf die Oberfläche des Planeten versperren. Die dichten Wolken werfen rund 80% des Lichts von der Sonne zurück ins All. Die Wissenschaftler interpretieren dieses Phänomen so, dass die Venus eine sehr hohe Albedo hat (der Anteil des einfallenden Sonnenlichts, der reflektiert wird). Deshalb ist sie mit dem bloßen Auge so gut sichtbar und wurde lange Zeit für einen Stern und nicht für einen Planeten gehalten. Die dicke Wolkenschicht der Venus bildet sich rund 50 km von der Oberfläche des Planeten entfernt, wo sich Schwefeloxid aus den Vulkanen mit Wasser zu Schwefelsäure verbindet, eine der ätzendsten Substanzen, die in der Natur vorkommen. Das überschüssige Schwefeloxid wird durch die Sonneneinstrahlung in Höhen über 70 km schnell zerstört. Ein Rätsel jedoch blieb: Die Wissenschaftler konnten nie herausfinden, warum in 90 km Höhe Schwefeloxid gefunden wurde und woher es kam. Computersimulationen, die Xi Zhang am California Institute of Technology in den Vereinigten Staaten zusammen mit Kollegen aus Frankreich, Taiwan und den Vereinigten Staaten durchführte, zeigten, dass Schwefelsäuretröpfchen aus den Tiefen der Atmosphäre in die Wolken um den Planeten herum transportiert werden. In großer Höhe verdampfen einige dieser flüssigen Tropfen, wodurch Schwefelsäuregas entsteht, das dann durch die Sonneneinstrahlung zerstört wird, sodass Schwefeldioxidgas entsteht. "Wir haben in solch großer Höhe eigentlich keine Schwefelschicht erwartet, sind nun jedoch in der Lage, unsere Messungen zu erklären", sagt Hakan Svedhem, Venus Express Projektwissenschaftler. "Die neuen Erkenntnisse bedeuten jedoch auch, dass der Schwefelkreislauf der Atmosphäre komplizierter ist als gedacht." Dieses Wissen ist für unseren Planeten von enormer Wichtigkeit, da gegenwärtig darüber diskutiert wird, den Klimawandel durch Einbringung von Schwefeltröpfchen in die Erdatmosphäre zu lindern. Nobelpreisträger Paul Crutzen vom Max-Planck-Institut für Chemie in Deutschland ist einer der Menschen, die sich offen dafür aussprechen, in einer Höhe von 20km über der Erdoberfläche Sulfurdioxid einzubringen, um so dem durch Kohlendioxidemissionen ausgelösten Klimawandel entgegenzutreten. Wenn die Sonne die Erde zu gefährlich erwärmt, ist es womöglich an der Zeit, einen Sonnenschutz herzustellen, sagt der führende Wissenschaftler. Dieser "Sonnenschutz" kann eine Schmutzschicht sein, die absichtlich in die Atmosphäre eingebracht wird, um so unseren Planeten zu kühlen. Dr. Crutzen verwendet den Ausbruch des Mount Pinatubo auf den Philippinen als Beispiel für seine ungewöhnliche Idee. Der Vulkanausbruch im Jahre 1991 brachte schwefelhaltige Partikel tief in die Stratosphäre. Die durch diese Partikel verbesserte Reflektion der Sonnenstrahlen in den Weltraum verringerte die Temperatur der Erdoberfläche im Jahr nach dem Ausbruch um durchschnittlich 0,5 °C. Dr. Zhangs Entdeckungen sind für uns jedoch auch eine klare Warnung; Wir müssen unser Wissen über den Schwefelkreislauf erweitern, bevor wir auch nur davon träumen können, Schwefel zur Erlangung unserer Klimaziele zu verwenden. Wenn wir die Venus besser verstehen lernen, führt das schließlich auch zu einem besseren Verständnis unseres eigenen Planeten, insbesondere wenn wir uns den langfristigen Effekt eines solchen Experiments auf das Klima der Erde ansehen. "Wir müssen die potentiellen Konsequenzen einer solchen künstlichen Schwefelschicht in der Atmosphäre der Erde sorgfältig studieren", betont Jean-Loup Bertaux von der Universität de Versailles-Saint-Quentin in Frankreich und leitender Wissenschaftler des SPICAV (Spectroscopy for Investigation of Characteristics oft he Atmosphere of Venus)-Sensors der Venus Express. "Die Venus hat eine riesige Schicht solcher Tröpfchen, alles was wir über diese Wolken lernen können ist somit potentiell relevant für jede Art von Geo-Engineering unseres eigenen Planeten."

Länder

Frankreich, Taiwan, Vereinigte Staaten

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