Weiterhin Schlechtwetter auf Venus
Der Planet Venus ist bekannt für sein unangenehmes Klima, und es scheint, dass dies in absehbarer Zukunft auch so bleiben wird. Das jedenfalls sind die Ergebnisse einer neuen Forschung, die ein internationales Team von Wissenschaftlern aus Belgien, Deutschland und den USA in der Fachzeitschrift Icarus veröffentlicht hat. Auf ihrer Oberfläche brutzelt Venus bei über 426 Grad Celsius unter einer erstickenden Wolkendecke aus Schwefelsäure und einer vernichtenden Atmosphäre, deren Druck 90 Mal höher ist als der auf der Erde. Und die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Einer der Autoren der Studie, Dr. Tim Livengood vom National Center for Earth and Space Science Education, Capitol Heights, in den Vereinigten Staaten, stellt das besondere Klima auf Venus in einen Zusammenhang: "Jede Variabilität des Wetters auf der Venus ist bemerkenswert, weil der Planet so viele Merkmale hat, um die atmosphärischen Bedingungen stabil zu halten. Die Erde hat Jahreszeiten, weil ihre Drehachse um etwa 23 Grad geneigt ist, wodurch im Laufe des Jahres auf jeder Hemisphäre die Intensität des Sonnenlichts und die Länge der Tage variieren. Doch die Achse der Venus ist so stark geneigt, dass sie fast vollständig auf dem Kopf steht und eine Netto-Neigung von weniger als drei Grad zur Sonne hat, weshalb der jahreszeitliche Effekt vernachlässigbar ist." Dr. Livengood weiter: "Die Umlaufbahn von Venus ist sogar noch kreisförmiger als die der Erde, wodurch sie weder deutlich wärmer noch kälter werden kann, da ihr Abstand von der Sonne mehr oder minder gleichbleibt. Und während man vielleicht erwartet , dass des Nachts eine gewisse Abkühlung stattfindet - zumal sich Venus so langsam dreht, dass ihre Nacht fast zwei Erdmonate dauert - wirken die dichte Atmosphäre und die Schwefelsäurewolken wie eine Decke, während Winde die Wärme bewegen und die Temperaturen ziemlich stabil halten. Schließlich ist fast das gesamte Wasser des Planeten in den Weltraum verdunstet, so dass es keine Stürme oder Niederschläge wie auf der Erde gibt, wo das Wasser verdampft und als Wolken kondensiert." Zur Durchführung ihrer Studie zu den Wettermustern auf Venus hat das Team Temperatur und Windgeschwindigkeiten in der oberen Atmosphäre durch Beobachtung des Infrarot-Leuchtens gemessen, das von Kohlendioxid (CO2)-Molekülen ausgesendet wird, wenn sie durch Sonnenlicht energetisch geladen werden. Infrarot-Licht ist unsichtbar für das menschliche Auge und wird von uns als Wärme empfunden, aber es kann mit speziellen Instrumenten erkannt werden. In der Forschung erschien es als Linie im Spektrometer, einem Instrument, das Licht in seine Spektralfarben trennt, von denen jede einer bestimmten Frequenz entspricht. Die Breite der Linie zeigte die Temperatur, während Frequenzverschiebungen auf die Windgeschwindigkeit hinweisen. Das Team verglich Beobachtungen aus den Jahren 1990 und 1991 mit Beobachtungen aus dem Jahr 2009. Und durch den Vergleich mit den alten Daten der NASA entdeckte das Team auch einige bizarre Dinge, die sich hoch oben über der Oberfläche des Planeten, in der kalten, klaren Luft über den Säurewolken in der Mesosphäre und Thermosphäre abspielen. "Obwohl die Luft bei den meisten Messungen über den Polargebieten in diesen oberen Luftschichten der Venus kälter ist als die Luft über dem Äquator, schien sie gelegentlich wärmer zu sein", sagt ein anderer Autor der Studie, Dr. Theodor Kostiuk von NASA Goddard. "In der Erdatmosphäre, tritt ein Zirkulationsmuster, eine sogenannte "Hadley-Zelle" auf, wenn warme Luft über dem Äquator aufsteigt und zu den Polen hin fließt, wo sie abkühlt und sinkt. Da die Atmosphäre in Oberflächennähe dichter ist, wird die absteigende Luft komprimiert und erwärmt die obere Atmosphäre über den Erdpolen. Auf Venus passiert genau das Gegenteil. Und obwohl die Oberflächentemperatur relativ gleichmäßig ist, haben wir in niedrigen Breiten große Schwankungen - bis zu 12 Grad Celsius (etwa 30 K ) - innerhalb weniger Erdentage in der Mesosphäre und Thermosphäre bemerkt. Die Pole schienen stabiler zu sein, aber auch dort beobachteten wir Schwankungen von bis zu -2,7 Grad Celsius (etwa 15 K)." Leitautor Dr. Guido Sonnabend von der Universität Köln, Deutschland, kommentiert: "Die Mesosphäre und die Thermosphäre der Venus sind auf dynamische Weise aktiv. Wind-Muster, die sich aus solarer Erwärmung ergeben, konkurrieren mit den ost-westlichen Winden, was möglicherweise in veränderten lokalen Temperaturen und deren Variabilität im Laufe der Zeit führt. " Venus wird wegen ihrer ähnlichen Größe oft als Erdzwilling bezeichnet, aber wir können jetzt mit Sicherheit sagen, dass die Ähnlichkeiten an dieser Stelle auch enden und dass die beiden Planeten sicherlich nicht die gleichen Wettermuster haben.Weitere Informationen finden Sie unter: Europäische Weltraumorganisation: http://www.esa.int/esaCP/index.html
Länder
Belgien, Deutschland, Vereinigte Staaten