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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Studie findet Zusammenhang zwischen Schmerzmittelkonsum während der Schwangerschaft und der Zeugungsfähigkeit von Männern

Die Einnahme leichter Schmerzmitteln während der Schwangerschaft scheint das Risiko von Kryptorchismus (Hodenhochstand) beim männlichen Nachwuchs zu erhöhen, so die Ergebnisse einer neuen EU-finanzierten Forschungsarbeit. Diese Erkenntnis bietet eine Erklärung dafür, warum Kry...

Die Einnahme leichter Schmerzmitteln während der Schwangerschaft scheint das Risiko von Kryptorchismus (Hodenhochstand) beim männlichen Nachwuchs zu erhöhen, so die Ergebnisse einer neuen EU-finanzierten Forschungsarbeit. Diese Erkenntnis bietet eine Erklärung dafür, warum Kryptorchismus, der größte Risikofaktor für schlechtere Samenqualität und Hodenkrebs im späteren Lebensalter, immer häufiger vorkommt. Die Studie wurde online in der Fachzeitschrift Human Reproduction veröffentlicht und von der EU über die Projekte DEER ("Developmental effects of environment on reproductive health") und CONTAMED ("Contaminant mixtures and human reproductive health - novel strategies for health impact and risk assessment of endocrine disrupters") unterstützt, die jeweils 3,5 Mio. EUR aus dem Themenbereich Umwelt des Siebten Rahmenprogramms (RP7) erhalten haben. Kryptorchismus tritt immer häufiger auf; in Dänemark waren zwischen 1959 und 1961 nur 1,8% der neugeborenen Jungen betroffen, im Zeitraum 1997- 2001 lag diese Zahl allerdings bei 8,5%. Studien an Ratten haben ergeben, dass Kryptorchismus von einem Mangel an männlichen Geschlechtshormonen während eines bestimmten Zeitraums in der Schwangerschaft verursacht werden könnte. Man nimmt an, dass sogenannte endokrine Disruptoren hinter dem Problem stecken, also Moleküle, welche die Wirkung von Hormonen stören oder blockieren. Das Aufspüren dieser hormonaktiven Stoffe erwies sich jedoch als schwierig. Einige Studien haben bestimmte gängige Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (Aspirin), Paracetamol und Ibuprofen verdächtigt, die Testosteron-Produktion zu reduzieren und auf diese Weise hormonaktiv zu wirken. In dieser Studie wollten die Wissenschaftler den Einfluss leichter Schmerzmittel auf Fruchtbarkeitsstörungen bei Männern und männlichen Ratten untersuchen. Für die menschliche Seite der Studie befragten die Wissenschaftler über 2.000 schwangere Frauen in Dänemark und Finnland zur Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft. Kinderärzte untersuchten die neugeborenen Jungen bei der Geburt auf Anzeichen von Kryptorchismus hin und stuften alle Fälle dieser Anomalie nach Schwere ein. Die Ergebnisse waren eindeutig: Bei Frauen, die verschiedene Schmerzmittel gleichzeitig eingenommen hatten, war die Wahrscheinlichkeit, einen Sohn mit irgendeiner Form von Kryptorchismus zur Welt zu bringen, sieben Mal größer als bei einer Frau, die keine Schmerzmittel genommen hatte. Das zweite Trimester scheint eine besonders sensible Zeit zu sein. Die Einnahme irgendeines Schmerzmittels während dieser Zeit führte zu einem mehr als doppelt so hohen Risiko für Kryptorchismus, die Kombination aus verschiedenen Schmerzmitteln während des zweiten Trimesters erhöht das Risiko sogar um das 16-Fache. Studien an Ratten bestätigten, dass sich Schmerzmittel tatsächlich auf die Produktion von Androgenen auswirken, was zu einem Mangel an Testosteron während der Schwangerschaft führt, wenn die männlichen Geschlechtsorgane gebildet werden. Den Forschern zufolge wurde der Testosteronspiegel im Hoden der Rattenföten durch leichte Schmerzmittel praktisch halbiert. Die Ergebnisse sind wichtig, weil etwa die Hälfte der schwangeren Frauen in Europa und den USA angeben, leichte Schmerzmittel zu nehmen, in der Regel Paracetamol. "Sollten endokrine Disruptoren für die zunehmenden Fruchtbarkeitsprobleme bei jungen Männern in der westlichen Welt verantwortlich sein, muss dieser Forschungsarbeit zufolge der Einnahme von leichten Schmerzmitteln während der Schwangerschaft besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da dies ein wichtiger Grund für die Probleme sein könnte", kommentierte der Forschungsleiter Dr. Henrik Leffers vom Rigshospitalet in Kopenhagen, Dänemark. "Eine einzige Tablette Paracetamol (500 mg) enthält mehr hormonaktives Potenzial als die kombinierte Belastung durch die zehn am weitesten verbreiteten, derzeitig bekannten Umwelthormone während der ganzen Schwangerschaft", fügte Dr. Leffers hinzu. "In der Tat bedeutet eine einzige Tablette für die meisten Frauen mindestens eine Verdoppelung der Belastung durch die bekannten endokrinen Disruptoren während der Schwangerschaft, und diese Dosis wird an einem einzigen Tag eingenommen, nicht über neun Monate verteilt, wie bei hormonaktiven Stoffen in der Umgebung. Daher sind leichte Schmerzmittel für Frauen, die solche Medikamente während der Schwangerschaft einnehmen, mit Abstand die größte Belastung durch endokrine Disruptoren." Die Forscher heben hervor, dass mehr Forschung zu dieser Frage benötigt wird; ihrerseits werden sie die Jungen überwachen, die im Laufe der Studie geboren wurden und sich jetzt in der Pubertät befinden. Auf die Frage, ob schwangere Frauen Schmerzmittel nehmen sollten oder nicht, sagt Dr. Leffers: "Als Biologen können wir den Frauen eine solche Empfehlung nicht geben. Wir empfehlen daher, dass Schwangere den Rat eines Arztes einholen sollten, bevor sie Schmerzmittel einnehmen. Generell gilt: Während der Schwangerschaft so wenige Medikamente wie möglich."

Länder

Dänemark, Finnland, Frankreich

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