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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Genvariante für Linkshändigkeit und Dyslexie entdeckt

Neue genetische Untersuchungen bei Kindern mit Dyslexie (Lesestörung) lassen einen deutlicheren Zusammenhang zwischen Händigkeit und Sprachstörungen erkennen, was bestehende Hypothesen weiter stärkt. Britische Forscher entdeckten eine Variante des so genannten PCSK6-Gens, das ...

Neue genetische Untersuchungen bei Kindern mit Dyslexie (Lesestörung) lassen einen deutlicheren Zusammenhang zwischen Händigkeit und Sprachstörungen erkennen, was bestehende Hypothesen weiter stärkt. Britische Forscher entdeckten eine Variante des so genannten PCSK6-Gens, das mit der Händigkeit von Kindern mit Dyslexie assoziiert wird. Die im Fachblatt Human Molecular Genetics veröffentlichte Studie wurde teilweise durch das Projekt NEURODYS (Dyslexia genes and neurobiological pathways) finanziert, das mit mehr als 3 Mio. EUR unter der Thematik "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) bezuschusst wurde, um genetische Einflüsse bei der Entstehung von Dyslexie dingfest zu machen. Rechtshändigkeit ist sehr viel häufiger anzutreffen als Linkshändigkeit. Bekannt ist inzwischen, dass die linke Gehirnhälfte die rechte Körperseite steuert (und umgekehrt) und auch für die motorische Kontrolle zuständig ist. Zudem dominiere die linke so genannte Hemisphäre das Sprachvermögen. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Sprachstörungen entwickeln können, wenn bestimmte Areale in der linken Gehirnhälfte verletzt werden. "Die neue Studie belegt nun erstmals einen genetischen Zusammenhang zwischen Händigkeit, funktioneller Asymmetrie des Gehirns [unterschiedliche Zuständigkeit der beiden Hälften] und Lesefähigkeit", erklärt Forschungsleiter Professor Tony Monaco vom Wellcome Trust Centre für Humangenetik an der Universität Oxford, Vereinigtes Königreich, und einer der Studienautoren. "Trotz der bekannten biologischen Funktion von PCSK6 ist dies die erste Studie, die eine Assoziation mit der Händigkeit herstellt. Die Tatsache, dass diese Assoziation auch bei Menschen mit Dyslexie zutage tritt, ist ein interessanter Forschungsansatz, an dem sich der Zusammenhang zwischen Händigkeit und sprachbedingten Störungen ergründen lässt." Bislang gingen Forscher u.a. davon aus, dass sich Rechtshändigkeit bei den Menschen im Zuge der sprachlichen Entwicklung durchsetzte und ein Zusammenhang zwischen Händigkeit und Sprachentwicklungsstörungen wie SSES (Spezifische Sprachentwicklungsstörung) bzw. Autismus besteht. Die jüngste Studie deckte nun den konkreten Zusammenhang zwischen einer Variante des PCSK6-Gens und der relativen manuellen Geschicklichkeit von Kindern mit Lesestörungen auf. In einer Gruppe von 192 nicht verwandten Probanden mit Lesestörungen stellte sich heraus, dass diejenigen mit der neu entdeckten PCSK6-Variante meist geschickter mit der rechten Hand umgingen als Personen ohne diese Variante. Die Forscher erkannten auch, dass das PCSK6-Protein mit dem NODAL-Protein interagiert, welches in der frühen Embryonalentwicklung die Links-Rechts-Symmetrie entscheidend beeinflusst. Die Genvarianten von PCSK6, so die Forscher, könnten die Ausbildung der Dominanz im Embryo steuern, was wiederum die Entwicklung der Asymmetrie im Gehirn beeinflusst und damit auch die Händigkeit. "Unsere nächsten Verwandten, die Menschenaffen, haben keineswegs diese ausgeprägte Tendenz zur Rechtshändigkeit", vermerkt William Brandler, Forscher am Wellcome Trust Centre für Humangenetik, der auch an der Studie beteiligt war. "Wenn wir also die genetischen Ursachen für die Entwicklung der Händigkeit klären, erhalten wir vielleicht wertvolle Hinweise zur menschlichen Evolution." Die Studie leistet der künftigen Erforschung der biologischen Hintergründe von Sprachentwicklungsstörungen Vorschub und zeigt eine mögliche Parallelentwicklung von Händigkeit und Sprache auf.

Länder

Vereinigtes Königreich

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