Bessere globale Wasserbewirtschaftung: Gewinn für Ökologie und Ökonomie
Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Allerdings sind einer neuen alarmierenden internationalen Studie zufolge viele Flüsse, die 80 Prozent der Weltbevölkerung mit Wasser versorgen, durch landwirtschaftliche Abwässer, Verschmutzungen und eingewanderte Arten bedroht. "Riverthreat" wurde teilweise im Rahmen des EU-Projekts EVOLTREE ("Evolution of trees as drivers of terrestrial biodiversity") finanziert, das innerhalb des Themenbereichs "Nachhaltige Entwicklung, globale Veränderungen und Ökosysteme" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) knapp über 6 Mio. EUR erhalten hat. Die Ergebnisse wurden vor kurzem im Fachblatt Nature veröffentlicht. Forscher unter Leitung des City College (CCNY) der City University of New York (CUNY) und der University of Wisconsin untersuchten die Auswirkungen einer Vielzahl von Stressfaktoren auf die Wassersysteme. Umweltverschmutzung bedroht nicht nur Menschenleben, sondern gefährdet auch die biologische Vielfalt von 65 Prozent der Flusshabitate der Erde und Tausende aquatische Tierarten, so die Resultate der Wissenschaftler. Das Team erarbeitete mithilfe eines computergestützten Rahmens eine Serie von Karten, die diese negativen Auswirkungen dokumentieren. "Wir können die Bedrohungen der Wasserversorgung der Menschen und eine Gefährdung der Biodiversität nicht länger getrennt betrachten", so Professor Charles J. Vörösmarty vom CCNY, einer der Autoren der Studie. Die beiden Bereiche müssen seiner Meinung nach verbunden werden, wobei er sagt, dass "es der von uns erarbeitete systematische Rahmen es jetzt ermöglicht, Mensch und Biodiversität unter gleichen Bedingungen zu betrachten." Er und sein Team sehen den Rahmen als ein "Werkzeug, um Prioritäten in der Politik zu setzen und Antworten auf eine globale Wasserkrise zustande zu bringen." "Wir haben Karten von 23 verschiedenen Stressfaktoren miteinander kombiniert und zu einem einzigen Index zusammengefasst", erklärt Peter McIntyre von der Universität Wisconsin. "In der Vergangenheit konnten sich Politiker und Wissenschaftler immer nur mit einem Problem gleichzeitig beschäftigen. Wenn nun alle Gefahren simultan betrachtet werden können, zeigt sich ein vollständigeres und aussagekräftigeres Bild." Die Forscher erkannten hochgradige Gefährdungen für die Wasserversorgung sowohl für die Industrie- als auch für die Entwicklungsländer. Sie geben zu bedenken, dass die von den Industrienationen zur Behandlung der Folgen eingesetzten teuren technisch aufwändigen Verfahren für ärmere Länder unerschwinglich seien und fordern einen globalen, wirtschaftlicheren Ansatz für eine sichere Wasserversorgung. "In der industrialisierten Welt neigen wir dazu, unsere Oberflächengewässer leichtsinnig aufs Spiel zu setzen und versuchen uns dann an Problemlösungen, die Milliarden von Dollar verschlingen", erklärt Professor Vörösmarty. "In den reichen Ländern können wir uns das leisten, aber die armen Nationen können das nicht." Nach Angaben des Wissenschaftlerteams gibt es auffallende Parallelen zwischen den Ursachen für die Degradierung vieler der am stärksten bedrohten Flüsse in den Entwicklungsländern und von Flüssen in ähnlichem Zustand in Industrieländern. Professor Vörösmartys Argumentation folgend wäre es weitaus kostengünstiger, durch effizientere Landnutzung, bessere Bewässerungstechniken und eine größere Betonung des Schutzes der Ökosysteme sicherzustellen, dass Flusssysteme gar nicht erst beeinträchtigt werden. Gesunde Ökosysteme stellen viele wertvolle - und kostenlose - Dienstleistungen für die Gesellschaft bereit: Man denke nur an sauberes Wasser, Hochwasserschutz und Nahrung. Eines der Ziele der Studie ist die Unterstützung internationaler Protokolle zum Einsatz im Wassersystemschutz. Die Forscher gehen von der entscheidenden Bedeutung eines internationalen Ansatzes aus, da mehr als 250 Flussgebiete internationale Grenzen überschreiten. "Es ist absolut unerlässlich, über Informationen und Werkzeuge zu verfügen, die nationenübergreifend gemeinsam genutzt werden", betont Professor Vörösmarty. "Unser Wissen über diese Systeme wird eher immer schlechter, weil Länder aufhören, in die grundlegende Überwachung zu investieren. Wie können wir Protokolle zum Schutz der Artenvielfalt und der Sicherung der Wasserversorgung erstellen, ohne belastbare Daten zu haben?" Forscher aus Australien, Deutschland, Frankreich und der Schweiz leisteten Beiträge zu dieser Studie.
Länder
Australien, Schweiz, Deutschland, Frankreich, Vereinigte Staaten