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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Kommissionsstudie deckt geschlechterspezifisches Ungleichgewicht im Bildungsbereich auf

Die meisten europäischen Länder unternehmen politische Maßnahmen gegen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in der Bildung. Einer von der Europäischen Kommission veröffentlichten Studie zufolge, bestehen in der EU weiterhin Ungleichheiten bei den von Jungen und Mädchen ge...

Die meisten europäischen Länder unternehmen politische Maßnahmen gegen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in der Bildung. Einer von der Europäischen Kommission veröffentlichten Studie zufolge, bestehen in der EU weiterhin Ungleichheiten bei den von Jungen und Mädchen gewählten Studienfächern sowie bei den Ergebnissen die Studierende während ihrer Ausbildung erhalten. Die Studie basiert auf Arbeiten des Eurydice-Netzes ("Informationen zu Bildungssystemen und -politiken in Europa"), das Daten zu Bildungssystemen in 29 Ländern sammelt und analysiert. Sie deckt 29 Länder ab (alle 27 EU-Mitgliedsstaaten - außer Bulgarien - sowie Island, Liechtenstein und Norwegen). Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, verfolgen oder planen alle EU-Länder eine Politik der Gleichstellung im Bildungsbereich. Diese Politiken sollen traditionelle Geschlechterrollen und -stereotype infrage stellen, aber auch mehr Frauen in Entscheidungsgremien bringen, geschlechtertypische Schulerfolgsmuster durchbrechen und Belästigung aufgrund des Geschlechts in Schulen bekämpfen. Allerdings, so stellt die Studie fest, könnte zusätzliche Unterstützung durch die EU weiter bestehende Ungleichheiten beseitigen - Mädchen erzielen in der Regel höhere Abschlüsse und bessere Noten bei Schulabschlussprüfungen als Buben, die häufiger die Schule abbrechen oder ein Schuljahr wiederholen. Jungen weisen häufiger Leseschwächen auf, während Mädchen eher in Mathematik schlechte Ergebnisse erzielen. Die europäischen Schulen heute sind "weit davon entfernt, allezur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um traditionelle Geschlechterrollenbilder zu beseitigen", heißt es in der Studie. "Die Vorstellung, was Jungen und Mädchen in ihrem künftigen Berufs- (und Privat-) leben tun könnten und sollten, ist nach wie vor stark von traditionellen Geschlechterrollenkonzepten und -zuschreibungen geprägt." Androulla Vassiliou, die für Bildung zuständige EU-Kommissarin, stimmte zu, dass sich Gleichstellungspolitiken parallel zu den Veränderungen der letzen Jahrzehnte in der Gesellschaft und im Bildungssystem entwickeln mussten. "Der Zusammenhang zwischen Geschlecht und Bildungserfolg hat sich in den letzten 50 Jahren deutlich verändert und die Unterschiede präsentieren sich heute in viel komplexerer Form", sagte Kommissarin Vassiliou. "Die Lehrkräfte sind überwiegend weiblich, gestaltet werden die Bildungssysteme aber von Männern. Die meisten Graduierten sind weiblich und die meisten Schulabbrecher männlich. Wir müssen die Gleichstellungspolitik auf diese Realität ausrichten." Tatsächlich zeigt die Studie, dass nur wenige Länder dem Versagen von Buben mit politischer Priorität entgegenwirken. Gleichzeitig haben sogar noch weniger Länder spezielle Programme, um die Lesekompetenz von Jungen zu stärken und das Abschneiden von Mädchen in Mathematik und den Naturwissenschaften zu verbessern. Die Forscher heben außerdem hervor, dass Regierungsinitiativen selten die Eltern über Gleichstellungsfragen informieren und sie enger in die Förderung der Geschlechtergleichstellung im Bildungsbereich einbinden wollen. Sie fügten hinzu, dass "der sozio-ökonomische Hintergrund nach wie vor der wichtigste Faktor bleibt; daher ist es wichtig, bei der Förderung von leistungsschwachen Kindern neben dem Genderaspekt auch deren familiären Hintergrund zu berücksichtigen". Allgemein wird in der Studie deutlich, dass Mädchen tendenziell mehr Aufmerksamkeit als Jungen erhalten, besonders bei der Berufsausbildung. Dort steht: "Obwohl eine ganze Reihe von interessanten Maßnahmen und Projekten besteht, fehlt es meist an einer allgemeinen nationalen Strategie zur Bekämpfung von Geschlechterstereotypen in derBerufswahl und an Maßnahmen, die sich speziell an die Zielgruppe der Jungen richten." Geschlechtersensible Berufsberatung gibt es derzeit nur in jedem zweiten europäischen Land und richtet sich häufiger an Mädchen als an Buben. Sie versucht meist, Mädchen Mut zu machen, sich für einen Beruf im Bereich Technik oder Naturwissenschaften zu entscheiden. Ebenso verhält es sich im Hochschulbereich, für den zwei Dritteln der Länder gleichstellungspolitische Maßnahmen haben, aber fast alle Maßnahmen und Projekte sind ausschließlich auf Frauen ausgerichtet, stellen die Forscher fest. Maßnahmen zur Beseitigung von Geschlechterungleichheiten im Hochschulbereich sind tendenziell auf Frauen gerichtet, um deren Zahl in technischen und naturwissenschaftlichen Fächern sowie ihren Anteil an den Universitätslehrkräften zu erhöhen. Die Tatsache, dass der Anteil an weiblichen Universitätslehrkräften mit jeder Stufe der akademischen Karriereleiter sinkt, hat ein Drittel der Länder dazu veranlasst, konkrete Maßnahmen gegen dieses Problem umzusetzen, heißt es in der Studie.

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