Jede Organspende kann ein Menschenleben retten
Organtransplantationen retten jährlich Tausende Leben in Europa. Da jedoch nicht ausreichend Organe zur Verfügung stehen, bleibt vielen Menschen diese lebensrettende Maßnahme versagt. Um die Verfügbarkeit seltener Organe zu erhöhen, baute das Projekt ALLIANCE-O (European group for coordination of national research programmes on organ donation and transplantation) ein funktionsfähiges europäisches Netzwerk für Organspenden auf, basierend auf den Erfahrungen europäischer Transplantationsorganisationen. Diese Koordinierungsmaßnahme wurde mit 2 Millionen EUR durch das ERA-Netzwerk (Europäisches Forschungsnetzwerk) des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert. Im Vormonat verabschiedete das Europäische Parlament ein Gesetz zur Vereinfachung nationaler und grenzüberschreitender Organspenden und Transplantationen. Momentan stehen ungefähr 60.000 Europäer auf den Wartelisten für ein lebensrettendes Organ. Aufgabe nationaler und regionaler Organisationen ist es dabei, sicherzustellen, dass diese Menschen schnellstmöglich und auf sicherem Wege (d.h. ohne Umwege über den illegalen Organhandel) ein neues Organ erhalten. In der Richtlinie sind gemeinsame europäische Qualitäts- und Sicherheitsnormen festgelegt, die die Regierungen der Mitgliedstaaten binnen zweier Jahre im Rahmen ihrer nationalen Gesetzgebung umsetzen müssen. Diese richtungsweisende politische Maßnahme ist zum Teil das Ergebnis des Forschungsprojekts ALLIANCE-O, in dem das Konsortium erstmals Spender- und Transplantationsorganisationen aus sieben EU-Mitgliedstaaten an einen Tisch brachte. Im Mittelpunkt standen Prüfung und Vergleich von Verfahren, Problemen und Lösungen in allen Phasen des Transplantationsprozesses, ergänzt durch die Ausgabe praktischer Empfehlungen. Die Empfehlung für die Mitgliedstaaten lautete insbesondere, gemeinsame Strukturen, Methoden und Terminologien sowie eine gemeinsame Rahmenregelungen zur Datenerfassung, Ausbildung und Evaluierung zu entwickeln. Mit dem Aktionsplan der Europäischen Kommission 2009-2015 für Organspenden und Transplantationen soll die Verfügbarkeit von Organen erhöht werden, indem das Potenzial freiwilliger und unentgeltlicher Organspenden optimal genutzt wird. Die Transplantationsstatistiken sind von Land zu Land sehr verschieden: in Rumänien beispielsweise kommt jährlich auf 1 Mio. Einwohner weniger als eine Organspende, im Vereinigten Königreich hingegen erhalten 13 von 1 Mio. Einwohnern ein Transplantat. Im Bestreben, dem Vorbild Spaniens als einem der Partner von Alliance-O nachzueifern, bildete die EU ein Netzwerk von "Transplantationskoordinatoren". Als erste Ansprechpartner haben diese die Aufgabe, potenzielle Spender ausfindig zu machen und die Hinterbliebenen ausführlich zu den Möglichkeiten einer Organspende zu beraten. Mit dieser Politik führt Spanien inzwischen 33 Transplantationen pro 1 Mio. Einwohner und Jahr durch. Der Aktionsplan soll Patienten und Angehörige über den Ablauf einer Organspende und ihre Rechte als europäische Bürger aufklären. Die einzelnen Mitgliedstaaten verzeichnen ebenfalls Unterschiede im Hinblick auf Spendenbereitschaft und Problembewusstsein. Wie die jüngste Eurobarometer-Erhebung zu Organspenden zeigte, sind lediglich 27 Prozent der Rumänen bereit, sich nach dem Tod einer Organspende zur Verfügung zu stellen, verglichen mit 91 Prozent der Schweden. Das Ziel der EU ist die Verbesserung von Effizienz, Zugänglichkeit, Sicherheit, Gerechtigkeit und Transparenz von Transplantationssystemen. Die neue Regelung schreibt Mitgliedstaaten vor, eine nationale Behörde einzurichten, die Garant für höchste Standards und zuverlässige Daten ist und grenzüberschreitende Organspenden überwacht. Letztendlich kann eine Niere oder Leber aus Bulgarien oder Frankreich ein Menschenleben in Ungarn oder Portugal retten.