Starkes Debüt einer Kommissarin in Online-Debatte
"Diesen Herbst werde ich die EU-Innovationsstrategie der Europäischen Kommission vorstellen. Bei der Gestaltung dieser Strategie möchte ich um Ihre Hilfe bitten", sagte die EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft, Máire Geoghegan-Quinn, zu Beginn ihres ersten Live-Webchats am 17. Juni 2010. Rund 600 Beobachter verfolgten die einstündige Onlinediskussion, deren Ziel es war, eine Debatte mit der Kommissarin zum Konzept der Union der Innovation in Gang zu bringen: Wo soll Europa im Jahr 2020 stehen und was müssen wir tun, um dorthin zu gelangen? Vor der Eröffnung der Fragerunde erläuterte die Kommissarin kurz ihre Vision einer Forschungs- und Innovationsstrategie. "Wir müssen Europa zu einer wirklich dynamischen innovativen Wirtschaft umgestalten", betonte sie. "Hier denke ich konkret an die Bewältigung von Engpässen, die Entwicklung eines EU-Patents, die Koordinierung der nationalen Forschungsfinanzierung und die Ergreifung von Maßnahmen für Forschermobilität und Forschungsinfrastrukturen." Schnell erreichten Kommentare der Onlinegäste den Chat und im Verlauf der Debatte beantwortete Kommissarin Geoghegan-Quinn Fragen zu einem breiten Themenspektrum. Die bevorstehende Forschungs- und Innovationsstrategie ist Teil der erweiterten EU-Strategie Europa 2020, welche die Pläne der EU festlegt, als "intelligente, nachhaltige und integrative Wirtschaft" aus der ökonomischen Krise herauszukommen. Einige Teilnehmer befragten die Kommissarin, warum denn die Europäer auf die Strategie 2020 vertrauen sollten. "Wo ist der Unterschied der EU 2020 Strategie zur Lissabon-Agenda?", so die Gedanken eines spanischen Chatters. "Meint es die EU diesmal wirklich ernst?" Die Antwort der Kommissarin darauf konnte nur ein klares "Ja" sein. Dieses Mal stünden Forschung und Innovation im Mittelpunkt der Politik, erklärte sie. Máire Geoghegan-Quinn beschrieb die Strategie 2020 als "eine umfassende Antwort", die "sehr sorgfältig durchdacht" sei, und fügte hinzu, dass sie bereits der Unterstützung des Europäischen Parlaments und des Rates sicher sei. "Das Echo wird hier anders als bei der Lissabon-Strategie sein, davon bin ich überzeugt", kommentierte sie. Ein Fragesteller interessierte sich dafür, ob die Kommission - da sie den Schwerpunkt auf Innovation lege - nicht die allgemeine Forschung aus den Augen verlieren könnte. Die Kommissarin wies dies von sich und hob hervor, dass "man keine Innovation erreicht, wenn man nicht bei der Grundlagenforschung beginnt." Europa sei gut in der Grundlagenforschung - so ihr Kommentar. Außerdem lobte sie die Arbeit des Europäischen Forschungsrates (EFR) und sagte: "Meiner Meinung nach sollte dies noch weiter entwickelt werden. Die Grundlagenforschung ist für mich von grundlegender Bedeutung." Das Problem besteht nach Einschätzung der Kommissarin in der Verknüpfung von Forschung und Innovation. "Wir müssen herausfinden, warum es die guten Ideen aus der Grundlagenforschung nicht auf den Markt schaffen", zeigte sie sich überzeugt. Zum Thema Forschungsbudget betonte Geoghegan-Quinn, dass "wir die Mitgliedstaaten ermutigen müssen, in diesem Bereich keine Kürzungen vorzunehmen, da dies letzten Endes Vorteile bringt." Als besonders beliebtes Thema erwiesen sich außerdem die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die Geoghegan-Quinn als "das Rückgrat der Wirtschaft" bezeichnete. "Sie berichten mir von Schwierigkeiten beim Zugriff auf Teile des Rahmenprogramms", äußerte sie dazu, wobei sie darauf hinwies, dass die Zwischenbewertung des Siebten Rahmenprogramms (RP7) hoffentlich einige konkrete Vorschläge liefern würde, wie die Dinge zu verbessern seien. Die Zwischenbewertung wird derzeit durchgeführt und soll im Herbst veröffentlicht werden. Eine weitere "große Priorität" sieht die Kommissarin in der Rolle der Frauen in der Wissenschaft. In ihrer Besorgnis darüber, dass es nur so wenige Frauen an die Spitze der Forschungskarriereleiter schaffen, forderte sie Vorbilder und betonte die Bedeutung der Suche nach Möglichkeiten, Arbeitgeber zur Absicherung familienfreundlicher Arbeitsplätze zu ermutigen. Insgesamt reagierte die Kommissarin auf 20 Fragen. Andere Themen waren der Fusionsreaktor ITER ("wahrscheinlich das aufregendste Energieprojekt unseres Planeten"), das öffentliche Auftragswesen ("eine große Chance") und der internationale Wettbewerb ("Ich meine, wir sollten unsere Stärken nicht aus den Augen verlieren."). Obwohl der Online-Webchat nun vorbei ist, geht die Debatte weiter: Kommissarin Geoghegan-Quinn wird auf ihrer Webseite Antworten auf einige häufig gestellte Fragen geben, die aufgrund von Zeitmangel während des Chats nicht beantwortet werden konnten. Überdies hat die Kommission eine Seite zur Union der Innovation auf Facebook angelegt.