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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Ein Stern ist geboren - vor laufender Kamera!

Herschel, das Infrarot-Weltraumteleskop der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), hat verblüffende neue Bilder aufgenommen, auf denen Sterne in verschiedenen Phasen ihrer Formierung zu sehen ist. Forscher sagen voraus, dass ein bestimmter Sternembryo in ungefähr 100.000 Jah...

Herschel, das Infrarot-Weltraumteleskop der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), hat verblüffende neue Bilder aufgenommen, auf denen Sterne in verschiedenen Phasen ihrer Formierung zu sehen ist. Forscher sagen voraus, dass ein bestimmter Sternembryo in ungefähr 100.000 Jahren zu den größten Sternen unserer Galaxie gehören wird. Die Teleskopbilder lassen darauf schließen, dass dieser Jungstern aus der sternbildenden Wolke RCW 120 bereits jetzt die acht- bis zehnfache Masse der Sonne besitzt. Wenn sich ein Stern bildet, fangen Staub und Gas in der Umgebung an, sich aufzuheizen und Licht im fernen Infrarot-Wellenlängenbereich auszusenden. Diese Wellenlängen werden fast immer von der Erdatmosphäre abgeblockt, weshalb die Beobachtung einer Sternengeburt nur vom Weltraum aus möglich ist. Herschel wurde zusammen mit der ESA-Raumsonde Planck am 14. Mai 2009 ins All geschickt. Bis heute ist es das größte astronomische Teleskop, das jemals ausgesetzt wurde (sein Hauptspiegel ist viermal größer als jedes bisherige Infrarot-Weltraumteleskop). Seine ersten Ergebnisse liefern Informationen zu sternbildenden Regionen unserer und anderer Galaxien, beispielsweise sternbildende Wolken, die in der Milchstraße verteilt sind, und Bilder von Tausenden von Galaxien, die unaufhaltsam Sterne produzieren. Diese Entdeckungen widersprechen bereits aktuellen Theorien und führen die Forschung in neue Richtungen. Was den großen Babystern in Wolke RCW 120 betrifft, so sagt Dr. Annie Zavagno vom Laboratoire d'Astrophysique de Marseille in Frankreich, dass er erstaunlicherweise noch sehr viel wachsen wird. "Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand ist es eigentlich nicht möglich, dass sich ein Stern bildet, der größer ist als acht Sonnenmassen", erklärte Dr. Zavagno. Diese Theorie beruht auf der Annahme, dass das intensive Licht eines großen Sterns dessen Geburtswolke zerstört, bevor sich noch mehr Masse anhäufen kann. Trotzdem bilden sich solche "unmöglichen" Sterne, von denen manche bis zu 150 Sonnenmassen besitzen. Mit den von Herschel gewonnenen Daten können Forscher jetzt einen dieser riesigen Sterne am Anfang seines Lebens studieren. "Vor Herschel war nicht geklärt, wie sich die Materie in der Milchstraße in hinreichend hoher Dichte und zu den erforderlichen niedrigen Temperaturen zusammenballte, um Sterne zu bilden", fügte Dr. Sergio Molinari vom italienischen Istituto di Fisica dello Spazio Interplanetario in Rom hinzu. Ein neues Bild von dem Teleskop enthüllt nun, dass Sternenembryos zunächst im Inneren von Filamenten aus glühendem Staub und Gas erscheinen, die Dutzende Lichtjahre lange Ketten von Kinderstuben bilden. Diese Ketten bedecken die Galaxie dann mit neugeborenen Sternen. Aber Herschel beobachtet nicht nur Sterne; es hat auch zum ersten Mal im Weltraum einen neuen, elektrisch geladenen "Zustand" von Wasser entdeckt: In den Geburtswolken junger Sterne dringt ultraviolettes Licht durch das Gas und kann ein Elektron aus dem Wassermolekül herausstoßen. Dr. Arnold Benz von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, sagte, dass diese Entdeckung ionisierten Wasserdampfs absolut überraschend kam. "Sie führt uns vor Augen, dass im frühen Geburtsstadium gewaltige Prozesse vor sich gehen, die zu einer in der ganzen Wolke verbreiteten energetischen Strahlung führen." Alle diese Ergebnisse zeigen, dass Herschel viel mehr Einblicke in sternbildende Regionen ermöglichen wird. "Dies ist erst der Anfang der Mission. In den kommenden Jahren werden wir dank Herschel noch viele weitere wissenschaftliche Erkenntnisse erlangen“, schlussfolgert Göran Pilbratt, Herschel-Projektwissenschaftler der ESA.

Länder

Schweiz, Frankreich, Italien

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