Europa schaut weiter zu den Sternen
Die Europäische Union hat grünes Licht für die Fortsetzung der Förderung von RadioNet innerhalb des Siebten Rahmenprogramms (RP7) gegeben. RadioNet spielte bereits eine überaus wichtige Rolle bei der Schaffung einer Radioastronomie-Gemeinschaft in Europa und darüber hinaus. Das gesteckte Ziel wurde mit Fördermitteln aus dem Sechsten Rahmenprogramms (RP6) erreicht. Diese Erfolgsgeschichte soll nun mit weiteren Mitteln aus dem RP7 in Höhe von 10 Mio. EUR insofern fortgesetzt werden, dass die globale Gemeinschaft der Astronomie Anlagen gemeinsam nutzen und am gegenseitigen Austausch von Wissen teilhaben kann. RadioNet erhielt innerhalb der Initiative Integrierte Infrastruktur des RP6 12,4 Mio. EUR für einen Fünfjahresplan, um Europas führende Radioobservatorien (die einen Frequenzbereich von 10 MHz bis 1 THz abdecken) zu vereinen. Die Vereinbarung zur Fortsetzung der Finanzierung des Projekts für einen weiteren Zeitraum von drei Jahren (von 2009 bis 2011) unter dem Programm Kapazitäten des RP7 ist ein deutlicher Hinweis auf die von dem Konsortium erzielten großen Fortschritte beim Voranbringen der europäischen (und auch globalen) Praxis der Radioastronomie. "Radioastronomie ist die Untersuchung von Himmelskörpern, die Radiowellen aussenden", erklärte Professor Michael Garrett, RadioNet-Koordinator und Direktor des niederländischen Instituts für Radioastronomie (ASTRON). Himmelskörper, so erläuterte er, seien Sterne, kompakte Objekte (wie etwa Schwarze Löcher) und Galaxien, insbesondere jene, die von supermassereichen Schwarzen Löchern zentral dominiert werden, und jene, die gerade Sterne bilden. Die Reststrahlung ist gleichsam Untersuchungsgegenstand der Radioastronomie. Die als kosmische Mikrowellen-Hintergrundstrahlung bekannte Erscheinung steht mit den Anfängen unseres Universums, dem Urknall, im Zusammenhang. "Mithilfe der Radioastronomie können Wissenschaftler astronomische Phänomene untersuchen, die in anderen Bereichen des elektromagnetischen Spektrums (z. B. im optischen [Bereich]) oft unsichtbar sind und wo die Sicht auch noch stark durch Staub beeinträchtigt sein kann", erläuterte Professor Garrett weiter. Bis 2009 ist RadioNet auf 26 Partner aus 13 Ländern angewachsen, darunter auch EU-Mitgliedstaaten sowie Südafrika, Südkorea und die USA. Der neue auf drei Jahre angelegte RadioNet-Plan wird zusätzlich zur Fortsetzung der Förderung der Maßnahmen zur Zusammenarbeit in Europa (und darüber hinaus) und zur Schaffung eines Zugangswegs zu Europas größten und empfindlichsten Radioteleskopen gemeinsame Forschungsaktivitäten, die Ausbildung von Studenten und Doktoranden sowie Workshops beinhalten, die neu entstehende Forschungsbereiche genau lokalisieren "Wir wollen den Astronomen weiterhin die allerbesten Radioteleskope zur Verfügung stellen. Über die RP7-Mittel können wir sicherstellen, dass diese Anlagen ständig die Spitze der astronomischen Ausrüstung (hochmoderne Anlagen, die die Leistungsfähigkeit ähnlicher Teleskope weltweit erreichen und auch übertreffen) bilden. Wir möchten, dass diese Anlagen für die gesamte astronomische Gemeinschaft leicht zugänglich sind und die Teleskopzeit einzig auf der Grundlage von Verdiensten und nicht abhängig von Herkunft oder Nationalität erteilt wird", betonte Professor Garrett. Das RadioNet-Konsortium wird wissenschaftliche und technische Workshops ausrichten, bei denen die gesamte astronomische Gemeinschaft an den beim Einsatz der Teleskope erzielten Ergebnissen teilhaben kann. Das Team wird auch an Aktivitäten rund um große zukünftige Radioastronomie-Projekte einschließlich des Baus der nächsten Generation von Radioteleskopen beteiligt sein. Modernste Anlagen sind das Atacama Large Millimetre Array (ALMA), das derzeit in Chile gebaut wird, und das Square Kilometre Array (SKA). "Das SKA ist ein globales Projekt, das auch auf Liste der Möglichkeiten des Europäischen Strategieforums zu Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) steht", sagte Professor Garrett. "Dieses Teleskop wird unsere Sicht des Weltalls verändern, uns in die Lage versetzen, das so genannte 'dunkle Zeitalter' gründlich zu erkunden, in dem sich einige hundert Millionen Jahre nach dem Urknall die ersten Sterne und Galaxien zu formen begannen." Die Mittel für RadioNet wurden auch von nationalen Einrichtungen zur Unterstützung der beteiligten Institute bereitgestellt. Die Ziele des RadioNet-Projekts werden gleichermaßen stark vom European VLBI Network (EVN) unterstützt.