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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Babys beweisen: Erkennen von Rhythmen ist angeboren

Ungarische und niederländische Forscher haben Hinweise darauf gefunden, dass Neugeborene in der Lage sind, den Takt von rhythmischen Klangfolgen zu erkennen. Die im Fachmagazin PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences) veröffentlichten Erkenntnisse sind ein Ergebn...

Ungarische und niederländische Forscher haben Hinweise darauf gefunden, dass Neugeborene in der Lage sind, den Takt von rhythmischen Klangfolgen zu erkennen. Die im Fachmagazin PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences) veröffentlichten Erkenntnisse sind ein Ergebnis des EU-finanzierten Projekts EmCAP ("Emergent cognition through active perception"), das innerhalb des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) mit 1,95 Millionen Euro finanziert wurde. Die Wahrnehmung von Rhythmen ist ein grundlegender Bestandteil der menschlichen Kommunikation. Sie hilft den Gesprächspartnern, den richtigen Zeitpunkt zur Antwort oder zum Einwurf einer Bemerkung zu finden, ohne dass das gegenseitige Verständnis und die erforderliche Kooperation abbrechen. Musik bietet einen ausgezeichneten Zugang zur Erforschung dieses Phänomens, da sie (wie auch die Sprache) universell ist und einer klaren Struktur folgt. Bisher war nur wenig darüber bekannt, wie Neugeborene auf Rhythmen reagieren. Frühere Studien ließen darauf schließen, dass Babys während der ersten sieben Lebensmonate einen "Takt" in Musik wahrzunehmen beginnen. Dies wurde weitgehend darauf zurückgeführt, dass sie von ihren Betreuern mit Musik vertraut gemacht wurden. So war es in der Forscherwelt bislang umstritten, ob diese Fähigkeit nun angeboren oder erlernt ist. Im Laufe der vorliegenden Studie untersuchten die Forscher zwei und drei Tage alte, von ihren Müttern begleitete, schlafende Säuglinge. Sie legten an den Köpfen der Kinder Elektroden an und spielten ihnen mithilfe (sehr bequem aussehender) Kopfhörer rhythmische Klangfolgen vor. Die aus einfachen Rockrhythmen bestehenden Klangfolgen, gespielt auf kleiner Trommel (Snare), Basstrommel und Hi-Hat (Beckenpaar), wurden den Kindern hunderte Male vorgespielt und ihre Hirnstromreaktionen wurden aufgezeichnet. Dann wurde in regelmäßigen Abständen (ungefähr in einem Zehntel der Zeit) bei einem Teil der Sequenz der erste Schlag des Taktes weggelassen. Die Babys merkten genau, wenn dies geschah; ihre Gehirne verzeichneten es als ein unerwartetes Ereignis. Die Reaktionen der Neugeborenen auf das Weglassen des ersten Schlags eines Taktes ähnelten den Reaktionen, die bei einer Kontrollgruppe von 14 Erwachsenen zu beobachten waren, die die gleichen Sequenzen gehört hatten. "Bei Erwachsenen", erläutern die Forscher, "rufen selten auftretende Abweichungen in einer regelmäßigen Folge von Tonreizen eine charakteristische Hirnreaktion, die sogenannte 'Mismatch Negativity' hervor". In früheren Studien mit Neugeborenen konnten ähnliche Reaktionen als Antwort auf einen harmonischen Ton beobachtet werden, der in einen aus Lärm bestehenden Hintergrund eingespielt wurde. Die Rhythmuswahrnehmung beinhaltet die Erkennung einer vollständigen rhythmischen Abfolge und die Identifizierung ihres Beginns. Die Neugeborenen zeigten, dass sie diesen Beginn erkennen können, da sie keine speziellen Reaktionen zeigten, wenn andere, weniger relevante Teile der Klangfolge weggelassen wurden. "So scheint es, als ob die Fähigkeit zur Erkennung des Takts in rhythmischen Klangfolgen bereits bei der Geburt vorhanden ist", schlussfolgern die Autoren. "Obgleich das Lernen durch Bewegung wahrscheinlich sehr wichtig ist, zeigen unsere Ergebnisse, dass das Hörsystem von Neugeborenen offensichtlich für Periodizität empfänglich ist und Erwartungen darüber entwickelt, wann eine neue Abfolge beginnen sollte." Die Ergebnisse werfen wichtige Fragen über das Lernen an sich und über die Ursprünge der Musik auf. Die Fähigkeit von Neugeborenen, bestimmte musikalische Merkmale wahrzunehmen, könnte bedeuten, dass Musik einige evolutionäre Vorteile verkörpert, vermuten die Autoren. Weitere Studien, so die Autoren, müssen klären, ob sich die Neugeborenen nicht nur an einen Rhythmus erinnern, sondern auch eine hierarchisch geordnete Taktvorstellung bilden. Das Wahrnehmungsexperimente und Computermodellstudien zur Musikerkennung umfassende Projekt EmCAP wurde im September 2008 abgeschlossen. Das Ziel bestand in der Untersuchung des komplexen kognitiven Verhaltens in künstlichen Systemen.

Länder

Ungarn, Niederlande

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