Kommission fordert dringend europäische Strategie zur Bekämpfung invasiver Arten
Die Europäische Kommission hat die Entwicklung einer Strategie auf EU-Ebene gefordert, die für die Vermeidung, Eindämmung und schließlich die Vernichtung invasiver Arten, die die europäische Artenvielfalt und die wirtschaftliche Stabilität bedrohen, sorgen soll. Die Kommission hat verschiedene Optionen vorgebracht, die der Europäische Rat und andere Institutionen nun in Erwägung ziehen können. Während dann über eine neue Strategie beraten wird, unterstützt die Kommission weiterhin gezielte wissenschaftliche Forschungsbemühungen. Mit dem Begriff "invasive Arten" werden standortfremde Pflanzen, Tiere und Insekten bezeichnet, die sich in ihrer neuen Umgebung erfolgreich fortpflanzen und den Ökosystemen, Anbaupflanzen sowie dem Vieh großen Schaden zufügen. Die Folgen für die Landwirtschaft (blätterfressende Käfer), die Forstwirtschaft (Bodenerosion verursachende Wurzelsysteme), die Erwerbsfischerei (geringere Fangausbeute), die Infrastruktur (durch lästige Muscheln verstopfte Saugrohre) und die menschliche Gesundheit (Allergien, Hautprobleme, West-Nil-Virus) können kaum noch ignoriert werden. Einer kürzlich vorgenommenen Schätzung zufolge liegen die Kosten für die Beseitigung der Schäden, für die Vernichtung sowie für die wirtschaftlichen Auswirkungen allein in der EU zwischen 9,6 und 12,7 Milliarden Euro pro Jahr. Die Kommission betont in ihrer Mitteilung zu den invasiven Arten, wie wichtig die Erfüllung des von ihr gesetzten Zieles ist, den Rückgang der Artenvielfalt bis zum Jahre 2010 zum Stillstand zu bringen. Dazu, so heißt es im Bericht, sei es unabdingbar, die legislativen Bemühungen zur Eindämmung der invasiven Arten aufeinander abzustimmen, insbesondere zwischen Nachbarländern und Teilregionen. Es gibt bereits viele Instrumente zur Bekämpfung invasiver Arten in Europa. Dazu gehören z.B. die Pflanzenschutzrichtlinie, die Verordnung über den Handel mit wildlebenden Tierarten oder das Übereinkommen zum Ballastwasser. Im Bericht heißt es allerdings auch: "Es existiert kein vereinheitlichtes System zur Überwachung und Eindämmung invasiver Arten sowie zu ihren Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Die etablierten bruchstückhaften Maßnahmen werden wohl kaum dazu beitragen, dass die Bedrohung für die europäischen Ökosysteme sinkt, die von den invasiven Arten ausgeht." Die Europäische Kommission beschreibt einen dreiphasigen hierarchischen Ansatz, um die invasiven Arten unter Kontrolle zu bekommen, und schlägt diesen zur Umsetzung auf dem gesamten Kontinent vor: Vermeidung, Früherkennung und Vernichtung sowie Überwachung. Vermeidung ist am preiswertesten, auf Früherkennung und rasche Vernichtung kann aber natürlich nicht verzichtet werden. Um dabei erfolgreich zu sein, stehen der "wirksame Informationsaustausch sowie die Durchführung koordinierter Kampagnen/Maßnahmen zur Eindämmung/Verhinderung der weiteren Ausbreitung der jeweiligen Arten" an erster Stelle. Die Kommission hat hierfür drei politische Maßnahmen vorgelegt: erstens eine möglichst vollständige Ausschöpfung der vorhandenen Rechtsvorschriften, was zur Folge hat, dass die Mitgliedstaaten freiwillig die Überwachung invasiver Arten in den Aufgabenbereich ihrer Grenzkontrollen übernehmen; zweitens die Umsetzung vorhandener Rechtsvorschriften, was eine besondere Herausforderung ist; drittens die Aufstellung umfassender, geeigneter rechtlicher Rahmenbedingungen, was die kostenaufwändigste Maßnahme wäre. Die letzte Option wird als diejenige mit den besten Erfolgsaussichten bezeichnet. Der Kommission zufolge "gibt es noch viel über die Größenordnung und die Wege der invasiven Arten zu lernen, außerdem darüber, wie sie auf die Ökosysteme einwirken und wie der Klimawandel biologische Invasionen beeinflusst." Die Kommission arbeitet mit anderen Institutionen und Interessenvertretern zusammen, um sich mit ihnen über den besten Ansatz zu verständigen. Gleichzeitig fordert sie aber auch, weiter zu den invasiven Arten zu forschen, und hebt die bedeutenden Beiträge des DAISIE-Projektes ("Delivering alien invasive species in Europe") sowie des ALARM-Projektes ("Assessing large-scale environmental risks with tested methods") hervor, die beide unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) und dem Programm LIFE+, dem Europäischen Umweltfonds, finanziert werden. Das DAISIE-Projekt trug ganz wesentlich zu den "Frühwarn"-Möglichkeiten bei, indem es eine aktuelle Bestandsaufnahme sämtlicher standortfremder Arten durchführte, die in Europa gesichtet worden sind. Ihre Bestandsaufnahme umfasst Arten hoher Priorität und dient als Plattform für eine Berichterstattung in Europa zu den Messgrößen der Artenvielfalt, weist aber auch auf Gebiete hin, auf die Europa seine Ressourcen konzentrieren muss, um auf biologische Invasionen zu reagieren. Man hofft, dass diese Bestandsaufnahme weiter ausgebaut wird, dass damit der Datenaustausch zwischen den verschiedenen Regionen angeregt wird und dass sie als Teil eines "Globalen Informationssystems für invasive Arten" dienen kann. ALARM entwickelt und prüft Methoden zur Bewertung von Umweltrisiken größeren Ausmaßes, um die negativen direkten und indirekten Folgen für den Menschen mindern zu können. "Auch die GMES-Initiative ('Global Monitoring for Environment and Security') könnte ein wertvolles Instrument zur Überwachung und Eindämmung der Auswirkungen invasiver Arten auf die Umwelt sein", heißt es in der Mitteilung weiter. "Weitere Forschungsarbeiten können dazu beitragen, die invasiven Arten und ihre Einwanderungswege, aber auch die Gefahr und den Ernst dieser Erscheinung besser zu verstehen [...]. Forschungs- und Überwachungsergebnisse können zusammen mit Initiativen wie Open-Access-Magazinen im Internet zur Entwicklung von Informationssystemen über invasive Arten beitragen", lautet die abschließende Aussage im Bericht.