Könnte Fischöl in der Schwangerschaft das Asthma-Risiko senken?
Mit EU-Geldern geförderten Forschern zufolge könnten werdende Mütter, die gegen Ende ihrer Schwangerschaft Fischöl-Nahrungsergänzungen einnehmen, das Risiko einer Asthma-Erkrankung ihrer Kinder um 63% senken. Die Studie, die im Rahmen des EU-geförderten EARNEST-Projekts ("Early nutrition programming - long term efficacy and safety trials and integrated epidemiological, genetic, animal, consumer and economic research") durchgeführt wurde, wird in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht. Die Forscher machten für diese Studie 500 Kinder ausfindig, deren Mütter im Jahre 1990 in der dänischen Stadt Aarhus an einem Versuch teilgenommen hatten. Damals sollte herausgefunden werden, ob die Einnahme von Fischöl-Nahrungsergänzungen im letzten Drittel der Schwangerschaft das Risiko einer vorzeitigen Entbindung und eines geringen Geburtsgewichts senken würde. Bei dem Versuch wurden Frauen, die in das letzte Schwangerschaftsstadium von zehn Wochen vor der Geburt kamen, willkürlich in drei Gruppen eingeteilt: Einigen wurden Fischöl-Ergänzungen verabreicht, andere erhielten Olivenöl-Ergänzungen, und eine dritte Gruppe nahm keine Nahrungsergänzungen ein. Die Studie ergab damals, dass die Frauen der Gruppe mit den Fischöl-Ergänzungen um durchschnittlich vier Tage länger schwanger und ihre Babys um durchschnittlich 100 Gramm schwerer waren. Für die neue Studie konnten die Wissenschaftler fast sämtliche Kinder ausfindig machen, die bei dem damaligen Versuch noch im Mutterleib waren. So konnten sie Krankenhausunterlagen untersuchen, um zu ermitteln, welche Kinder bis zu ihrem 16. Lebensjahr aufgrund von Asthma-Erkrankungen oder ähnlichen Leiden ins Krankenhaus eingeliefert wurden. "Wir wollten herausfinden, ob die Einnahme des Fischöl-Präparats in einem sehr frühen Lebensstadium Auswirkungen auf das Risiko hatte, in späteren Jahren an Asthma zu erkranken", erklärte Professor Sjurdur Olsen von der Maternal Nutrition Group am Statens Serum Institut in Dänemark. Aus der Analyse geht hervor, dass sich bei 19 der Kinder ein solch starkes Asthma herausgebildet hatte, dass sie deswegen sogar schon ins Krankenhaus mussten. Für die Kinder jedoch, deren Mütter Fischöl-Nahrungsergänzungen bekommen hatten, bestand im Vergleich zu den Kindern, deren Mütter Olivenöl-Präparate erhalten hatten, ein um 63% geringeres Risiko, an Asthma zu erkranken. Das Risiko eines allergischen Asthmas war sogar um 87% geringer. "Es gibt überzeugende biochemische Beweise dafür, dass sich die Omega-3-Fettsäuren im Fischöl regulierend auf das Immunsystem auswirken können", hielt Professor Olsen fest. Er legt nahe, dass Fischöle die Föten davor bewahren könnten, im späteren Leben ein Asthma-Leiden zu entwickeln, indem die Dauer der Schwangerschaft und das Geburtsgewicht erhöht werden; sowohl eine vorzeitige Entbindung als auch ein geringes Geburtsgewicht sind mit einem erhöhten Asthma-Risiko in Zusammenhang gebracht worden. Eine weitere Erklärung, warum die Omega-3-Fettsäuren in Fischölen das Risiko einer vorzeitigen Entbindung und einer späteren Asthma-Erkrankung verringern könnten, wäre der Bezug zu ihren entzündungshemmenden Eigenschaften. Die Wissenschaftler warnen jedoch vor übereilter Änderung der Ernährungsrichtlinien für schwangere Frauen, da zunächst weitere Untersuchungen nötig wären. "Dies sind die Ergebnisse eines verhältnismäßig kleinen Versuchs. Daher ist es äußerst wichtig, dass unsere Ergebnisse zunächst von anderen Versuchen bestätigt werden, bevor wir geänderte Ernährungsempfehlungen an die Schwangeren weitergeben", erläutert Professor Olsen. Obwohl die genauen Ursachen von Asthma noch ungeklärt sind, gibt es Anhaltspunkte für eine Verknüpfung zwischen den Bedingungen im Mutterleib und einem späteren erhöhten Asthma-Risiko. Rauchen, Infektionen und die Einnahme von Antibiotika während der Schwangerschaft wurden sämtlich mit einem erhöhten Risiko von Asthma und ähnlichen Krankheiten der Kinder in Verbindung gebracht. Das EARNEST-Projekt wird unter dem Themenbereich "Lebensmittelqualität und -sicherheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU gefördert.
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Dänemark