Neues Projekt untersucht Auswirkungen der Meeresversauerung auf marine Ökosysteme
Ein neues EU-finanziertes Projekt soll Licht auf die Auswirkungen der Ozeanversauerung auf Meeresorganismen und -ökosysteme werfen. Der Auftakt von EPOCA ("European project on ocean acidification") wird offiziell am 10. Juni im Rahmen einer Konferenz in Nizza erfolgen. Die Ozeane gehören zu den größten Kohlenstoffsenken und als solche spielen sie eine Schlüsselrolle bei der Regulierung der Kohlendioxidkonzentrationen (CO2) in der Atmosphäre. Seit Beginn der Industriellen Revolution vor rund 200 Jahren haben die Meere ungefähr ein Drittel des durch den Menschen verursachten Kohlendioxids aufgenommen. Heute werden täglich 25 Millionen Tonnen CO2 vom Meerwasser aufgenommen. Ozeane versauern, weil sie riesige Mengen an CO2 absorbieren. Das CO2 löst sich im Wasser auf und bildet Kohlensäure, die den Säuregehalt der Ozean steigen lässt. Obwohl diese Tatsache bereits seit den 1990er Jahren bekannt ist, weiß man immer noch sehr wenig über die Auswirkungen dieser Versauerung auf die Meeresflora und -fauna. Aus früheren Forschungen ist bekannt, dass Organismen mit Kalkskeletten, wie Korallen und Mollusken wegen dieses Prozesses langsamer wachsen. Das EPOCA-Konsortium wird die Auswirkungen tiefer gehend untersuchen, die Ozeanversauerung dokumentieren und die Folgen für die kommenden 100 Jahre voraussagen. Im Einzelnen heißt das, die Wissenschaftler werden sich beispielsweise damit beschäftigen, wie die Meereschemie sich in der Vergangenheit verändert hat, mit der Sensibilität von Kalzifizierung und autotrophen Prozessen, Vermehrung und Wachstum, mit mikrobieller Vielfalt und Aktivität, mit künftigen Veränderungen der Kohlenstoffchemie der Ozean und mit biogeochemischen Folgen. Auf der Grundlage ihrer Erkenntnisse werden sie versuchen, die sogenannten Schwellenwerte (tipping points) festzustellen, die nicht überschritten werden dürfen. "Dies stärkt die Position Europas auf diesem relativ neuen Gebiet der Umweltforschung und erlaubt es den einzelstaatlichen Programmen, sich zu diesem wichtigen Thema abzustimmen und zu ergänzen", erläutert Professor Ulf Riebesell vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften IFM-GEOMAR in Kiel, Deutschland. "Mit unserer Forschung werden wir dazu beitragen, kritische Schwellenwerte aufzuzeigen, deren Überschreiten unabsehbare Folgen für die marinen Ökosysteme haben kann", ergänzt Professor Jelle Bijma, Meeresbiogeologe am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven, Deutschland. Die Europäische Kommission fördert das über vier Jahre laufende EPOCA-Projekt mit einem Zuschuss von 6,5 Millionen Euro aus dem Siebten Rahmenprogramm (RP7), die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 16,5 Millionen Euro. EPOCA wird vom Centre National de la Recherche Scientifque (CNRS) koordiniert und führt ein Konsortium aus 27 Partnern aus neun europäischen Ländern zusammen. Mehr als 100 Wissenschaftler werden permanent beschäftigt sein.