Forschung erweitert das Verständnis von Alzheimer
Europäische Forscher haben die molekulare Verbindung zwischen Alzheimer und der Entwicklung amyloider Ablagerungen, einem der zentralen Kennzeichen dieser Krankheit, entdeckt. Diese bahnbrechende Entdeckung soll Forschern bei ihrem Streben nach einem besseren Verständnis der Krankheit helfen - einer Suche, die bereits über 15 Jahre lang andauert. Die teilweise über das Marie-Curie-Programm der EU finanzierte Arbeit wurde in der jüngsten Ausgabe der Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht. Alzheimer ist in der westlichen Welt die am meisten verbreitete Form von Demenz. Der progressive Krankheitsverlauf führt zu allmählichem Gedächtnisverlust und zur Veränderung des Verhaltens, der Kommunikationsfähigkeit und des Urteilsvermögens, weshalb die Betroffenen ab einem bestimmten Punkt nicht mehr in der Lage sind, sich selbst zu versorgen. Leider verliefen alle Versuche, ein Medikament oder eine Therapie gegen Alzheimer zu entwickeln bislang erfolglos. Ein typisches Merkmal der Krankheit sind amyloide Ablagerungen zwischen den Nervenzellen des Gehirns. Amyloide sind Proteinfragmente, die der Körper normalerweise produziert. Bei Beta-Amyloid handelt es sich um ein Proteinfragment, das sich von einem anderen Protein mit der Bezeichnung APP (Amyloid precursor protein) abgelöst hat. In einem gesunden Gehirn werden diese Fragmente abgebaut und eliminiert. Bei der Alzheimerkrankheit sammeln sich diese Fragmente an und bilden harte, nicht lösliche Ablagerungen. Vor einigen Jahren entdeckte Professor Bart De Strooper von der Katholischen Universität Löwen (K.U.) in Belgien, der auch die Abteilung für Molekulare und Entwicklungsgenetik am Flanders Institute for Biotechnology (VIB) leitet, den Prozess, mit dem sich diese amyloiden Ablagerungen zur familiären Alzheimerkrankheit entwickeln. Das belgische Forscherteam fand heraus, dass Gamma-Sekretase, ein Enzym, welches das Protein an einer bestimmten Stelle abschneidet, eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Ablagerungen spielt. Manchmal klappt die Spaltung der Gamma-Sekretase nicht, wodurch ein Nebenprodukt entsteht, das zusammenklebt und ausfällt - und so die Ablagerung verursacht. Allerdings ist über den Entwicklungsmechanismus dieser Ablagerungen bisher nur wenig bekannt. In ihrer jüngsten Studie haben sich die Forscher mit der Ursache der Erhöhung von Beta-Sekretase (BACE1) befasst. Dabei handelt es sich um ein Enzym aus der Familie der Asparaginproteasen, das in Gehirnzellen von Patienten mit sporadischer Alzheimerkrankheit zu finden ist. Das VIB-Team untersuchte die Expressionsprofile mehrerer miRNA - das sind kurze RNA-Abschnitte, die die Proteinproduktion regulieren. Ihre Arbeit zeigte, dass Patienten mit erhöhten BACE1-Werten über weniger miR-29a und miR-29b-1 verfügten. Dem Forscherteam zufolge spielen manche miRNAs eine zentrale Rolle bei der Erhöhung von BACE1 und an der Entwicklung von Ablagerungen in den Gehirnen von Alzheimerpatienten. Diese Studie zeige, dass ein Potenzial für die Entwicklung eines verbesserten Diagnosetests für diese Krankheit vorhanden sei, so die Forscher. Die rechtzeitige Verschreibung einer Reihe von Medikamenten gegen diese Krankheit könnte zu einer besseren Reaktion des Patienten und zu einem verbesserten Wohlergehen führen. Jedoch ist noch zu ermitteln, ob diese miRNA auch die Entwicklung eines neuen Arzneimittels stimulieren könnte.
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Belgien