Achten Sie auf Ihr Herz
Kleidung, Bettlaken und Haushaltsgeräte könnten Herzpatienten schon bald den Umgang mit ihrer Krankheit erleichtern. Das Ziel des neuen von der EU finanzierten HeartCycle-Projekts liegt in der Entwicklung innovativer Lösungen zur Fernüberwachung. Dieses am 1. März ins Leben gerufene Forschungsprojekt zählt zu den umfangreichsten Projekten im Bereich Biomedizin und Gesundheitswesen innerhalb der EU. Das vom branchengesteuerten Forschungsgremium geplante System soll die Pflegequalität für Patienten mit koronarer Herzerkrankung und Herzinsuffizienz steigern, indem deren Zustand auch zu Hause bequem über in Alltagsgegenstände eingebaute unauffällige Sensoren überwacht werden kann. Gleichzeitig soll das System die Daten automatisch an den behandelnden Arzt senden, sodass dieser die jeweilige Therapie individuell anpassen und Empfehlungen zur Lebensweise geben kann. Außerdem wird der Patient so selbst in den Umgang mit seiner Krankheit eingebunden. Laut Professor John Cleland, Vorsitzender des Fachbereichs Kardiologie an der Universität Hull, Vereinigtes Königreich, stellt Letzteres eine enorme Herausforderung, aber gleichzeitig auch eine bedeutende Chance dar. "Die direkte Investition in hilfsbedürftige Menschen und nicht bloß in Dienstleistungen, die für diese oder im Auftrag dieser Personen bestimmte Dinge erledigen, trägt zu einer optimierten Pflege, einer gesteigerten Verfügbarkeit und einem effektiven Einsatz knapper Pflege- und Heilressourcen bei", sagt er. "Durch die Entwicklung von Systemen, mit denen Herzpatienten fernüberwacht und angeregt werden, Behandlungsverordnungen einzuhalten und einen positiven Lebenswandel zu führen, hoffen wir, die Überlebensfähigkeit von Personen mit Herzkrankheiten verbessern sowie die Gesamtpflegekosten senken zu können", erklärt Henk van Houten, Senior-Vizepräsident von Phillips Research und Leiter des Forschungsprogramms Gesundheitspflege. "Die effiziente Entwicklung solcher Systeme kann nur durch multidisziplinäre Partnerschaften zwischen Hardware-Technikern, Software-Entwicklern, Textilfabrikanten, Musterzeichnern, medizinischem Fachpersonal und Pflegeanbietern erreicht werden, wie es im Rahmen des HeartCycle-Projekts der Fall ist", ergänzt Herr van Houten. Die 18 öffentlichen und privaten Projektpartner aus Deutschland, Griechenland, Spanien, Finnland, Italien, den Niederlanden, Portugal, dem Vereinigten Königreich, China und der Schweiz entstammen verschiedensten Hintergründen in den Bereichen Forschung, Hochschulwesen, Medizin und Industrie. Über einen Zeitraum von vier Jahren wird die EU über 14 Millionen Euro in die Forschung von HeartCycle innerhalb ihres Siebten Rahmenprogramms (RP7) investieren. Insgesamt belaufen sich die Projektkosten auf etwa 22 Millionen Euro. HeartCycle baut auf den Fortschritten des MyHeart-Projekts auf, das im Dezember 2008 ausläuft und über das IST-Programm (Information Society Technologies) innerhalb des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert wurde. Im Rahmen von MyHeart, an dem zum Teil dieselben Akteure mitwirkten, wurden hochmoderne Technologien zur Fernüberwachung sowie Dienstleistungskonzepte entwickelt, über die den Menschen eine aktive Rolle bei ihrer Gesundheitsfürsorge zugedacht werden kann. Während dieser Forschungsarbeit erkannten die Projektpartner das von zu Hause aus umgesetzte Krankheitsmanagement als potenziellen Bereich zur Optimierung der medizinischen Pflegestandards, und dieses Ziel will man im Rahmen von HeartCycle mit dem Schwerpunkt der koronaren Herzerkrankung erreichen. Insgesamt treten innerhalb der EU jährlich 1,9 Millionen Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf, welche pro Jahr Gesundheitsausgaben in Höhe von 105 Milliarden Euro verursachen. Die Hälfte dieser Todesfälle betrifft Personen, die bereits einen Herzanfall erlitten haben. Deshalb erachten die Projektpartner die Ermittlung "besserer Möglichkeiten zum Management und zur Behandlung der koronaren Herzerkrankung und der chronischen Herzinsuffizienz als einen der effektivsten Wege, die Zahl der geforderten Menschenleben und die finanzielle Belastung in Verbindung mit diesen schwächenden Krankheiten zu verringern".