Erweiterte Realität in der Baubranche realisiert
Die Baubranche ist für 40 % des Energieverbrauchs in der EU verantwortlich. Das Projekt „Energieeffiziente Gebäude“, eine gemeinsame Initiative der Europäischen Kommission und der Baubranche, wurde ins Leben gerufen, um unter Nutzung der besten heute verfügbaren Praktiken und Technologien den prognostizierten Energieverbrauch in Gebäuden bis 2030 um 50 % zu reduzieren. Gebäude erreichen nur selten die Energieeffizienz- und Qualitätserwartungen. Das EU-finanzierte Projekt INSITER wurde geschaffen, um unter Verwendung vorgefertigter Komponenten die Lücke zwischen den prognostizierten und den tatsächlichen Energieeinsparungen von energieeffizienten Gebäuden zu schließen. INSITER präsentierte eine Reihe moderner Werkzeuge und Methoden, die Energieverluste aufgrund falscher Montage der Baukomponenten oder defekter Installationen mechanischer, elektrischer und Sanitärsysteme während der Bauphase verhindern bzw. signifikant verringern. „Bei unseren zukunftsweisenden Konzepten setzen wir auf Inspektionsprozesse auf der Baustelle während der Bauphase, statt wie mit dem herkömmlichen Ansatz nach Fertigstellung“, bemerkt André van Delft, CEO und Gründer von DEMO Consultants, dem niederländischen Unternehmen, das INSITER koordinierte. Überprüfung der Gebäudekonstruktion in Echtzeit In der Unterhaltungs- und Videospielbranche trifft man sicher öfter auf erweiterte Realität. Ihre Anwendung bietet aber auch für die Baubranche viele Vorteile. Durch den sofortigen Zugriff auf digitalisierte Datenbanken können Inspektoren das, was gebaut wird, exakt mit dem Gebäudeinformationsmodell (Building Information Model, BIM) vergleichen. So können Problembereiche einfacher erkannt und ernste Probleme unverzüglich identifiziert und gelöst werden. „Die wichtigste Innovation im Rahmen des Projekts INSITER ist die Entwicklung intuitiver und kostengünstiger Werkzeuge für die Selbstinspektion unter Verwendung von erweiterter Realität. Anders als virtuelle Realität, die eine völlig neue und unabhängige Umgebung der realen Welt schafft, nimmt die erweiterte Realität ein 3D-Modell und kombiniert es mit Echtzeit-Informationen vom Gebäude“, bemerkt Herr van Delft. Die Kombination aus virtuellen architektonischen Entwürfen und der Realität der Baustelle erhöht die Effizienz und Genauigkeit, verringert Fehler und spart Zeit, Geld und Ressourcen. „Darüber hinaus kann erweiterte Realität in mobile Anwendungen integriert werden, die Triangulationsberechnungen aus Geodaten, globalen und Indoor-Ortungssystemen ausführen und den Nutzern ermöglichen, auf Smartphones oder Tablets darauf zuzugreifen“, fügt Herr van Delft hinzu. Intelligente 3D-Computermodelle Selbst die ausgefeilteste Visualisierungstechnologie ist von der Qualität der zugrunde liegenden Daten abhängig. Und hier kommt das BIM ins Spiel. Das Tool BIM hilft bei der Erstellung und Verwaltung von Informationen und ermöglicht den Teams so die Nutzung eines kohärenten Systems mit 3D-Computermodellen und dessen relevanten Informationen, statt separater Dokumenten- oder Zeichnungssätze. Mit demselben räumlichen Verständnis der gebauten Umgebung können Architekten, Bauunternehmer und Bauingenieure beim Zugriff auf den Entwurf und bei Aktualisierungen enger zusammenarbeiten und damit Ausfallkosten reduzieren. INSITER bietet den Nutzern die Möglichkeit, erweiterte Planungsdaten von Mess- und Diagnoseinstrumenten anzuzeigen, indem diese Daten in das BIM integriert werden. Dies umfasst Daten, die im Rahmen der Felddemonstrationsaktivitäten von INSITER durch 3D-Laserscans, Wärmebildkameras sowie Akustik- und Vibrationsdetektoren erfasst wurden. Die Projektmitglieder haben die Computermodelle über den gesamten Lebenszyklus der Gebäude hinweg aktualisiert, auch nach der Fertigstellung, um die Erhaltung zu beurteilen. Demonstriert wurden unter anderem eine Dacherweiterung eines Gesundheitszentrums in Deutschland, die Modernisierung eines Schulkomplexes in Italien, die Überwachung der Leistung eines neu errichteten Bürogebäudes in Spanien sowie die Renovierung eines Universitätsgebäudes in den Niederlanden. Durch die Kombination mehrerer modernster Technologien könnte die Anwendung von INSITER das Missverhältnis der Energieleistung zwischen dem Entwurf und den Inbetriebnahmephasen eines Gebäudes beträchtlich reduzieren. Dies sollte dazu beitragen, kostspielige Fehler zu vermeiden und gleichzeitig eine hohe Gebäudequalität und optimale Energieeinsparungen über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes hinweg sicherzustellen.
Schlüsselbegriffe
INSITER, Bau, erweiterte Realität, Gebäudeinformationsmodell, Building Information Model (BIM), Selbstinspektion, Computermodell, Lebenszyklus, DEMO-Berater, energieeffiziente Gebäude