Stärkere weltweite Zusammenarbeit bei vernachlässigten Infektionskrankheiten notwendig
"Es wurde bereits viel getan, aber es liegt noch viel Arbeit vor uns", so fasste Francisca van Cauwenberghe von der GD Forschung der Europäischen Kommission beim Abschlussplenum der internationalen Konferenz zu vernachlässigten Infektionskrankheiten (neglected infectious diseases - NID) am 9. November in Brüssel die Situation zusammen. Ganz oben auf der Aufgabenliste steht dabei die Sicherstellung eines globalen, koordinierten Ansatzes zur Bekämpfung dieser Krankheiten. Das bedeutet, dass die Akteure aus der ganzen Welt, einschließlich Forschern, Patientengruppen, Nichtregierungsorganisationen (NRO), Ärzten und Pflegepersonal, gemeinsam die Forschungsziele definieren müssen. Darüber hinaus wurde mehr Anerkennung für die Spitzenforschung im Bereich NID verlangt, die derzeit in einigen fortgeschrittenen Entwicklungsländern durchgeführt wird. Weit verbreitet in diesem Bereich ist das Problem der Doppelarbeit in der Forschung. Daher waren sich die Konferenzteilnehmer weitgehend einig, dass die Erstellung einer Datenbank unerlässlich ist, in die die Forscher weltweit Informationen über ihre jüngsten Forschungsprojekte und -pläne eintragen können. Ein Vertreter des US-amerikanischen National Institute of Health (NIH) merkte an, dass seine Organisation gerade eine Datenbank entwickele, in der die gesamte Arbeit zu Infektionskrankheiten am NIH zusammengefasst wird, und dass seine Institution dabei sehr gerne mit anderen zusammenarbeiten würde. Auch die Kommunikation der Forscher, die an der Bekämpfung unterschiedlicher Krankheiten arbeiten, ist wichtig, da viele Menschen mit mehr als einer NID infiziert sind. Gefordert wurde auch eine engere Verbindung zwischen denen, die die Krankheiten selbst erforschen, und den Forschern, die zu Fragen der Gesundheitssysteme arbeiten. Zum Abschluss der Konferenz unterstrich EU-Forschungskommissar Janez Potocnik die Bedeutung der Forschung an vernachlässigten Infektionskrankheiten. "Vernachlässigte Krankheiten bedeuten vernachlässigte Opfer - von denen es Millionen gibt", kommentierte er. Wie wichtig es sei, dass die Forschungsergebnisse auch zu den Entscheidungsträgern gelangen, war bereits von den Teilnehmern betont worden und wurde von Potocnik noch einmal aufgegriffen: "Forschung ist wichtig, aber ebenso wichtig ist es sicherzustellen, dass die Forschungsergebnisse zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Personen zugeleitet werden." In seiner Rede ermutigte der Kommissar die Forscher, das Siebte Rahmenprogramm (RP7) kreativ zu nutzen, und merkte an, dass Forschung zu NID unter verschiedenen Budgetkategorien gefördert werden könne, zum Beispiel dem Europäischen Forschungsrat. Die Teilnehmer forderten auch dringend eine engere Zusammenarbeit zwischen den Finanzierungseinrichtungen. Hier wies Potocnik darauf hin, dass das Rahmenprogramm entsprechende Mechanismen vorsehe, zum Beispiel ERA-NET Plus, ein Programm, das die Geberagenturen zusammenführen soll, damit sie ihre Arbeit koordinieren und gemeinsame Ausschreibungen veröffentlichen können. "Wir sind hier, weil wir eine sichtbare Veränderung erreichen müssen", schloss der Kommissar. "Es ist sehr wichtig, dass wir zusammen das, was wir heute diskutiert haben, erfolgreich umsetzen. Ich bin definitiv bereit dazu." Während der Konferenz wurde angekündigt, dass für Frühjahr und Sommer 2007 zwei Gesundheitsausschreibungen speziell zum Thema Infektionskrankheiten vorgesehen sind. Sie werden sich auf folgende Ziele konzentrieren: - Entwicklung neuer diagnostischer und therapeutischer Instrumente gegen infektiöse Parasiten aus der Familie der Trypanosomatidae, - Entwicklung eines sicheren und effizienten Impfstoffs gegen verschiedene Leishmania-Arten (viszerale Leishmaniase), - Maßnahmen zur Heranbildung der nächsten Generation von Forschern in den Bereichen HIV/AIDS, Malaria, TB und vernachlässigte Infektionskrankheiten, - Sammlung, Isolierung und Erforschung potenzieller Medikamente aus terrestrischen und marinen Biodiversitätsquellen.