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Transnational nationalism. Far-Right Nationalist Groups in East Central Europe in the 20th and 21st centuries

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Länderübergreifende Aktivitäten rechtsextremer nationalistischer Organisationen

Rechtsextremistische nationalistische Organisationen vernetzen sich häufig über Aktivitäten und Verbände, die über nationale Grenzen hinausgehen. Eine über ein Marie Skłodowska-Curie-Einzelstipendium finanzierte Studie führte nun historische und ethnographische Daten zusammen, um die Prozesse solcher Interaktionen zu analysieren.

Das Projekt Transnat_farright (Transnational nationalism. Far-Right Nationalist Groups in East Central Europe in the 20th and 21st centuries) untersuchte die länderübergreifende Vernetzung rechtsextremistischer Jugendorganisationen in Mitteleuropa. „Nationalistische Aktivitäten umfassen häufig die Zusammenarbeit und den Austausch auf länderübergreifender Ebene, um sowohl die jeweilige nationale Bewegung oder Organisation zu stärken als auch eine länderübergreifende Gemeinschaft von Menschen mit ähnlicher Gesinnung zu unterstützen“, sagt Projektleiterin Dr. Agnieszka Pasieka. Ziel von Transnat_farright war es, Forschungslücken zu diesem Aspekt rechtsextremer Aktivitäten zu schließen. So demonstrierte die Studie den großen Stellenwert des interdisziplinären Dialogs und der Berücksichtigung historischer Dimensionen bei der Analyse heutiger rechtsextremer Bewegungen. Insbesondere betonte der Ansatz, dass ethnographische Methoden grundlegend für Forschungen dieser Art sein müssen. Nuancen der heutigen rechtsextremen Aktivitäten Dem Projekt lagen drei Arbeitshypothesen zugrunde: statt rechtsextreme Gruppen zunächst jeweils einzeln zu betrachten und danach zu vergleichen, untersuchte Dr. Pasieka die Beziehungen und den Austausch zwischen verschiedenen Gruppierungen. „Transnat_farright analysierte Prozesse der gegenseitigen Nachahmung, Ideengebung, aber auch Einschränkung für die verschiedenen nationalistischen (kollektiven und individuellen) Akteure“, um dann heutige Entwicklungen mit ähnlichen Phänomenen in den 1920er und -30er Jahren zu vergleichen. Weiterhin wurde angesichts der Muster rechtsextremer Vernetzung in dieser Zeit schwerpunktmäßig untersucht, „inwieweit heutige Akteure ihre Ideen aus dem Gedankengut der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts beziehen.“ Der letzte Schwerpunkt lag auf Bewegungen und Organisationen, die nicht per se politische Parteien sind und Jugendliche anwerben. Dr. Pasieka zufolge muss vor allem die Denkweise dieser Akteure und der Einfluss genauer analysiert werden, über den diese entsprechende Emotionen und Aktivitäten auslösen. Historische und ethnographische Forschung Allerdings ist die ethnographische Analyse rechtsextremer Bewegungen in verschiedener Hinsicht komplex. „Aus diesem Grund kombinierte das Projekt ethnographische Aspekte des heutigen Rechtsextremismus mit Archivrecherchen rechtsradikaler nationalistischer Akteure der 1930er Jahre“, erklärt Dr. Pasieka. Für einen Vergleich gegenwärtiger Tendenzen mit Entwicklungen in den 1930er Jahren wurden Archivrecherchen in Wien, Warschau, Lemberg (bis 1939 polnische Stadt) und Triest durchgeführt. Diese Städte waren vor dem Zweiten Weltkrieg multiethnisch geprägt und sind daher von besonderem Interesse, um das Ausmaß der länderübergreifend-nationalistischen Ausrichtung verschiedener nationalistischer Aktivitäten aufzuzeigen. In Italien und Polen sowie einer südlichen Region der Slowakischen Republik mit ungarischer Minderheit fanden Feldforschungen statt. Hierfür musste zunächst Kontakt aufgebaut und Zugang zu relevanten Gruppen und Einstellungen etabliert werden. Die Feldforschung umfasste dann die Beobachtung der Teilnehmer bei verschiedenen, von rechtsextremen Gruppen organisierten Veranstaltungen, etwa großer Festivals und Demonstrationen bis hin zu Versammlungen auf kleinerer Ebene. Neue Erkenntnisse und künftige Wege Die Projektergebnisse wurden auf zahlreichen internationalen Konferenzen und Workshops in Europa und den Vereinigten Staaten vorgestellt, bieten neue Einblicke in das Thema und ergänzen bisherige Studien, die den Schwerpunkt eher auf politische Parteien legten und kaum ethnographische Methoden anwandten. In dem 2017 erschienenen Beitrag „Taking far-right claims seriously and literally: Anthropology and the study of right-wing radicalism“ (dt: Rechtsextreme Konzepte ernst und wörtlich nehmen: Anthropologie und Analysen des Rechtsradikalismus) erläutert Dr. Pasieka eine Reihe methodologischer und ethischer Probleme in Zusammenhang mit Studien zu Rechtsextremismus. Darin erörtert sie etwa die Frage, wie die Studienbeteiligten objektiv dargestellt werden können, selbst wenn dies deren Selbstwahrnehmung widerspricht. Die Erkenntnisse aus diesem Forschungsvorhaben lässt Dr. Pasieka auch in ihr künftiges Projekt einfließen: Living right: an anthropological study of far-right activism (dt: Rechtes Leben: Eine anthropologische Studie zu Rechtsextremismus). Obwohl hier der Schwerpunkt zwar noch immer auf länderübergreifender Vernetzung liegt, werden in erster Linie verschiedene bürgerliche Tendenzen des Rechtsextremismus betrachtet.

Schlüsselbegriffe

Transnat_farright, rechtsextrem, länderübergreifende, ethnographische, nationalistische Organisationen, Rechtsextremismus

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