In Kooperation mit Städten: Neue Instrumente für mehr Resilienz entwickelt
Städte werden immer größer, ihre Bevölkerung wächst und der Klimawandel bedroht ihre Sicherheit immer stärker. Darum müssen sie widerstandsfähiger, also resilienter werden. Das Konzept ist bekannt, es ist fast ein Modewort: Hohe Resilienz bezeichnet die Eigenschaft, angesichts einer Katastrophe stärker in der Lage zu sein, weiter zu machen, sich mit den richtigen Instrumenten und Maßnahmen dem Problem zu stellen und sich von den Folgen zu erholen. Die Frage ist: Was können wir tun, damit die Städte Europas resilient werden? Traditionell greift man bei Katastrophen meistens zum Risikomanagement: Krisenmanager prognostizieren die möglichen Risiken, die auf sie zukommen, und weisen den einzelnen Risiken unabhängige Wahrscheinlichkeiten zu. Während das für normale Szenarien mit einer einzigen Katastrophe funktioniert, werden solche Ansätze problematisch, sobald es um miteinander verbundene Risiken und unvorhergesehene Ereignisse geht. „In letzter Zeit ist es wesentlich schwerer geworden, die möglichen Krisen und, aufgrund komplexer Kaskadeneffekte, auch ihre Folgen vorherzusagen“, erklärt Prof. Jose Maria Sarriegi von der Universität Navarra. Für vollständige Resilienz brauchen die Städte systematische Instrumente. Und genau das hat das Projekt SMR zur Verfügung gestellt: Instrumente, die in Zusammenarbeit mit Städten entstanden sind und den effektiven Aufbau von Resilienz ermöglichen. „Wir haben einen Leitfaden für das Resilienzmanagement in Europa entwickelt, zu dem fünf Instrumente gehören“, erklärt Prof. Sarriegi. „Im Mittelpunkt steht ein Reifegradmodell mit fünf Phasen, die eine Stadt durchlaufen sollte, um resilient zu werden (SMART: Starting/Anfänger, Moderate/Mittel, Advanced/Fortgeschritten, Robust und verTebrate/Ausgewachsen). Das zweite ist eine Liste von Maßnahmen und bewährten Verfahren, die zeigen, wie verschiedene Städte Resilienzmaßnahmen umgesetzt haben. Das dritte Instrument ist ein Simulationsmodell der Resilienzdynamik einer Stadt. Damit können die Städte verstärkt an quantitativen Aspekten arbeiten, wie zum Beispiel dem nötigen Etat oder der nötigen Zeitspanne für die Umsetzung festgelegter Maßnahmen. Unser viertes Instrument ist dann ein Fragebogen zur Systemizität von Risiken. Damit lassen sich die Kaskadeneffekte erklären, mit denen Städte aktuell kämpfen. Da die Entwicklung von Resilienz bei Städten die Beteiligung einer signifikanten Anzahl von Interessengruppen erfordert, geht es bei unserem fünften und letzten Instrument um Mitarbeit: Hierbei handelt es sich um das Resilienzinformationsportal.“ Im Laufe des Projekts haben Prof. Sarriegi und sein Team bei der Entwicklung, den Tests und dem Einsatz der Instrumente aus dem Projekt eng mit den Städten Glasgow, Donostia, Kristiansand, Riga, Rom, Vejle und Bristol zusammengearbeitet. Diese Städte haben nicht nur den Wert des SMR-Rahmensystems erkannt, sondern nutzen es auch weiterhin, um ihre Resilienz zu erhöhen. „Wir sind mit den Projektergebnissen sehr zufrieden, aber wenn ich eine Errungenschaft auswählen müsste, auf die ich am stolzesten bin, dann wäre das, dass wir überhaupt das Grundgerüst für ein Netz resilienter Städte in Europa geschaffen haben“, so Prof. Sarriegi enthusiastisch. „Die Städte sind sich jetzt bewusst, dass es nicht sinnvoll ist zu glauben, sie könnten ganz allein resilient werden und andere Städte zurücklassen, und sie wissen, dass sie nur mit Kooperation wirklich resilient werden können.“ Obwohl das Projekt inzwischen abgeschlossen ist, arbeitet das Konsortium weiter an seinem Thema. Als nächstes wollen sie die SMR-Instrumente in gängige Standardisierungsprozesse einbauen: „Wir haben drei CWA-Normen entwickelt und wollen sie jetzt noch als relevante Konzepte in ISO-Normen einbringen, die gerade in der Entwicklung sind“, so Prof. Sarriegi abschließend.
Schlüsselbegriffe
SMR, Stadt, Resilienz, Rahmensystem, Katastrophe, Gefahr